Schief gewickelt (German Edition)
fängt er schon beim Ü an zu sabbern.
Also, Headline erste Folie: Es geht um Gefühle.
So. Dazu noch ein passendes Bild. Jetzt einfach mal frei assoziieren. Gefühle … Simone … Daniel … Scarlett Johansson! Gefühle → Scarlett Johansson. Logisch und gleich ein topaktueller Bezug mit eingebaut. So, dann suchen wir uns mal ein Bild im Internet. Google. Scarlett Johansson.
»Scarlett Johansson absolutely naked!!!«
Haha. Nicht mit mir. Bin Profi. Weiß ich doch, dass ich da auf einer üblen Pornowebsite lande, die mir sofort automatisch mein Konto leersaugt. Nein, wenn ich Nacktfotos von Scarlett Johansson bräuchte, wüsste ich schon, wo ich sie finde. Ich brauche aber nur ein dezentes Begleitbild für meine erste Folie. Also, was gibts da noch …
Hm, ob ich wirklich ein Nacktfoto von Scarlett Johansson aufstöbern könnte?
Nur mal kurz probieren. Quasi nur so als Test, ob ich noch fit bin. Internet steht ja nicht still. Muss man schon hin und wieder ein wenig gucken, was sich so tut.
*
Okay. Ergebnisse der Mittagschlafzeit:
⇒ Headline Folie Nummer eins fertig
⇒ Weltweit kein einziges Nacktfoto von Scarlett Johansson
Manno. Produktiv nenne ich was anderes. Ich versohle mir mit einem virtuellen Rohrstock den Hintern, während ich Daniel wieder in seine Klamotten stecke. Aber egal. Kindergarten. Bald, bald. Jetzt erst mal Fernseher an, auf dem Sofa gemütlich gemacht und Ballett. Höchste Zeit. Es geht schon los. Schnell noch eine Videokassette rein und Aufnahme.
»… war die Uraufführung des Balletts Le Sacre du Printemps 1913 in Paris einer der größten Skandale sowohl der Tanz- als auch der Musikgeschichte. Das konservative Publikum empfand Wazlaw Nijinskis Choreografie als obszön und Igor Strawinskys Musik als zutiefst verstörend. Wir wünschen Ihnen nun viel Vergnügen mit Ausschnitten aus vier zeitgenössischen Inszenierungen von Le Sacre du Printemps .«
»Na, das klingt doch gut, was Daniel?«
»Ja klingut.«
UMPTA ! … UMPATUMPTA ! … UMPTA IHH IHH IHH ! … IHHH ! … UMPATUMPTA !
Ach, du Schreck. Strawinsky. Klar. Name klingt so ähnlich wie Tschaikowski, Musik aber ganz anders. Weiß man doch.
Meine Fresse. Und so was hat der den Leuten 1913 auf die Ohren gegeben? Kein Wunder, dass die fuchtig geworden sind. Und dann die Tänzerin. Fantasie-Indianerinnenkluft mit Zöpfen bis zum Po und springt wie ein Känguru auf Ecstasy. Und ich dachte, der Nachmittag würde gemütlich.
IHH IHH IHH ! – UMPTA ! TR ÄÄÄ TR ÄÄÄ … UMPATUMPTA ! … UMPTA IHH IHH IHH ! … IHHH ! … UMPATUMPTA !
»Ich glaub, wir gucken doch lieber Schwanensee , was Daniel?«
»Nein, das gucken!«
Keine Chance. Puh, da hab ich mir was eingebrockt. Frage mich, wie lange die Tänzerin das Gehüpfe noch durchhält. Noch dazu in der langen Kutte. Die schwitzt nicht einmal. Respekt.
Aber ich mache heute Abend auch noch Sport. Meine alte Internetagentur gibt es wie gesagt nicht mehr. Aber die Fußballmannschaft hat überlebt. VfB Pixelschubser. Jeden Montag von acht bis zehn in der Halle. Hier passieren Dinge, neben denen selbst das Wunder von Bern blass aussieht. Programmierer, die 166 der 168 Stunden einer Woche am Bildschirm kleben, rennen mit Lichtgeschwindigkeit die Flügel rauf und runter, hektische Projektmanager werden zu kaltblütigen Kopfballungeheuern, und selbst mein alter Chef Becker, der noch vor ein paar Jahren nicht mal einen Fußball von einem Medizinball unterscheiden konnte, kann inzwischen richtig gut geradeaus laufen.
So. Indianerinnentanz ist vorbei. Nächste Inszenierung.
UMPTA ! … UMPATUMPTA ! … UMPTA IHH IHH IHH ! … IHHH ! … UMPATUMPTA !
»Willst du das immer noch gucken, Daniel?«
»Ja, das gucken.«
Nerven wie Stahlseile, der Junge. Na gut. Dann will ich auch mal nicht kneifen. Was kommt denn jetzt? Ach, so eine klassische Im-Dreck-rumwälz-und-hysterisch-die-Augen-aufreiß-Nummer. Wie langweilig. Einen Heavy-Metal-Soundtrack müssten sie dazu einspielen. Oder, noch besser, Easy Listening. Haha. Summer Samba von Walter Wanderley. Was für ein Kontrast. Muss ich jetzt doch tatsächlich mal ausprobieren.
»Pass auf, Daniel. Die Tänzerin braucht jetzt mal andere Musik.«
Fernseherton aus, CD eingelegt. Die Hammondorgel summt los. Dideldum, dideldei, dideldum, dideldei. Ah, fantastisch, wie das zusammengeht.
»Nein. Wieder die alte Musik hören.«
»Och Mönsch, Daniel, das stressige Rumgeeiere da. Muss das sein?«
»Aber wieder die alte Musik
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