Schicksalsnacht in Atlantic City (German Edition)
Krebs, der zu spät erkannt wurde.“
„Das war sicher hart für dich.“
Er nickte.
„Und die Lodge?“
„Die ließ er noch bauen, weil er wollte, dass wir unser Versprechen halten, auch wenn er selbst nicht mehr dabei sein konnte. Er hat eine Stiftung ins Leben gerufen, und sein Testament sieht vor, dass die Lodge später in deren Besitz übergeht und zu einem Erholungsheim für Krebskranke umgebaut wird. Außerdem gehen zwanzig Millionen Dollar an die Stadt, um das Heim bewirtschaften zu können. Die einzige Bedingung ist, dass wir sechs je einen Monat hier verbringen, so wie wir es vor zehn Jahren versprochen haben.“
Wahnsinn. Zwanzig Millionen gingen einfach so an die Stadt. Dazu die Lodge, die sicher Millionen gekostet hatte. „Das ist viel Geld.“
„Hunter stammte aus einer sehr wohlhabenden Familie. Die Palmers haben eine Reihe von pharmazeutischen Unternehmen. Der Name ist dir sicher schon mal aufgefallen.“
Nicole genoss es, mit Devlin eine ganz normale Unterhaltung zu führen. Sie lehnte sich zurück. Die Torte und die heiße Schokolade hatten ihr gutgetan. „Aber warum habt ihr andern euch nicht weiter getroffen, wenn ihr doch so eng befreundet wart? So ein tragisches Ereignis lässt einen doch sicher noch näher zusammenrücken.“
„Ich weiß auch nicht. Wir wussten wahrscheinlich alle nicht so richtig, wie wir damit umgehen sollten. Außerdem haben wir uns auf unsere Karrieren konzentriert.“
„Dann hast du keine Ahnung, ob sie verheiratet sind, ob sie Kinder haben oder was sie beruflich tun?“
„Nachdem ich im Januar den Brief von Hunters Nachlassverwalter bekommen hatte, habe ich über das Internet alles Mögliche über sie herausfinden können. Offenbar sind sie alle beruflich sehr erfolgreich.“
Januar. Sie blickte Devlin ernst in die Augen. „Du hast den Brief im Januar bekommen?“
„Ja.“
„Vielleicht sogar an dem Tag, an dem wir uns begegneten?“
Er legte seine Hand auf ihre. „Was die Nacht betrifft... ich glaube ...“
„Oh, hallo!“
Nicole hatte sich so sehr auf Devlin konzentriert, dass sie Ann-Marie nicht bemerkt hatte, die jetzt an ihren Tisch trat.
Ann-Marie streckte Devlin die Hand hin. „Ich bin Ann-Marie. Nicole und ich arbeiten zusammen.“
Devlin stand auf und nahm ihre Hand. „Ich erinnere mich. Ich habe Sie gestern Abend gesehen.“
Nicole fiel auf, dass er sich selbst nicht vorstellte. Sie blickte auf ihre Uhr. „Himmel, ist es schon spät!“ Sie stand auf und sah Devlin an. „Wir müssen dringend los.“ Dann warf sie Ann-Marie ein Lächeln zu. „Bis morgen!“
„Ist es dir peinlich, mit mir gesehen zu werden?“, fragte Devlin wenig später und hielt ihr die schwere Außentür auf.
Es war kälter geworden, und der Wind hatte aufgefrischt. Nicole schlug den Kragen hoch. „Nein, natürlich nicht. Ich möchte mir nur meine Privatsphäre bewahren. Ann-Marie vermutet wahrscheinlich, dass du der Vater meines Kindes bist. Bisher wissen die Kollegen ziemlich wenig von mir.“
„Wirklich? Warum denn das?“
Sie hielt den Kragen vorn fest zusammen und wünschte, sie hätte ihre warme Mütze nicht im Auto liegen gelassen. Ihre Ohren waren eiskalt. „Ich bin doch erst zwei Monate hier und habe meine freien Tage meist mit meinem Vater verbracht. Deshalb habe ich bisher auch noch keine Freundschaften schließen können.“
„Wo wohnt denn dein Vater?“
„In Sacramento. Dort bin ich aufgewachsen.“ Ein eisiger Windstoß traf sie, und sie verkroch sich nur noch tiefer in ihren Mantelkragen.
„Meinst du, dass es heute noch schneien wird?“ Devlin blickte prüfend in den Himmel.
„Ich habe die Wettervorhersage nicht gehört. Aber für Mai wäre es nicht ganz ungewöhnlich.“
„Läufst du Ski?“
„Nein. Du?“
„Ich stehe eher auf Snowboarden.“
Nicole warf ihm einen schnellen Blick von der Seite her zu. Irgendwie war er einfach zu nett. So freundlich, so unterhaltsam. Wollte er sie einlullen, bevor er die Bombe platzen ließ? Was hatte er vor? Er war der Vater ihres Kindes, das war etwas, das sie auf ewig verband. Aber das bedeutete nicht, dass er über sie zu bestimmen hatte.
„Was ist los mit dir?“, fragte er, als sie schließlich ihren Wagen erreicht hatten.
„Wieso?“ Aber sie wusste genau, weshalb er fragte. Denn er merkte, dass er sie nervös machte, sogar wenn er freundlich und zuvorkommend war. Besonders dann.
„Seit Ann-Marie aufgetaucht ist, bist du ganz anders.“
„Tatsächlich?“ Sie schloss
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