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Schicksalspfade

Schicksalspfade

Titel: Schicksalspfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
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Flüssigkeiten oder Baumaterial in Empfang zu nehmen.«
    Zehn Minuten später gingen sie mit einigen Krügen, einer großen Plane und vier Fladen aus getrocknetem Dung fort, die sich als Brennstoff verwenden ließen. Ein guter Anfang. Zwar hatte jeder von ihnen nützliche Objekte eintauschen können, mit denen sie nun zum Lager zurückkehrten, aber nirgends sah Harry eine Spur von der jungen Frau aus der vergangenen Nacht. Zugegeben: Die Wahrscheinlichkeit dafür, unter tausenden von Gefangenen eine Person zu finden, die er des Nachts im matten Schein ferner Lagerfeuer gesehen hatte, war sehr gering. Doch davon ließ er sich nicht entmutigen. Er vermutete, dass sie sich nicht weit von der Stelle entfernt aufhielt, an der sie ihr Lager aufgeschlagen hatten. Wenn er aufmerksam genug Ausschau hielt, konnte er sie finden.
    Die Voyager- Gruppe hatte einen erfolgreichen Morgen hinter sich und den Nachmittag verbrachte sie damit, zwei
    Unterkünfte zu bauen. Sie boten zwar keinen Luxus, waren aber groß genug, um sie alle aufzunehmen, und sie gewährten Schutz vor den Elementen. Als Chakotay nach Freiwilligen fragte, die die Behälter mit Wasser füllen sollten, meldete sich Harry sofort. Aus irgendeinem Grund war er sicher, die junge Frau beim zweiten Ausflug zu finden.
    Er hätte sie fast übersehen. Sie hockte auf dem Boden, etwa zehn Meter vom sumpfigen Flussufer entfernt, den Rücken an einen Baumstumpf gelehnt, die Knie angezogen, den Kopf gesenkt. Sie trug eine Art Kaftan, eine dunkle Kutte, die den ganzen zarten Leib umhüllte. Das schwarze Haar veranlasste Harry, langsamer zu gehen, und dann sah er einen Teil der Wange. Er ging neben ihr in die Hocke.
    »Hallo«, sagte er und stellte kummervoll fest, dass die junge Frau erschrak und zurückwich, als sie seine Stimme hörte. Im Tageslicht glitzerten ihre Augen: prismatische Scheiben, gelb und orangefarben. So ungewöhnlich sie auch sein mochten – er erkannte Furcht in ihnen.
    »Du hast nichts von mir zu befürchten«, sagte Harry und nahm erleichtert zur Kenntnis, dass sie sich daraufhin ein wenig entspannte. »Ich bin derjenige, dessen Stiefel du vergangene Nacht stehlen wolltest. Nichts für ungut.«
    Die Frau wandte sich ab und kaute auf einer rissigen
    Unterlippe. Ihr Gesicht war schmutzig, das Haar verfilzt, doch Harry sah sie in eine Aura unirdischer Schönheit gehüllt. »Hast du einen Namen?«, fragte er. »Ich heiße Harry.«
    »Coris«, antwortete die junge Frau so leise, dass Kim sie kaum hörte.
    »Gehörst du zu einer Gruppe? Hast du hier Freunde?«
    Sie schüttelte den Kopf und Harry sah, wie sich Feuchtigkeit in ihren sonderbaren Augen sammelte. Er streckte ihr die Hand entgegen. »Komm mit mir. Bei uns bist du sicherer.«
    Sie zögerte einige Sekunden lang, doch dann ergriff sie die dargebotene Hand. Ihre eigene war winzig, erinnerte Harry erneut an eine Katzenpfote. Er half ihr auf die Beine, bemerkte dabei, dass ihre Füße bloß und angeschwollen waren. Die junge Frau erinnerte ihn an einen fragilen Vogel, der nur aus dünnen Knochen und Federn bestand, an ein furchterfülltes, zartes Geschöpf, dessen Herz rasend schnell klopfte und das bereit war, beim geringsten Anzeichen von Gefahr
    fortzufliegen. Geduldig wartete sie am Rand des sumpfigen Bereichs, als Harry und die anderen durch den Schlamm stapften, ihre Behälter mit trübem Wasser füllten und dann zu dem Weg zurückkehrten, den sie Broadway nannten und der zu ihrem Lager führte.
    Coris gab keinen Ton von sich, während sie gingen, blickte die ganze Zeit über zu Boden. Als sie das Lager erreichten und Chakotay die Fremde sah, wölbte er fragend die Brauen.
    Harry zuckte verlegen mit den Schultern und sagte: »Sie ist mir gefolgt, Sir.«
    Chakotay lächelte und schwieg, und so wurde die Saccul Coris zu einem Mitglied der Gruppe.
    An jenem Abend bestand die Mahlzeit aus einem Brei, der übel roch und noch schlechter schmeckte. Er enthielt kleine, knollenartige Beutel, aus denen grüner, sehr bitterer Schleim quoll. Die Besatzungsmitglieder der Voyager und Coris aßen die unappetitliche Masse trotzdem, denn sie waren viel zu hungrig, um darauf zu verzichten. Der bröckelige Kuchen vom vergangenen Abend reichte nicht aus, um ihnen für
    vierundzwanzig Stunden das Gefühl zu geben, gesättigt zu sein.
    Sie hatten kleine Feuer angezündet, um sich vor der Kälte zu schützen, und der gefüllte Magen gab ihnen erneut das Gefühl von Wohlbehagen. Sie lebten, waren unverletzt und verfügten

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