Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schicksalspfade

Schicksalspfade

Titel: Schicksalspfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
Vom Netzwerk:
zum Sehlat: Das Tier stand wie erstarrt da, das Nackenfell gesträubt.
    Der Boden zitterte immer stärker und Tuvok fiel, streckte Arme und Beine aus, um die Gefahr zu verringern, im Sand zu versinken. Es donnerte, ein Geräusch, das ihn an das zornige Heulen des Sturms erinnerte, aber viel tiefer war, wie von tausend vibrierenden Trommelfellen. Die Erschütterungen gewannen eine solche Intensität, dass Tuvok zum elften oder zwölften Mal seit Beginn der Reise um sein Leben fürchtete.
    Dann senkte sich eine sonderbare Dunkelheit herab und die starken Vibrationen ließen nach. Der Sand unter Tuvok bewegte sich nicht mehr und er wagte es, den Kopf zu heben.
    T’Khut war verschwunden, ebenso der Seleya.
    Verwirrung breitete sich in Tuvoks Gedanken aus. Das Beben mochte dazu geführt haben, dass der heilige Berg in sich zusammengestürzt war, aber es konnte sich wohl kaum auf einen anderen Planeten ausgewirkt haben.
    Vorsichtig richtete er sich auf, blickte empor und hielt nach einer Erklärung für dieses neue Mysterium Ausschau. Er sah nur Dunkelheit über sich.
    Und dann sprach die Dunkelheit. Von einer Sekunde zur anderen entstanden Bilder in Tuvoks Geist und wurden zu so überwältigenden Visionen, dass er unwillkürlich nach Luft schnappte und keuchte. Er sah Dinge, die er sich nicht einmal vorgestellt hätte, seltsame, wirbelnde Welten voller Farben und Blut, Lieder, die er sowohl visuell als auch akustisch vernahm, eine Kakophonie aus disharmonischen Melodien,
    außergewöhnlich und exotisch.
    Und dann, mit plötzlicher Klarheit, verstand er, was geschah.
    Er sah zu dem Verborgenen auf, der aus seiner Domäne unter dem Sand emporgestiegen war, mit seinem gewaltigen Leib den Blick auf den Seleya und T’Khut verwehrte. Das riesige Geschöpf ragte vor Tuvok empor und seine donnernde Stimme enthielt die Weisheit von Äonen. Die im Selbst des Vulkaniers entstehenden Bilder waren von ungeheurer Tragweite. Er sah Geburt und Tod von Zivilisationen, erlebte die Geschichte aller bewohnten Planeten. Er war sowohl Beobachter als auch Teilnehmer der größten Schlachten aller Zeiten, von der fernsten Vergangenheit bis weit in die Zukunft. Er schuf Gedichte und Musik, lebte eine Million Leben, bis er Zeuge vom Ende des Universums wurde, der Entropie, die alles im großen Hitzetod verschlang. Und dann sah er den anderen und wusste, dass er ewige Wahrheit berühren konnte. Sie befand sich direkt vor ihm, er brauchte nur die Hand danach
    auszustrecken…
    Mit verblüffender Intensität besaß er sie, die Antworten auf alle Fragen, die er jemals stellen konnte. Die Weisheit des Universums wurde ihm zuteil, das Geheimnis von
    Sterngeburten, Einblick ins Unendliche. Es war eine
    wundervolle, verblüffende, freudige Erfahrung und Tuvok heulte vor Entzücken. Seine Stimme verlor sich im Donnern des Verborgenen, vereinte sich damit, und Tuvoks
    Bewusstsein erweiterte sich immer mehr. Dann schickte er sich an, das Gesicht des anderen zu erkennen. Ein großes weißes Licht platzte und dort war es, ganz dicht bei ihm, so nahe, dass er das Gesicht des anderen berühren konnte…
    Mit einem enormen Zischen sank der Verborgene in den
    Sand zurück. Es geschah erstaunlich schnell: Das kolossale Geschöpf ließ sich von der Wüste verschlingen, kehrte zurück in die schwarze Tiefe, wo es kein Licht und keine Luft gab, nur das enorme Gewicht des Sands.
    Seleya und T’Khut zeigten sich wieder dort, wo sie sein sollten, wirkten so würdevoll und unbeeindruckt, als wäre nicht gerade ein Wunder geschehen.
    Der Sehlat war fort.
    Tuvok stand allein in der Dunkelheit und versuchte
    festzuhalten, was er gerade erlebt hatte, doch alles tanzte fort von ihm, wie funkelnde Staubwolken, die sich nicht greifen ließen und im Nichts verschwanden.
    Eine geradezu monströse Stille herrschte. Tuvok presste sich die Hand an die Brust und spürte das heftige Pochen seines Herzens. Eine automatische Reaktion veranlasste ihn, dreimal tief durchzuatmen, um sich wieder ganz unter Kontrolle zu bringen. Dann setzte er sich und dachte über die jüngsten Ereignisse nach.
    Die gewaltigen Einblicke und Erkenntnisse hatten sich verflüchtigt. Er verstand das Universum nicht mehr und ebenso wenig fühlte er die ewige Wahrheit. Vergeblich versuchte er, sich an das Gesicht des anderen zu erinnern. Jenes ungeheure Wissen hatte ihm nur für kurze Zeit gehört, um dann
    zusammen mit dem Verborgenen in der Tiefe zu
    verschwinden.
    Aber wenigstens wusste er jetzt, warum er

Weitere Kostenlose Bücher