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Schicksalspfade

Schicksalspfade

Titel: Schicksalspfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
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Wendungen, präsentierte dabei in jedem Fall ein so brillantes Argument, dass Admiral Paris überrascht seinen Irrtum eingestehen musste.
    Aber er hatte geschwiegen und sich geschlagen gegeben, war wie ein getadeltes Kind fortgekrochen, anstatt seinem Vater wie ein Mann die Stirn zu bieten. Selbsthass stieg wie ein ätzendes Miasma in Tom auf. Er fühlte sich versucht, den Kurs des Shuttles zu ändern und nach San Francisco
    zurückzukehren, aber das wäre seinen Freunden gegenüber nicht fair gewesen. Sie freuten sich auf den Ausflug. Dies war die letzte Gelegenheit zu einem gemeinsamen Skilauf, bevor sich ihre Wege trennten.
    Odile erwies sich als besonders fröhlich. Tom spürte, wie sich die Düsternis in ihm ein wenig lichtete, als er ihr zuzuhören begann.
    »Über das Schiff konnte ich nicht viel herausfinden, aber Commander Harrison meinte, die Hera sei perfekt für mich.
    Captain LaForge genießt hohen Respekt, und für einen neuen Fähnrich scheint er ein wundervoller Kommandant zu sein.«
    »Harrisons Sohn ist an Bord der Enterprise«, warf Charlie ein, der noch immer hoffte, dorthin versetzt zu werden.
    »Ja. Und auch die Größe des Schiffes ist ideal: groß genug für Einsätze in weit entfernten Raumgebieten, aber nicht so groß, um unpersönlich zu werden. Wie die Enterprise«, fügte Odile mit einem Blick auf Tom hinzu. Er hatte nur ihr von den Einmischungen seines Vaters erzählt und vermutlich versuchte sie, seine Stimmung zu verbessern.
    Aber eigentlich fühlte er sich dadurch noch schlechter, denn es erinnerte ihn an die verlorene Chance. Er stellte sich vor, auf dem Gipfel eines hohen, gefährlichen Bergs zu stehen, sich abzustoßen und mit einer tollkühnen Abfahrt zu beginnen. Das Herz schlug ihm bis zum Hals empor, als er daran dachte, wie er einen Steilhang nach dem anderen hinter sich brachte und erst ganz unten innehielt.
    Es schien die einzige Möglichkeit zu sein, Kummer und Zorn aus sich zu vertreiben, und er streckte die Hände aus, um den Shuttle auf maximale Warpgeschwindigkeit beschleunigen zu lassen. Plötzlich war es wichtig, Epsilon Eridani so schnell wie möglich zu erreichen.
    Vier Stunden später schwenkten sie in die Umlaufbahn und verbrachten zwei weitere Stunden damit, den Planeten, seine Wetterbedingungen und die Topographie zu untersuchen. Sie wählten einen Ort für ihren ersten Abstecher auf die
    Oberfläche und legten sich dann schlafen – es dauerte noch eine Weile, bis in der betreffenden Region des Planeten der Tag begann.
    Tom fand keine Ruhe. In ihm brodelte es wie in einem
    Vulkan kurz vor der Eruption. Immer wieder sagte er sich, dass es keinen Zweck hatte, ständig über die Enttäuschung
    nachzudenken, dass es besser war, sie hinzunehmen und den Weg fortzusetzen. Aber in seinem Selbst schien ein kleines Schwarzes Loch entstanden zu sein, dicht und kraftvoll, und es zog jeden Gedanken in seinen Ereignishorizont.
    Noch immer erklang die Stimme von Admiral Paris hinter Toms Stirn. Es war eine scharfe Stimme, voller
    Entschlossenheit, dazu imstande, ihn zu verprügeln, ihm auch den letzten Rest von Würde zu nehmen, ihn emotional nackt und fröstelnd zurückzulassen.
    Wie hatte es dazu kommen können? Er war zweiundzwanzig Jahre alt und stand kurz vor dem Abschluss der
    Akademieausbildung. Er galt als hervorragender Student und Pilot. Trotzdem gelang es seinem Vater, ihn sich hilflos und unwürdig fühlen zu lassen. Wie konnte er erlauben, dass so etwas weiterhin geschah?
    Er schwor sich, dem Admiral keine derartige Macht mehr zu gönnen. Noch immer vibrierten Ärger und Zorn in Tom und er schlief erst ein, als es fast Zeit zum Aufstehen wurde.
    Auf Epsilon Eridani IV dämmerte ein frischer und goldener Morgen. Tom und seine drei Begleiter materialisierten auf einem Berg, der zu einem langen Gebirgszug gehörte. Reiner Pulverschnee lag auf den Hängen und lud die vier jungen Leute dazu ein, sich in die unberührte Tiefe zu stürzen.
    Eine Zeit lang standen sie da, atmeten die herrliche Luft mit tiefen Zügen und genossen den Anblick der majestätischen Bergkette.
    »Das ist unglaublich«, hauchte Odile voller Ehrfurcht. »Und denkt nur: Hier ist noch nie jemand Ski gelaufen.«
    Tom sah sich außerstande, die Erhabenheit des Augenblicks zu genießen. Der Schlafmangel bewirkte eine gereizte
    Stimmung und in seinen Augen schienen eine Million winziger Sandkörner zu scheuern. Der Hals schmerzte ein wenig und verärgert dachte er daran, dass er sich vielleicht

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