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Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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Geschäftsabschlüssen lag, die Cunard vorgelegt hatte. Gewiss freute ihn der Antrag des jungen Kapitäns.
    Erik war erst kurz zuvor zurückgekehrt. War er so lange im Rathaus aufgehalten worden? Auf jeden Fall erschien er ihr sehr nachdenklich.
    Sie wollte ihn gerade fragen, ob Claas das Wappen erkannt habe, da ergriff ihr Vater das Wort. »Brida, Cunard hat mich um deine Hand gebeten. Er sagt, er hätt dich auch schon gefragt, und du wärst nicht abgeneigt. Wirst du annehmen?«
    Ein Ruck ging durch Erik. Er starrte Brida an, halb erschrocken, halb verstehend. So, als hätte er es noch vor ihr gewusst. Sie erinnerte sich, wie er Cunard abgeschätzt hatte. Da erst wurde ihr bewusst, dass Erik den Kapitän wie einen Rivalen gemustert hatte.
    »Ich weiß es noch nicht, Vater.«
    »Ich will dich ja nicht drängen, Deern, aber der Käpt’n ist die beste Wahl. Und er ist dir aufrichtig zugetan. Ich habe ihm gesagt, dass er meinen Segen hat. Ich würd mich freuen, wenn du seinen Antrag annimmst.«
    Erik starrte in seine Schüssel, als gäbe es sonst nichts auf der Welt. Brida spürte seine Anspannung beinahe körperlich.
    »Cunard ist ein Mann, der dir ’ne gesicherte Zukunft bietet und genauso nachsichtig mit deinen Eigenarten umgeht wie ich«, fuhr Hinrich fort. Nach einem kurzen Blick auf Erik sprach er weiter. »So ’n guten, zuverlässigen Kerl wie Cunard findste nicht so schnell wieder, Brida.«
    »Entschuldigt mich bitte.« Erik stand vom Tisch auf und verließ die Stube.
    Hinrich warf ihm einen langen Blick nach. »Na, da schau her. Das scheint ihm wohl nicht zu gefallen.«
    »Das hast du absichtlich gesagt.«
    »Natürlich, Deern. Erik muss wissen, woran er ist.«
    »Das war nicht nötig.«
    »Das war mehr als nötig, Brida.« Hinrichs Stimme wurde auf einmal sehr streng. »Ich hab doch Augen im Kopf. Du hast dich in ihn verguckt. Und er sich in dich. Aber das ist nur ’ne Schwärmerei. Du weißt nix von ihm und kannst dein Leben nicht auf Traumgespinste bauen.«
    »Du tust ja gerade so, als wolle ich mit ihm durchbrennen!«
    »Nein, aber du solltest die Augen nicht vor der Wirklichkeit verschließen. Gewiss, Erik ist ’n anständiger Kerl, sonst hätt ich nicht für ihn gebürgt. Aber wir wissen nicht, wer er wirklich ist, wohin er gehört und wie er seinen Lebensunterhalt bestreitet. Schlag ihn dir aus’m Kopf, bevor’s schmerzhaft wird.«
    Selten hatte sie ihren Vater so ernst erlebt.
    »Was befürchtest du?«, fragte sie.
    »Dass er dir wehtun wird, Deern.«
    »Das würde er nie tun! Er ist immer freundlich und höflich.«
    »Ja. Er wird dir auch nicht mit Absicht Schmerz zufügen. Aber ein Mann, der so geschickt einen Angreifer tötet, so schnell und ohne jede erkennbare Reue, der hat noch eine andere Seite.«
    »Woher weißt du, dass er ohne Reue getötet hat? Ich habe gehört, was er zu Hans gesagt hat, das zeugte von …«
    »Nein, Brida«, unterbrach ihr Vater sie hart. »Das zeugt von gar nichts. Nur davon, dass er wusste, was du von ihm erwartest.«
    »Warum hast du überhaupt für ihn gebürgt, wenn du ihn so siehst?« Tränen schossen ihr in die Augen. Sie versuchte vergeblich, sie fortzublinzeln.
    »Deern, ich hab dir gesagt, dass ich ihn mag. Aber deshalb würde ich ihn noch lang nicht als Schwiegersohn begrüßen.«
    »Wie kommst du darauf, dass ich …«
    »Brida, mach mir nix vor«, fuhr er ihr über den Mund. »Ich war auch mal jung. Es gibt Zeiten, da ist der Blick für die Wirklichkeit getrübt. Und deiner ist seit einiger Zeit mehr als trüb. Ich will nicht, dass du Dummheiten machst oder dich von Erik in Schwierigkeiten bringen lässt. Cunard wäre dir ein guter Ehemann. Und außerdem magst du ihn. Bevor dieser Erik aufgetaucht ist, hast du Cunard so angesehen. Und wenn der den Mumm gehabt hätte, dich schon vor sechs Monaten zu fragen, dann wärste jetzt die Seine.«
    »Ich bin satt.« Brida schob ihre halb volle Schüssel von sich. »Bitte entschuldige mich, Vater.«
    Sie stand auf und verließ die Stube. Ein kurzer Blick in die Küche. Marieke spülte Töpfe ab. Erik war nicht da.
    Sie ging in den Garten. Erik lehnte an der Weide und starrte ins Abendrot. Als sie näher kam, schenkte er ihr ein wehmütiges Lächeln.
    »Erik, ich …«, setzte sie an, doch er unterbrach sie sofort.
    »Euer Vater hat recht. Cunard ist ein guter Mann. Bei ihm wisst Ihr, woran Ihr seid.«
    »Was soll das?«
    »Was meint Ihr? Dass ich Eurem Vater recht gebe?«
    »Nein, sondern dass Ihr mich

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