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Schicksalspfade

Schicksalspfade

Titel: Schicksalspfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
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dies ist mein Zimmergenosse! Ich habe ihm alles beigebracht!« Dieser Hinweis galt den Leuten, die näher kamen, um Tuvok zu gratulieren.
    »He, Spitzohr, zeig uns ein Lächeln, ein hübsches, großes Vulkanierlächeln, na los!« Diese Bitte äußerte Scott recht oft.
    Es war ein Spiel, das ihn endlos zu amüsieren schien, was Tuvok sehr verwunderte. Scott wusste doch, dass er nicht mit einem Lächeln rechnen durfte – was also veranlasste ihn, immer wieder eine entsprechende Bitte zu formulieren?
    Nach vier Jahren fand Tuvok die Menschen noch immer sehr verwirrend. Sie waren laut, ungestüm, eigensinnig, großzügig, streitsüchtig, mitfühlend, überschwänglich. Mit anderen Worten: Sie konnten kaum weiter von den Idealen des Cthia entfernt sein. Sarek, emeritierter Sonderbotschafter Vulkans auf der Erde, hatte Tuvok mehrere Audienzen gewährt und der junge Vulkanier war bei jenen Gelegenheiten bestrebt
    gewesen, mehr über die Menschen zu erfahren.
    Unglücklicherweise hatte sich Sarek als nicht sonderlich hilfreich erwiesen. Er schien sich wohl zu fühlen bei den Terranern, war sogar mit einer Einheimischen verheiratet.
    Zwischen ihm und den Bewohnern der Erde gab es ganz
    offensichtlich eine gewisse Affinität, doch es gelang ihm nicht, sie auf eine für Tuvok verständliche Weise zum Ausdruck zu bringen.
    »Man kann die Menschen nicht nach vulkanischen
    Maßstäben beurteilen«, hatte der ehrenwerte alte Vulkanier Tuvok bei einer Begegnung mitgeteilt. »Sie würden sehr schlecht abschneiden. Man muss vor allem ihre Beziehungen untereinander sehen.«
    »Ich glaube, sie ähneln den Vulkaniern in der Zeit vor Surak.«
    »Nein, nein, nein, so schlimm steht es nicht um die
    Menschen. Sie sind sehr emotional, aber nicht gewalttätig. Sie sind undiszipliniert, aber nicht chaotisch. Es gibt viel, das für sie spricht.«
    Tuvok beschloss, eine Frage zu riskieren, die ihn in
    Verlegenheit bringen konnte. »Eine Sache, die ich nicht verstehe, sind die so genannten ›Scherze‹ der Menschen. Sie setzen jemanden einer demütigenden Situation aus und finden das offenbar so amüsant, dass sie laut lachen. Haben Sie eine Erklärung dafür?«
    »Geben Sie mir ein Beispiel.«
    »An meinem ersten Abend in der Akademie traf ich
    Vorbereitungen für die Nachtruhe und ging zu Bett. Als ich die Beine unter die Decke schob, stießen meine Füße auf eine Barriere. Ich stellte fest, dass die Bettlaken so miteinander verknotet waren, dass ich die Beine nicht ganz ausstrecken konnte. Ich hielt das für sonderbar – bis ich sah, wie sich mein Zimmergenosse vor Lachen krümmte. Er verhielt sich so, als hätte er in seinem ganzen Leben nichts Komischeres gesehen.«
    Tuvok zögerte kurz, bevor er fortfuhr: »Der Umstand, dass ich den Humor nicht verstand, schien die Heiterkeit meines Zimmergenossen noch weiter zu stimulieren.«
    Sareks Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Man nennt so etwas ›Lakenkürzung‹, Kadett«, sagte er und in seinen weisen Augen funkelte es bei diesen Worten. »Es ist eine alte Tradition auf der Erde und ich schätze, sie wird nicht so schnell in Vergessenheit geraten. Es ist keine Geste der Respektlosigkeit, nur ein harmloser Spaß.«
    Tuvok dachte über die Antwort nach, konnte aber kaum
    etwas mit ihr anfangen. Er beschloss, ein weiteres Beispiel zu nennen. »Ich habe bemerkt, dass sich die männlichen
    Repräsentanten der Spezies immer wieder an Geschichten erfreuen, bei denen es um die Funktion der Toilette geht. Sie brüllen vor Lachen, wenn jemand gewisse Körperfunktionen beschreibt. Erscheint Ihnen das nicht seltsam?«
    Diesmal lächelte Sarek noch deutlicher, und damit nicht genug – der alte Botschafter erlaubte sich ein leises Lachen!
    Tuvok musterte ihn fasziniert. Er konnte sich nicht daran erinnern, jemals einen lachenden Vulkanier gesehen zu haben.
    »Allem Anschein nach beginnen menschliche Jungen im
    Alter von etwa vier Jahren, sich für Körperfunktionen zu interessieren. Dieses Interesse kommt in Witzen über
    physiologische Notwendigkeiten zum Ausdruck. Man spricht in diesem Zusammenhang von ›Toilettenhumor‹ und Ihre
    Einschätzung stimmt: Die weiblichen Angehörigen der Spezies scheinen daran nicht teilzunehmen. Es sei denn, sie sind wie meine Frau – ihrem Humor sind keine geschlechtsspezifischen Grenzen gesetzt. Wie dem auch sei: Die meisten Männer sind offenbar nicht imstande, dieses infantile Verhalten zu überwinden; für den größten Teil ihres Lebens finden sie

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