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Schicksalsfäden

Schicksalsfäden

Titel: Schicksalsfäden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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genug war, den Tod seines Sohnes zu rächen. Was hatte er schließlich noch zu verlieren?
    Starr saß Grant dem verbitterten Mann gegenüber, hörte, wie dieser weitersprach: »Nicht mehr lange und Vivien Duvall wird in ihrem wohlverdienten feuchten Grab vermodern, der Mörder wird aus England verschwinden, und es gibt absolut nichts, was Sie dagegen tun könnten, Morgan.«
    Sogar Grant verspürte in diesem Augenblick so etwas wie Angst, Angst um Victoria, und er musste sich selbst daran erinnern, dass diese in seinem Haus in Sicherheit war. Sogar ein Kollege aus der Bow Street war da und passte auf sie auf.
    Ahr kranker Killer wird Vivien nie finden, Lane«, sagte Grant mit mehr Überzeugung, als er selbst empfand. »Er hat nämlich von Anfang an die falsche im Visier gehabt. Hören Sie? Die falsche! Die Frau, die er in der Themse ertränken wollte, die Frau, die mich auf dem Lichfield-Ball begleitet hat – das war nicht Vivien Duvall. Das war ihre Schwester. Vivien hat sich die ganze Zeit versteckt gehalten und ihr gedungener Mörder hat versucht, ihre Schwester zu töten.«
    Lane war so heftig aufgesprungen, dass sein sorgfältig gescheiteltes Haar durcheinander geriet. »Sie lügen!«, schrie er. Allein die Vorstellung, dass die von ihm so abgrundtief gehasste Vivien Duvall irgendwo über ihn lachte, schien ihm den letzten Rest Verstand zu rauben. »Was für eine blödsinnige Geschichte haben Sie sich da ausgedacht?«
    »Ihre Verblendung hat Vivien Duvalls Schwester fast das Leben gekostet«, sagte Grant und auch er konnte nun seine Wut kaum mehr beherrschen. »Die letzten Wochen waren ein Albtraum für sie, aber damit wird heute Nacht Schluss sein!« Er war ebenfalls von seinem Sessel aufgesprungen, Funken des Hasses schienen aus seinen Augen zu sprühen, unwillkürlich legte er seine großen Hände um den dürren Hals des alten Mannes, seine Daumen lagen auf seiner Kehle. »Soll ich Ihnen das antun, was Sie ihr angetan haben, Sie Schwein? Und danach lasse ich Sie noch ein wenig Themsewasser schlucken! Was sagen Sie dazu? Was sagen Sie dazu, Sie dreckiger alter Mann?«
    »Nehmen … nehmen Sie Ihre Hände weg«, krächzte Lord Lane.
    »Wen haben Sie angeheuert, um Vivien zu ermorden? Los, raus mit der Sprache. Ich will den Namen, meine Geduld ist am Ende!«
    Das Gesicht von Lord Lane färbte sich dunkel, er bekam kaum noch Luft, aber er gab noch nicht auf. »Wenn es stimmt«, presste er hervor, »dann lass ich beide töten … ist mir egal …«
    »Niemals! Es ist vorbei, Lane! Begreifen Sie das endlich!« Grant drückte noch fester zu. Sein Gesicht war eine Grimasse der Wut und Verzweiflung. Er musste wissen, wer der Mörder war.
    Das stumme Ringen schien ewig zu dauern. Als Lane schon fast das Bewusstsein und Grant beinahe die Hoffnung verloren hatte, spuckte ihm der alte Mann einen Namen entgegen.
    Grant erstarrte. Seine Hände lockerten sich schlagartig. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. »Was war das? Was haben Sie gesagt?« Sein Kopf war von einem Rauschen erfüllt.
    Heftig nach Luft schnappend stolperte Lord Lane rückwärts von Grant weg. »Keyes!«, schleuderte er Grant entgegen. »Neil Henry Keyes … einer Ihrer verdammten Revierkollegen. Ein Runner wie Sie!« Plötzlich begann er zu lachen, als erkenne er mit einem Mal die Lächerlichkeit der ganzen Sache. »Er brauchte Geld, und er war sich sicher, den Auftrag schnell und sauber ausführen zu können. ich hätte mir denken können, dass Ihr Schwachköpfe aus der Bow Street unfähig seid. Ich werde einen anderen Mann anheuern, der die Sache zu Ende bringt, Grant.
    Ein für alle Mal!«
    Aber Grant schien ihm gar nicht mehr zuzuhören. Er war schon auf dem Weg zur Tür, sein Atem ging heftig, Schweiß stand ihm auf der Stirn.
    »Mein Gott«, stammelte er immer wieder. Noch nie in seiner Karriere hatte er solche Angst gehabt, war er so nah an einer Panik gewesen wie in diesem Augenblick. Was sollte er bloß tun? Keyes war der Mann, der Victoria heute Nacht beschützen sollte. Grant hatte also Victoria in die Hände ihres Mörders gegeben. Er drehte sich langsam zu Lord Lane um. »Wenn ihr irgendetwas zustößt sind Sie ein toter Mann, Lane.«
    Und auch sein Leben würde vorbei sein, dachte Grant. Er erwachte aus seiner Erstarrung und stolperte aus, dem Zimmer, den Flur entlang, an verdutzten Clubmitgliedern und Dienern vorbei auf die Straße. Die kalte Luft tat gut.
    Er brauchte jetzt einen klaren Kopf.

Kapitel 15
    »Der Bow-Street-Runner ist

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