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Schicksalspfade

Schicksalspfade

Titel: Schicksalspfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
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Chakotay begriff, dass er ebenfalls zornig war. »Ich wusste nicht, dass der Maquis eine Art Mini-Starfleet ist. Ich dachte, hier erwartet man von einem, selbständig zu denken.«
    Die Tatsache, dass Paris ihn vor allen anderen herausforderte, goss Öl in das Feuer von Chakotays Zorn. »Denken ist eine Sache, ohne einen Befehl zu handeln eine ganz andere. Ihre großartige Leistung besteht darin, den Cardassianern mitgeteilt zu haben, dass wir hier sind. Hören Sie jetzt auf, mit mir zu streiten, und bringen Sie uns fort von hier.«
    Die beiden Männer wechselten noch einen bitteren Blick, bevor sich Tom Paris abwandte und die Navigationskontrollen betätigte. Von diesem Zeitpunkt an gab es Spannungen
    zwischen ihnen, bis Tom schließlich entschied, den Maquis zu verlassen – was Chakotay keineswegs bedauerte.
    Das alles war natürlich vor dem großen Abenteuer
    geschehen, das ihr Leben veränderte, vor dem Flug in die Badlands, der dazu führte, dass sie über siebzigtausend Lichtjahre hinweg in den Delta-Quadranten versetzt wurden, von einer »Beschützer« genannten Entität. Bevor Chakotay der Kommandantin der Voyager begegnete und mit ihr Freundschaft schloss. Bevor Maquis- und Starfleet-Crew eine neue Gemeinschaft bildeten. Bevor er erfuhr, dass Tuvok in Wirklichkeit ein Starfleet-Agent war, der an Bord seines Schiffes Informationen sammeln sollte. Und bevor eine Ironie des Schicksals dafür sorgte, dass er erneut Tom Paris ertragen musste, vermutlich für den Rest seines Lebens.
    Aber ein Gutes hatten all diese Ereignisse: Sie ermöglichten es Chakotay, die erstaunliche Frau namens Kathryn Janeway kennen zu lernen und mit ihr zusammenzuarbeiten.
    3
    Chakotay beendete seine Erzählung und stellte fest, dass ihm alle hingerissen zugehört hatten. »Ich wollte keinen so langen Monolog halten«, entschuldigte er sich und begriff, dass er viel mehr über sich preisgegeben hatte, als es eigentlich seine Absicht gewesen war.
    »Es war sehr interessant, Sir«, sagte Harry und meinte es ernst. »Commander Nimembeh hat mich auf die gleiche Weise bestraft – indem er mich in Stiefeln viele Runden laufen ließ.
    Aber das Ergebnis war ein wenig anders.«
    »Ich mache Ihnen einen Vorschlag, Fähnrich«, erwiderte Chakotay. »Morgen Abend können Sie uns davon berichten.
    Vielleicht haben wir dann sogar ein Lagerfeuer, an dem wir Geschichten erzählen können.«
    »Mein Leben war nicht annähernd so interessant wie Ihrs.
    Vermutlich werden sich alle langweilen.«
    Chakotay klopfte Kim auf die Schulter. »Das bezweifle ich.
    Was mich betrifft… Ich bin sehr an Ihren Erfahrungen mit Nimembeh interessiert.«
    Schließlich war Harry Kim einverstanden und alle legten sich hin, um zu schlafen. Sie fühlten sich jetzt einander noch näher als zu Beginn dieses Tages.
    Harry schlief schlecht, denn nachts war es in dem Lager keineswegs ruhig. Immer wieder schrie oder stöhnte jemand –
    Geräusche, die in der Dunkelheit noch beunruhigender wirkten als am Tag. In der Ferne hörte er etwas, das auf einen Kampf hinwies, dann ein grässliches Heulen. Er blickte an der Metallwand empor, um festzustellen, ob sich die Wächter aufgrund der nächtlichen Ereignisse zu irgendeiner Reaktion provozieren ließen, aber das war offenbar nicht der Fall. Sie überließen die vielen Gefangenen sich selbst und griffen nicht ein, wenn es unter ihnen zu Gewalt kam.
    Harry versuchte, nicht an zu Hause zu denken, an die stillen Gärten seiner Eltern, an die leise Musik, die seine Mutter auf einem uralten Instrument spielte, an die Harmonie und Ruhe jenes Lebens. Ein unermesslicher Abgrund aus Zeit und Raum trennte ihn davon. Seit die Voyager in den Delta-Quadranten versetzt worden war, hatte er eine schwere Prüfung nach der anderen bestehen müssen. Er war jetzt abgehärteter und erfahrener als vorher. Er konnte – und würde – auch diese neue Herausforderung überleben. Flüchtige Erinnerungen an
    Nimembeh regten sich in ihm und voller Nostalgie dachte er an den Mann, den er einst für seinen Peiniger gehalten hatte.
    Er drehte sich und suchte nach einer bequemen Position. Der Boden hatte die Hitze des Tages nicht gespeichert, war kalt und feucht. So heiß der Tag auch sein mochte – die Nacht brachte Kälte. Auf diesem Planeten schienen die Elemente nicht besonders freundlich gesinnt zu sein.
    Harry wusste nicht genau, wann er merkte, dass etwas auf ihn zu kroch. Eine vage dunkle Gestalt, die etwa fünfzehn Meter entfernt sein mochte und sich als

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