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Schicksalsfäden

Schicksalsfäden

Titel: Schicksalsfäden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Aber leider haben wir gerade erst neue Erkenntnisse gewonnen, die diese Maßnahme ratsam erscheinen lassen. Es wäre wirklich am besten, wenn Sie gleich mit Sir Ross sprechen würden.«
    Unerwartet mischte sich Mrs. Buttons ein. Sie trat hinter Keyes hervor und stellte sich wie zum Schutz vor Vivien.
    »Und um welche neuen Erkenntnisse, von denen Mr. Morgan nichts weiß, handelt es sich dabei, wenn Sie mir die Frage erlauben?«
    »Das darf ich Ihnen leider nicht sagen«, antwortete Keyes immer noch lächelnd. »Das ist geheim. Aber es besteht gar kein Grund zur Besorgnis, meine Damen. Auch Mr. Morgan würde diese Maßnahme sicher gutheißen.
    Außerdem gibt es wohl kaum einen sichereren Ort in London als Bow Street.«
    »Wie lange werde ich auf dem Revier bleiben müssen?«, fragte Vivien. »Doch sicher nur so lange, bis Mr. Morgan wieder da ist.«
    »Möglich«, sagte Keyes nur und mit einem Mal war sein Lächeln wie weggeblasen. »Also los jetzt«, sagte er ungeduldig, »wir verschwenden nur Zeit. Sir Ross sagte, ich solle Sie sofort zu ihm bringen.«
    »Na gut«, gab Vivien nach. Die neue Situation verwirrte sie und sie hatte ein ungutes Gefühl. Mr. Keyes war nett und attraktiv, aber irgendetwas an ihm beunruhigte sie. Als lauerte etwas Unberechenbares hinter der freundlichen Fassade … etwas Reptilienhaftes. Plötzlich wusste sie, dass sie ihm nicht trauen durfte. Sie wusste das beinahe körperlich, denn in diesem Augenblick begann auch ihr Herz heftig zu pochen, als wolle es Vivien wachrütteln.
    »Mr. Keyes, spräche etwas dagegen, dass eines der Hausmädchen mich aufs Revier begleitet? Ich hätte gern etwas Gesellschaft.«
    »Gute Idee«, sprang ihr Mrs. Buttons sofort bei. »Mary wird Sie begleiten.«
    Doch Keyes schüttelte nur energisch den Kopf. »Das ist weder nötig noch vernünftig. Es geht hier schließlich nicht um eine nette Landpartie, meine Damen, sondern um einen Kriminalfall. Wir sollten jetzt wirklich gehen, Miss Duvall, bevor das Wette noch schlechter wird.«
    Für Sekunden, die wie Ewigkeiten schienen, sahen sich Vivien und Mrs. Buttons in die Augen. Ein stummes Frage-und-Antwort-Spiel: Kann ich ihm trauen, fragte Viviens Blick. Ich glaube ja, antwortete der Blick der Haushälterin nach einigem Zögern. Und laut sagte sie, obwohl sie sich sichtlich unwohl fühlte: »Ich glaube, Sie müssen jetzt gehen, meine Liebe. Ich werde Mr. Morgan informieren, sobald er zurückkommt.«
    Vivien sah aus dem Fenster zu dem bedrohlichen Himmel. Sie war so niedergeschlagen, dass ihr fast alles egal war.
    »Na gut«, sagte sie tonlos. Dann blickte sie Mr. Keyes kühl an. »Sie entschuldigen mich einen Augenblick, bitte.
    Ich werde mir nur andere Schuhe anziehen und eine Pelerine holen.«
    »Natürlich Miss Duvall.«
    Vivien war schon auf dem Weg zur Tür, als wie ein Blitzlicht plötzlich ein Fetzen Erinnerung in ihrem Gedächtnis auftauchte. Sie drehte sich um und sah Mr. Keyes fest an. »Sind wir uns nicht schon einmal begegnet Mr. Keyes?«
    »Ich wüsste nicht wo und wie, Miss. Bitte beeilen Sie sich jetzt.« In seinen Augen lag plötzlich etwas Feindseliges, das sich vorher noch versteckt zu haben schien. Vivien spürte, dass er sie nicht mochte. Bestimmt hatte er von der berüchtigten Vivien Duvall gehört von der bösen echten Vivien Duvall. Und vielleicht hasste er sie. Diese Nase, dieses Kinn … wo war sie diesem Kerl schon einmal begegnet? Sie bekam Angst.
    Ein Blitz schlug krachend in der Nähe ein und einen Wimpernschlag später grollte Donner und ließ das Haus erbeben.
    »Wir haben nicht viel Zeit Miss.«
    Vivien macht auf dem Absatz kehrt und verließ das Zimmer. Dabei versuchte sie ganz ruhig zu bleiben, obwohl Panik ihre kalten Finger nach ihr ausstreckte. Auf dem Weg die Treppe hoch warf sie einen kurzen Blick zurück über ihre Schultern. Da stand Keyes am Fuß der Treppe und sah ihr nach. Wie ein Dämon, der sie in den Schlund der Hölle zerren möchte, dachte Vivien.
    Am liebsten hätte sie sich in ihrem Zimmer eingeschlossen. Er würde es nicht wagen, in diesem Haus Gewalt anzuwenden oder gar die Tür einzutreten. Sicher nicht? Als Vivien das Zimmer erreicht hatte, stand sie kurz vor einer Ohnmacht. Das Blut rauschte ihr in den Ohren und sie hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Den Rücken von innen gegen die Tür gedrückt, blickte sie nach oben, als könne plötzlich ein rettender Engel herabschweben. »Grant …«, flüsterte sie. »Bitte, Grant, hilf

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