Schicksalspfade
die ganze Zeit über beobachtet, aber wir sollten sicherheitshalber davon ausgehen. Gerade jetzt müssen wir uns vor Fehlern hüten – immerhin haben wir einen Plan, der Aussicht auf Erfolg verspricht.«
Harry nickte niedergeschlagen und fand sich damit ab.
Chakotay wandte sich an Seven. »Aus dem gleichen Grund bin ich der Ansicht, dass Sie hier bleiben sollten. Die Bewegungen zwischen unseren beiden Gruppen müssen auf ein Minimum beschränkt bleiben.«
»In Ordnung.« Seven richtete einen unerschütterlichen Blick auf ihn. »Bitte beschreiben Sie mir unterdessen alle
Empfindungen und Bilder, die Sie mit dem Implantat in Verbindung bringen. Vielleicht bin ich imstande, Ihre Eindrücke zu interpretieren und dadurch eine genauere Vorstellung von Captain Janeways Absichten zu gewinnen.«
»Zunächst einmal tut es verdammt weh.« Etwas vom alten Glanz kehrte in Chakotays Augen zurück. »Fühlt es sich so an, ein Borg zu sein?«
»Wenn die Assimilierung vollständig ist, spürt man keinen Schmerz mehr.«
»Großartig. Entweder werde ich zu einem Borg oder mein Gesicht scheint in Flammen zu stehen.«
»Es könnte sich als nützlich erweisen, über diesen Punkt hinauszugehen«, sagte Seven in einem neutralen Tonfall. »Gibt es außer dem Schmerz noch andere Empfindungen?«
»Ihre Anteilnahme ist rührend, Seven«, erwiderte Chakotay.
Er versuchte sich mit scherzhaften Bemerkungen von seinem Unbehagen zu befreien. Für einige Sekunden schloss er die Augen und konzentrierte sich auf seine Innenwelt. »Ich spüre jetzt keine so starken Gefühle mehr wie zuvor, als ich zu fallen glaubte. Etwas… scheint mich zu rufen, mich zu ziehen, aber es ist weniger intensiv.«
Seven kommentierte diese Worte nicht und nickte nur, schien Chakotays Bemerkung in einer Datenbank abzuspeichern.
Schließlich sank der Commander in einen unruhigen Schlaf und träumte davon, endlos zu fallen.
Zwar kam B’Elanna beim Bau des mobilen Transporters voran und die Stimmung der Crew war im Großen und Ganzen
positiv, aber Neelix fühlte sich von unerklärlichem Kummer heimgesucht. Er begleitete die Rai’ weiterhin zum Schürfen und als Gegenleistung bereitete er eine Abendmahlzeit zu, sowohl für die hoch gewachsenen Fremden als auch für die Besatzungsmitglieder der Voyager. Diese Aktivität lenkte ihn ein wenig von der Trauer in seinem Innern ab.
Aber immer wieder geschah es, dass er sehnsüchtig an Kes dachte. Als er seine Geschichte erzählt und auch von seiner ersten Begegnung mit der Ocampa berichtet hatte, waren längst vergessene Erinnerungen in ihm wach geworden und er musste zugeben, dass er sie mehr vermisste, als er für möglich gehalten hätte.
Als er an jenem Abend von der Arbeit zurückkehrte, die Taschen voller Lebensmittel, bereitete er einen Eintopf zu, an dem die Rai’ großen Gefallen zu finden schienen. Die
Voyager- Crew verschlang ihn regelrecht. Neelix gab einen Teil davon in Wasserbehälter, die Vorik zu Chakotays Gruppe bringen sollte.
Doch bevor der junge Vulkanier Gelegenheit bekam, sich auf den Weg zu machen, bot sich ihnen ein überraschender
Anblick dar: Chakotay und die anderen näherten sich, trugen ihre klägliche Habe und erweckten den Eindruck, eine
Rauferei hinter sich zu haben. Sie bluteten; die Uniformen waren zerrissen und schmutzig. Aber abgesehen davon wirkten sie fröhlich.
»Sie scheinen zehn Runden mit einer Wildkatze gekämpft zu haben, Commander«, sagte Tom. »Oder vielleicht mit einem Borg.« Die anderen sahen Chakotays Implantat jetzt zum ersten Mal.
»Mit dieser Vermutung liegen Sie gar nicht so falsch. Einige ziemlich große Geschöpfe griffen uns an und hatten es auf unsere Rationen abgesehen. Wir trieben sie in die Flucht und nutzten den Tumult als Vorwand für eine Rückkehr zu Ihnen.«
»Ausgezeichnet«, sagte Tuvok anerkennend. »Das dürfte unsere Pläne erheblich vereinfachen.«
Der zweite Unterstand wurde errichtet und die Rar’
beobachteten das Geschehen nicht ohne Argwohn. Neelix begriff, dass sie sich durch das Eintreffen der zweiten Gruppe vielleicht bedroht fühlten, und deshalb schlenderte er zu Tassot Bnay, der ihm die Arbeitserlaubnis besorgt hatte.
»Kein Grund zur Sorge, mein Freund«, sagte der Talaxianer.
»Das sind unsere Gefährten und sie sind ebenso friedlich und sympathisch wie wir. Sie haben nichts von ihnen zu
befürchten.«
»Sie scheinen in einen Kampf verwickelt gewesen zu sein.«
»Ja, das stimmt. Sie wurden angegriffen und mussten sich
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