Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schicksalspfade

Schicksalspfade

Titel: Schicksalspfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
Vom Netzwerk:
stand kurz vor dem
    Sonnenuntergang auf und begann mit einer neuen Wanderung.
    T’Khut leistete ihm gelegentlich Gesellschaft, als
    zunehmende oder schmaler werdende Sichel, starrte wie die
    »Beobachterin« aus den Sagen der Vorfahren auf ihn herab. Er fuhr damit fort, im unveränderlichen Gesicht des
    Schwesterplaneten nach einem Hinweis auf den Grund für seine Reise Ausschau zu halten. Eines Tages fragte er sich, warum er ausgerechnet von T’Khut Auskunft erwartete – und musste feststellen, dass er auch diese Frage nicht beantworten konnte.
    Die lange Wanderung durch die Wüste brachte ihm keine Erleichterung: Sie warf nur weitere Fragen auf, ohne ihm eine einzige Antwort anzubieten.
    Trotzdem setzte er den Weg fort. Hunger und Durst wurden zu ständigen Begleitern; er gewöhnte sich so sehr daran, dass er sie für einen natürlichen Zustand hielt, die Abwesenheit dieser beiden Empfindungen hingegen als anormal. Es fiel ihm immer schwerer, Meraks zu finden, und er erinnerte sich daran, dass sie den dunklen Sand bevorzugten. Er befand sich jetzt im Territorium der Sehlats und Lematyas und musste vorsichtig sein. Sie stellten eine Gefahr für ihn da, aber er musste sie auch jagen, denn sie waren seine einzige Nahrungsquelle.
    Zu Tuvoks erster Begegnung mit einem Sehlat kam es mitten in einer Nacht, als er mit gleichmäßigen Schritten in Richtung des heiligen Berges ging, dessen Gipfel sich noch immer nicht am Horizont zeigte. Er hörte ein sonderbares Geräusch, ein leises Knistern im Sand, blieb abrupt stehen, schloss die rechte Hand um den Griff des Messers und lauschte.
    T’Khut stand als dünne Sichel am Himmel und spendete nur wenig Licht, das sich in zwei roten Augen widerspiegelte, etwa zehn Meter entfernt. Ein dumpfes Knurren wies Tuvok darauf hin, dass er es mit seinem ersten Sehlat zu tun bekam. Wie würde diese Konfrontation enden?
    Eine Viertelstunde standen sie sich reglos gegenüber. Der Sehlat hatte die Muskeln gespannt, bereit zum Sprung, und seine Krallen bohrten sich tief in den Wüstenboden. Das Fell am Rücken war gesträubt. Tuvok gestand sich ein, dass er nicht wusste, was er unternehmen sollte. Wenn er sich bewegte, dem Tier den Rücken zukehrte, so griff es ihn bestimmt von hinten an. Andererseits konnte er nicht bis in alle Ewigkeit erstarrt dastehen und darauf warten, dass sich der Sehlat zurückzog. Er musste weitergehen, in Richtung Seleya.
    »Wir müssen uns irgendwie einigen, Sehlat«, sagte Tuvok laut. Die eigene Stimme hörte sich seltsam an, wie der vage vertraute Klang eines fremden Musikinstruments. Er hatte sie seit Wochen nicht mehr gehört, seit dem Beginn der Reise.
    »Ich muss den Weg zum Seleya fortsetzen«, fuhr Tuvok fort.
    »Aber ich möchte nicht, dass du mich von hinten angreifst.«
    Der Sehlat schnaubte kurz und kratzte mit einer großen Pfote über den Boden. Dann wandte er sich in die Richtung, in der der heilige Berg lag, lief langsam los und sah nicht zurück.
    Tuvok blickte ihm einige Sekunden lang nach und folgte dem Tier dann. Er glaubte nicht, dass es zum Seleya wollte.
    Vermutlich hatte der Klang seiner Stimme irgendeinen
    animalischen Bann gebrochen, was dazu führte, dass der Sehlat jetzt wieder mit der Jagd begann oder vielleicht einen Artgenossen suchte.
    Doch am Morgen leistete ihm das Tier noch immer
    Gesellschaft, strebte wie er dem fernen Berg entgegen. Wieder fühlte sich Tuvok von Unsicherheit erfasst. Die Sonne wärmte bereits die Morgenluft und es wurde Zeit für ihn zu ruhen.
    Aber wenn er einschlief… Dann bestand die Gefahr, dass sich der Sehlat auf ihn stürzte und ihn zerfleischte.
    Er verharrte, setzte sich und begann damit, einen Wall aufzuwerfen, der ihn vor dem Sonnenschein schützen sollte.
    Der Sehlat schien zu spüren, dass Tuvok ihm nicht mehr folgte, denn er blieb ebenfalls stehen und sah zurück. Er fletschte jetzt nicht mehr die Zähne und auf Tuvok wirkte er fast komisch.
    »Ich muss ausruhen«, sagte der Vulkanier. »Bestimmt bist du ebenfalls müde. Lass uns schlafen. Wenn die Sonne untergeht, brechen wir erneut auf.«
    Das Tier warf ihm einen kurzen Blick sah, ließ sich dann auf den Bauch sinken und begann damit, sich in den Boden
    einzugraben. Nach kurzer Zeit ragte nur noch der vordere Teil der Schnauze aus dem Sand, der kaum auffiel. Tuvok fragte sich, an wie vielen schlafenden Sehlats er vorbeigegangen war, ohne etwas zu bemerken.
    Er sah sich nun einem Dilemma gegenüber. Er war durstig und hungrig. Der Sehlat

Weitere Kostenlose Bücher