Schicksalsnacht in Atlantic City (German Edition)
nicht.
Es musste schon etwas sehr Schwerwiegendes gewesen sein, sonst hätte sie bestimmt darauf bestanden, dass er verhütete. Denn sie schien einen sehr klaren Verstand zu haben.
Auf ihn traf das Gleiche zu. Wie hatte es nur so weit kommen können, dass er nicht an Verhütung dachte? Es musste Hunters Brief gewesen sein, der ihn so durcheinandergebracht hatte.
Er hätte an dem Tag lieber zu Hause bleiben und sich betrinken sollen.
3. KAPITEL
Kurz vor acht, also kurz vor Ende ihrer Schicht, blickte Nicole hoch und sah Devlin, der an einem Pfeiler lehnte und sie beobachtete. Sie fuhr leicht zusammen, obgleich sie nicht eigentlich überrascht war. Denn sie hatte bereits vermutet, dass er um diese Zeit hier auftauchen würde.
Deshalb machte sie auch gar nicht erst den Versuch, ihm aus dem Weg zu gehen, sondern nahm ihre Handtasche und trat direkt auf ihn zu. „Hast du ein bisschen geschlafen?“, fragte sie.
„Ja. Wie fühlst du dich?“
„Gut. Bist du wieder gekommen, um mich bis zu meinem Auto zu begleiten?“
„Richtig geraten.“
„Und mir nach Hause zu folgen?“ Irgendwie tröstete sie dieser Gedanke, wenn sie auch nicht wusste, warum. Seit sie ihn am Vormittag verlassen hatte, war sie sehr viel ruhiger geworden. Sie hatte eingesehen, dass sie beide in einem Boot saßen und voneinander abhängig waren. Außerdem war es eigentlich ganz angenehm, nicht mehr mit allem allein dazustehen.
„In Zukunft möchte ich dich immer zur Arbeit fahren und wieder nach Haus bringen“, sagte er in einem Ton, der keine Widerrede duldete.
Wenn sie auf diese Weise mehr Zeit miteinander verbrachten, dann gab es vielleicht doch Hoffnung, dass sie ...? „Das ist nicht nötig“, sagte sie.
„Ich weiß. Aber vielleicht ist es dir trotzdem recht.“
Konnte er Gedanken lesen? Schon vor vier Monaten hatte sie erstaunt festgestellt, dass er erahnen konnte, was sie wollte. „Darüber können wir später sprechen.“
„Wollen wir irgendwo eine Kleinigkeit essen?“, fragte er freundlich.
„Danke, ich habe keinen Hunger.“
„Dann kannst du mir Gesellschaft leisten, während ich etwas esse.“
Sie blieb stehen und sah ihn erstaunt an. „Was soll das, Devlin?“
„Ich mache Konversation. Damit wir uns besser kennenlernen.“
Da sie diejenige war, die bemängelt hatte, dass sie sich kaum kannten, konnte sie diesen Vorschlag schlecht ablehnen. Das wusste er ganz genau. „Einverstanden. Aber nicht hier.“
„Gut. Wo dann?“
„Es gibt ein kleines Cafe in einem anderen Kasino, wo man auch etwas zu essen bekommt.“
„Wir können mit meinem Wagen fahren und holen dein Auto später ab.“
„Lass uns zu Fuß gehen. Es ist nicht weit.“
Er half ihr in den Mantel, wobei er darauf achtete, ihre Haare nicht einzuklemmen. Dann legte er ihr den Arm kurz um die Taille, und sie spürte seine körperliche Nähe genauso deutlich wie damals in Atlantic City. Damals hatte ihr diese Nähe Trost gespendet.
Diesmal empfand sie etwas ganz anderes.
Er machte Smalltalk, während sie nebeneinander hergingen, fragte, wie sie den Tag verbracht hatte, und hörte aufmerksam zu, wenn sie erzählte. Irgendetwas Ungewöhnliches passierte bei ihrer Arbeit eigentlich fast jeden Tag.
„Spielst du auch?“, fragte er.
„Nein.“
„Wie bist du eigentlich nach Atlantic City gekommen?“
Beide hatten die Hände tief in die Manteltaschen gesteckt, und Nicole war froh, dass Devlin nicht versuchte, sie zu berühren.
Lügnerin. Sie sehnte sich nach seiner Berührung.
„Meine beste Freundin aus der Highschool und ich hatten damals nach der Schule beschlossen, ein halbes Jahr lang durchs Land zu reisen. In Atlantic City ging uns das Geld aus, also suchten wir uns dort Jobs. Und dann bin ich einfach geblieben.“
„Hätten deine Eltern dir nicht das Geld für den Heimflug geschickt?“
Offenbar war das für ihn das Selbstverständlichste von der Welt. Das war sicher typisch für ihn und seine Familie. „Ich liebte meine Unabhängigkeit.“
„Ach so.“
„Außerdem gefiel mir die Stadt. Mein Job war okay, und ich fand ein Apartment, das ich mit zwei anderen Mädchen teilte. Nach ein paar Jahren bekam ich eine Stellung bei Sterling. Dort ging es mir gut. Diese ganzen Erfahrungen waren wichtig für mich. Denn ich bin sehr behütet aufgewachsen.“
„Waren deine Eltern nicht enttäuscht, dass du nicht aufs College gehen wolltest?“
„Wahrscheinlich, aber sie haben das nie so deutlich gesagt. Wie war es bei dir? Wo bist du zur
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