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Schicksalspfade

Schicksalspfade

Titel: Schicksalspfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
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Runde konnte er noch
    laufen, selbst mit blutenden Füßen und dem Gefühl, bei jedem Schritt auf Messerspitzen zu treten. Er konzentrierte sich auf das Erinnerungsbild der dunklen Gestalt vor der untergehenden Sonne, schleuderte ihr all seinen Zorn und seine ganze Empörung entgegen. Die schrecklich heiß in ihm brennende Pein verstärkte den Zorn – Chakotay stellte sich vor, wie eine Flamme daraus wurde, die Nimembeh verbrannte.
    Dieses Bild brachte ihn durch die erste Hälfte der letzten Runde. Die zweite Hälfte trug ihn der Sonne entgegen und damit auch der Silhouette…
    Die Gestalt hatte sich verändert. Chakotay sah nicht
    Nimembehs dunkle Präsenz, die ihn reglos beobachtete, sondern jemand anderen, eine Person, die einer hellen Erscheinung gleichkam, so als wäre ein Geschöpf aus Schnee vom Himmel herabgekommen. Handelte es sich vielleicht um einen der Geister, den er durch seinen Gesang beschworen hatte? Er erzitterte voller Ehrfurcht.
    Als er näher kam, ließen sich Einzelheiten in dem weißen Glühen erkennen. Er sah eine Frau, in Weiß gekleidet, das Haar wie eine Wolke aus Milch. Sie stand dort, wo eben noch Nimembeh gestanden hatte, und sie beobachtete ihn. War sie ein Phantom? Das Bild vor Chakotays Augen verschwamm
    und er schüttelte den Kopf, um wieder klar zu sehen. Schweiß rann ihm in die Augen und brannte.
    Und dann beendete er die zwanzigste Runde.
    Das Pochen seiner Füße veränderte sich, als er die Bahn verließ, das Gras daneben erreichte und die Veränderung in der Beschaffenheit des Bodens spürte. Die Knie gaben nach und er sank ins herrlich kühle und weiche Gras. Seine Finger bohrten sich in den Boden, als Feuer die Füße in Asche zu verwandeln schien.
    Er atmete feuchte Luft, die nach Erde und gemähtem Gras roch – ein herrlicher Duft, der ihn besänftigte. Er rollte sich auf den Rücken und sah die Wolkenfrau in der Nähe.
    Sie war etwa in seinem Alter und ihre Haut zeigte ein geradezu unglaubliches Weiß. Die Augen schienen fast farblos zu sein. Chakotay vermutete, dass sie von einem anderen Planeten stammte.
    »Hier«, sagte sie mit der vagen Andeutung eines Akzents, den Chakotay nicht kannte. »Ich dachte mir, dass du vielleicht Durst hast.« Sie führte eine Tasse mit kaltem Wasser an seine Lippen und er trank, so gierig wie ein Säugling an der Brust seiner Mutter.
    »Danke«, erwiderte er, doch seine Stimme war kaum mehr als ein heiseres Knurren. Er begriff, dass er vor dem Lauf nichts getrunken hatte und vielleicht an kritischem
    Flüssigkeitsentzug litt. Er setzte sich auf und schnitt eine Grimasse, als die Blasen an den Füßen bei jeder Begegnung protestierten.
    »Du solltest die Stiefel ausziehen«, sagte die junge Frau.
    »Barfuß ist es besser.« Sie überließ Chakotay die Tasse, lehnte sich zurück und beobachtete ihn aus hellgrauen Augen.
    »Wer bist du?«, fragte Chakotay, als er vorsichtig damit begann, die Stiefel abzustreifen.
    »Swetlana Korepanowa«, stellte sie sich vor. »Genannt Sweta. Ich bin ebenfalls Kadett im ersten Jahr. Komme aus Jekaterinburg in Russland.«
    Sie war ein Mensch, stellte Chakotay überrascht fest. Er versuchte, das mit ihrem einzigartigen Aussehen und dem fast mystischen Erscheinen am Rand der Laufbahn in Einklang zu bringen.
    »Hat hier vorher der Offizier meiner Vorbereitungsgruppe gestanden?«, fragte er, zog eine Socke aus und sah zwei blutige Flecken, am großen Zeh und an der Ferse.
    »Ja. Er hat dich fast die ganze Zeit über beobachtet und ging kurz vor dem Ende deiner letzten Runde.«
    »Konnte es wahrscheinlich nicht ertragen, dass ich
    durchgehalten habe«, sagte Chakotay mit einer
    Verdrießlichkeit, die Sweta sofort erkannte.
    »Du glaubst, er sei von deiner Leistung enttäuscht?«, fragte sie. »Was für eine seltsame Vermutung. Er hat keinen Grund, sich dein Versagen zu wünschen.«
    Chakotay hatte sich vom zweiten Stiefel und auch der
    zweiten Socke befreit. Einige Sekunden lang betrachtete er die Blasen am Fuß und erwiderte dann: »Ich habe einen anderen Eindruck gewonnen. Mir scheint, er würde sich sehr darüber freuen, wenn ich irgendetwas nicht schaffe.«
    »Möchtest du heute Abend im Arboretum mit mir spazieren gehen?«
    Diese Frage verblüffte Chakotay. Das Arboretum war der traditionelle Treffpunkt für romantische Verabredungen aller Art. Chakotay hätte nie zu träumen gewagt, dass ihn eine junge Frau dorthin einlud, nach nur einigen wenigen gewechselten Worten.
    »Nun?«, fragte Sweta mit ruhiger

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