Schicksalsnacht in Atlantic City (German Edition)
Uni gegangen?“
„In Harvard.“
Harvard, die Eliteuniversität. Natürlich. Die Kluft zwischen ihnen wurde breiter. Das Einzige, was sie verband, war das Kind.
Und der Sex. Aber das war auch alles.
„Warum bist du denn nach Tahoe gekommen?“, fragte sie, als er ihr die Tür aufhielt. Sie wies auf ein paar Tische, die zu dem kleinen Cafe gehörten.
„Das hat mit einem Versprechen zu tun, das ich während meiner Collegezeit gab.“
Nicole und Devlin gingen zum Tresen und sahen sich die Kuchenauswahl an. Eine duftige Schokoladentorte sah sehr verführerisch aus, aber Nicole beherrschte sich. Sie hatte sich vorgenommen, sich während der Schwangerschaft nicht zu sehr gehen zu lassen. „Ich möchte eine heiße Schokolade“, sagte sie zu der Frau hinter dem Tresen.
„Und ich einen Kaffee und ein Stück von dem da.“ Devlin zeigte auf die himmlische Schokoladentorte.
Na, wunderbar. Nun musste sie ihm gegenübersitzen und zusehen, wie er diese Sünde von einem Kuchen verspeiste.
Sie setzten sich an einen kleinen Tisch in der Ecke. Sobald sie saßen, zog Devlin zwei Kuchengabeln aus der Tasche und reichte Nicole eine. Dabei lächelte er in sich hinein, als wisse er genau, dass sie nicht ablehnen würde.
Womit er recht hatte. Ein oder zwei Bissen konnten doch nichts schaden. Oder ein Viertel des Stücks. Vielleicht auch die Hälfte, dachte sie nach dem ersten Bissen.
Sie warf einen Blick auf Devlin, der sie todernst ansah. „Die Torte ist wirklich gut“, sagte er und hob seine Gabel an, als wolle er Nicole zuprosten. „Erinnert mich an den Kuchen, den wir in Atlantic City hatten.“
Stimmt, das hatte sie vollkommen vergessen. Mitten in der Nacht hatte er ganz spontan den Zimmerservice angerufen und Sandwiches und ein Stück Schokaladentorte bestellt. Sie schwärmte für Schokoladenkuchen und hatte fast das ganze Stück allein aufgegessen, wobei sie immer wieder leise und genüsslich aufgeseufzt hatte. Das hatte ihn so angetörnt, dass er den Finger tief in die Sahne tauchte und eine weiße Spur zwischen ihren Brüsten, über den Bauch und tiefer zog, die er danach mit der Zunge verfolgte ...
Sie sah ihn an. Sein Blick verriet ihr, dass auch er daran dachte. Zweifellos hatte er den Kuchen ausgewählt, um sie an die damalige Situation zu erinnern.
Sie nahm einen Schluck von ihrer heißen Schokolade. „Was für ein Versprechen war das?“
Ihren schnellen Themenwechsel quittierte er mit einem kurzen Lächeln. „In meinem ersten Collegejahr lernte ich Hunter Palmer kennen. Hunter steckte voll der verrücktesten Ideen und hatte eine Ausstrahlung, der man sich nicht entziehen konnte. Bald gehörte ich zu seinen engsten Freunden. Wir waren sieben und unzertrennlich.“ Er trank seinen Kaffee in kleinen Schlucken und sah dabei in die Ferne, ohne etwas zu sehen.
„Hunter muss ein sehr besonderer Mensch sein“, sagte sie.
„Ja. Ich hatte auch vorher schon Freunde, aber nie sechs Menschen, auf die ich mich vollkommen verlassen konnte. Wir nannten uns die Sieben Samurai. Nach einer sehr feuchtfröhlichen Nacht, es muss im letzten Collegejahr gewesen sein, versprachen wir uns, betrunken, wie wir waren, in zehn Jahren eine Lodge am Ufer des Lake Tahoe zu bauen. Jeder von uns sollte dort einen Monat allein verbringen. Danach wollten wir uns alle dort treffen und unsere Freundschaft und das feiern, was wir bis dahin im Leben ereicht hatten. Hunter hatte sich wahrscheinlich wegen der Namensgleichheit für Hunter's Landing entschieden. Fand er wohl witzig.“
„Aber warum einen ganzen Monat?“
„Wir gingen davon aus, dass jeder von uns nach zehn Jahren eine Auszeit brauchte, um in sich zu gehen und festzustellen, was er bisher erreicht hatte und was er in Zukunft tun wollte. Ein Monat schien uns dafür gerade die richtige Zeitspanne zu sein. Wir waren zweiundzwanzig und hatten hochtrabende Pläne für unsere Zukunft.“
„Dann wirst du also in diesem Monat ausführlich über dein Leben nachdenken?“
„Das habe ich vor.“
„Und die Lodge gehört euch allen gemeinsam?“
„Nein. Ehrlich gesagt hatte ich gar nicht mehr an diese Abmachung gedacht. Nach dem Examen hatte ich kaum noch Kontakt zu den anderen Samurai.“
„Warum denn nicht? Dafür gibt es doch bestimmt Gründe.“
„Hunter ist tot.“
Das klang ganz sachlich, aber Nicole sah, dass Devlin seinen Kaffeebecher fester umfasste und die Lippen leicht zusammenpresste. „Oh. Ist es sehr plötzlich passiert?“, fragte sie.
„Er hatte
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