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Schicksalspfade

Schicksalspfade

Titel: Schicksalspfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
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typisch für Admiral Paris, eine solche Bitte zu äußern, und Tuvok war neugierig auf den Grund dafür.
    »Ich weiß, was Sie denken«, fuhr Finnegan fort und lächelte.
    »Dieser spezielle Captain scheint zu Owens Schützlingen zu gehören. Während der letzten Tage war er wie ein nervöser Vater.«
    Tuvok runzelte die Stirn. Er hielt ein solches Verhalten für unangemessen und erinnerte sich einmal mehr daran, dass die Menschen ihr Verhalten stark von Emotionen beeinflussen ließen. Aber er glaubte schon seit langem nicht mehr, ihr Wesen verändern zu können.
    Stattdessen besann er sich darauf, seinen Pflichten mit einem möglichst hohen Maß an intellektueller Strenge
    nachzukommen.
    Als er die taktischen Aufzeichnungen dieses besonderen Captains prüfte, einer gewissen Kathryn Janeway, war er geradezu entsetzt. Zum ersten Mal bekam er eine Bestätigung für die Notwendigkeit seiner Aufgabe und glücklicherweise hatte er während der vergangenen Monate genug Erfahrung gesammelt, um zu erkennen, dass diese Berichte einfach grässlich waren. Captain Janeway hatte ihr Schiff, die Bonestell, in den Beta-Quadranten gebracht, um dort Informationen über Mikrosekunden-Pulsare zu sammeln. Er hoffte, dass ihre wissenschaftliche Vorgehensweise besser war als ihre Aufmerksamkeit gegenüber taktischen
    Angelegenheiten. Es erstaunte ihn, dass Captain Janeway es gewagt hatte, Logbücher abzuliefern, die ein so schlechtes Licht auf sie warfen.
    Tuvok begann damit, alle Verletzungen der Vorschriften zu notieren. Er blieb bis spät am Abend in seinem Büro, um einen möglichst gründlichen Bericht zu erstellen. Insgesamt stellte er einundvierzig Verstöße gegen taktische Regeln fest, darunter das Fehlen von Waffentests und Kampfübungen. Während der sechs Monate langen Mission hatten nur zwei Überprüfungen der Waffensysteme stattgefunden. Tuvok konnte sich kaum vorstellen, wie ein Starfleet-Offizier wichtigen Details mit einer solchen Nachlässigkeit begegnen konnte.
    Als er sein Büro schließlich verließ, bemerkte er Licht in mehreren Arbeitszimmern des Starfleet-Hauptquartiers.
    Neugierig sah er nach, ob Admiral Finnegan noch anwesend war. Er fand ihn tatsächlich in seinem Büro, hohlwangig und blass.
    »Etwas Schreckliches ist passiert«, teilte er Tuvok mit.
    »Owens Sohn Thomas und drei andere Kadetten befanden sich im Wega-System und veranstalteten dort Zielübungen in einem Asteroidengürtel. Es kam zu einer Kollision. Drei Kadetten starben.«
    »Das bedauere ich«, sagte Tuvok aufrichtig, dachte an seine eigenen Kinder und erlaubte sich einen Anflug von
    Erleichterung angesichts ihrer Entscheidung, auf Vulkan zu bleiben und nicht den Starfleet-Weg zu beschreiten, der manchmal recht gefährlich sein konnte. Zwar ließen sich die Launen des Lebens nie vorhersagen, aber Tuvok hielt es für unwahrscheinlich, dass er jemals eine Nachricht wie die bekommen würde, die man den Eltern der drei ums Leben gekommenen Kadetten übermittelt hatte. Dafür war er
    dankbar.
    Diese ungewöhnlichen Gedanken gefielen ihm nicht und er wandte sich wieder seinen Aufgaben zu. »Sir, ich muss Ihnen leider mitteilen, dass meine Analysen in Hinsicht auf Captain Janeway, Admiral Paris’ Protegé, auf einen alles andere als kompetenten Offizier hindeuten.«
    Aber Finnegan war von der jüngsten Tragödie viel zu
    betroffen, um sich mit einem taktischen Bericht zu
    beschäftigen. Er winkte müde ab. »Darum kümmern wir uns morgen.« Er seufzte. »Ich warte auf den Download der
    Sensoraufzeichnungen von Kadett Paris’ Shuttle.«
    Tuvok nickte und ging. Er verstand die Prioritäten des Admirals, doch er musste darauf achten, die eigenen nicht aus den Augen zu verlieren.
    Am nächsten Nachmittag überprüfte er seine Notizen, um sich zu vergewissern, dass sie akkurat waren. Dabei entdeckte er zwei weitere Verstöße gegen die Vorschriften, die zwar geringfügiger Natur waren, dem Bericht aber trotzdem
    hinzugefügt werden mussten. Er hinterließ eine Nachricht für Admiral Finnegan und teilte ihm mit, dass er sofort zu ihm kommen würde, sobald er die erforderlichen Korrekturen vorgenommen hatte.
    Als er wenig später das Zimmer mit den holz vertäfelten Wänden betrat, in dem die Anhörungen stattfanden, begegnete er dort den Admiralen Finnegan, Paris und Nechajew. Auf der einen Seite stand eine fast zierlich anmutende Frau, die jedoch Kraft ausstrahlte. Ihr braunes Haar war perfekt frisiert und in den graublauen Augen glänzte wache

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