Schicksalsnacht in Atlantic City (German Edition)
das Sofa. „Herzlichen Glückwunsch zum bestandenen Examen.“ Sie lächelte Isabel freundlich an. „Es ist doch sicher ein tolles Gefühl, fertig zu sein.“
„Ja, als wenn sich endlich die Gefängnistüren öffnen.“
„Werden Sie jetzt erst mal ein bisschen Urlaub machen?“
„Das hängt von Devvie ab.“ Isabel grinste den Bruder frech an.
„Devvie?“
„Das ist eine Retourkutsche für Izzy“, erklärte Devlin. „Wieso hängt das von mir ab?“
„Ich hoffe, dass du Vater und Großvater überreden kannst, mich einzustellen. Meine Noten sind genauso gut wie die von Brett Allen, den sie letztes Jahr eingestellt haben. Und ich bin sogar noch ein bisschen besser qualifiziert als du, liebster Bruder.“
Stimmt, Devlin hatte seinen Master nicht gemacht.
„Aber warum sollten sie auf mich hören, liebstes Schwesterchen?“
„Weil du der Bank viel Geld gebracht hast. Und ich weiß, ich könnte es auch, wenn sie mich nur ließen.“
„Du hast dich gar nicht erst woanders beworben?“
„Warum? Ich bin eine Campbell. Allerdings hatten wir ein paar heftige Auseinandersetzungen. Und Vater war froh, dass ich ihm aus den Augen kam.“
Nicole merkte, dass sie der Unterhaltung nicht mehr konzentriert folgen konnte. Sie unterdrückte ein Gähnen. „Entschuldigt bitte, aber ich muss dringend ins Bett.“ Sie stand auf. „Bleib ruhig sitzen, Devlin“, sagte sie, als auch er Anstalten machte, sich zu erheben. „Ihr habt sicher noch viel zu bereden.“
„Das können wir auch morgen tun, während du bei der Arbeit bist. Ich komme mit dir.“
„Wo arbeiten Sie denn?“, fragte Isabel.
„Im Sterling Palasthotel.“
„Im Kasino?“
„Ich bin Assistentin der Hotelgeschäftsleitung. Bitte, Devlin, bleib doch hier, und leiste deiner Schwester Gesellschaft.“
„Es war auch für mich ein langer Tag.“ Er stand auf und legte Nicole den Arm um die Taille. „Isabel, du kannst gern noch hier unten am Feuer bleiben. Ich will dir nur schnell dein Zimmer zeigen.“
Doch Isabel erhob sich. „Nein, ich gehe auch lieber ins Bett.“ Sie folgte den beiden die Treppe hinauf.
Oben nickte Nicole ihr zu. „Gute Nacht, Isabel.“
„Gute Nacht.“
„Geh nur schon vor, Nicole“, meinte Devlin. „Ich räume unten nur schnell noch die Sachen in die Küche.“
„Gut.“ Nicole trat in das große Schlafzimmer und schloss aufatmend die Tür hinter sich.
Was Isabel wohl von ihr dachte? Was auch immer Devlins Schwester von ihr hielt, Nicole war entschlossen, gut mit ihr auszukommen. Vielleicht konnten sie sogar Freundinnen werden.
Eine Viertelstunde später schlüpfte Devlin unter die Bettdecke. „Bist du noch wach?“, flüsterte er.
Nicole hielt die Augen geschlossen und schwieg. Sie hatte Angst, dass sonst etwas passieren könnte, wozu sie noch nicht bereit war. Vor allem nicht, wenn seine Schwester ein paar Zimmer weiter schlief.
Er lag ruhig da und sagte nichts. Sie lag ganz am anderen Rand des Bettes. Ob er noch etwas zu ihr sagen würde? Das Bett war riesig, zwischen ihnen war viel Platz. Sie hatte angenommen, es wäre seltsam, mit ihm in einem Bett zu schlafen. Aber das war nicht der Fall. Sicher, sie hatten sich schon einmal ein Bett geteilt, aber die Umstände damals waren vollkommen andere gewesen.
Um Mitternacht war sie immer noch wach. Leise stand sie auf und ging ins Bad. Als sie wiederkam, lag Devlin in der Mitte des Bettes. War das im Schlaf geschehen? Oder war er wach und tat nur so, als ob er schlief?
Schnell schlüpfte sie wieder unter die Decke, drehte sich von Devlin weg und rückte so dicht an die Kante, wie es nur ging. Wieder spürte sie die sanften wellenartigen Bewegungen im Bauch, genau an derselben Stelle wie vorhin. Also war es wirklich das Kind, das sich bewegte, und sie hatte sich nichts eingebildet. Gerade als sie überlegte, ob sie ihn wecken sollte, hörte sie seine tiefe Stimme: „Du machst dir zu viele Gedanken.“
„Devlin, da sind wieder die Bewegungen!“
„Tatsächlich?“
Sie rutschte an ihn heran, und er legte ihr den Arm um die Taille. Sie nahm seine Hand und drückte sie auf die Stelle, wo sie die Bewegung spürte. „Ich glaube, das wird mal eine Nachteule“, flüsterte sie.
„Ich merke nichts.“
„Schade.“ Sie drückte ihm den Kopf gegen die Schulter und genoss es, so dicht bei ihm zu liegen. Sein Körper war warm, zu warm vielleicht, weil ihr selbst alles andere als kalt war. Aber sie wollte auch nicht, dass er von ihr abrückte.
„Vielleicht
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