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Schiff der tausend Träume

Schiff der tausend Träume

Titel: Schiff der tausend Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leah Fleming
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von Roddy gehört? Ich glaube, die Amis und die Briten haben es da unten in Italien nicht leicht. Gib Clare einen Kuss von ihrem »Fliegenden Daddy«.
    Nicht mehr lange …
    Auf immer und ewig Dein
    Anthony
    Die gemeinsame Zeit war einfach zu kurz. Er sprang aus dem Zug Richtung Süden, eilte ins Red House auf ein heißes Bad, einen Whisky mit Selwyn und einen langen Spaziergang, allein mit ihr, und dann gingen sie früh ins Bett. Manchmal war er so müde, dass er die meiste Zeit verschlief. Ella beobachtete, dass er selbst beim Spielen mit Clare ganz abwesend wirkte, als wäre er in Gedanken noch in der Luft. Er war im letzten Jahr gealtert; die Falten auf seiner Stirn hatten sich tiefer eingegraben, und er wirkte ständig erschöpft.
    Sie schämte sich für ihre Wut und Eifersucht. »Du siehst deine verdammte Crew jeden Tag, aber wir sehen dich doch kaum! Das ist nicht fair. Du hast mich geheiratet, nicht deine Crew«, hatte sie ihn eines Nachts angefahren.
    Ach, es war schwer, damit fertigzuwerden. Sie wollte jede Sekunde mit ihm verbringen. Jede Berührung, jede seiner Zärtlichkeiten bedeuteten unendlich viel, und sie sammelte diese Momente wie den kostbarsten Schatz. Seine Gegenwart, seine Liebe war das Einzige, woraus sie Kraft schöpfte, um die nächsten Wochen durchstehen zu können. Aber natürlich musste sie einsehen, dass seine Crew nun auch so etwas wie seine Familie war.
    Er hatte zwei Einsatzreihen überlebt. Die Aussicht, er könnte bald am Boden arbeiten, erleichterte sie enorm, aber sie fürchtete, er würde die neue Stelle ausschlagen, um eine dritte Einsatzreihe zu fliegen. »Niemand überlebt drei Einsatzreihen«, hatte sie ihn letzte Woche am Telefon angeschrien.
    »Es gibt immer eine Ausnahme zur Regel«, hatte er erwidert. »Ich habe ein gutes Gefühl.«
    Sie hatte Angst, darüber nachzudenken, was er jede Nacht riskierte, wenn er tief über das dunkle Meer flog, nach Zielen Ausschau hielt, Fotos machte, Flakgeschützen auswich oder ohne Sicht durch dichten Nebel schwebte, nur wenige Liter Benzin im Tank, und um Lichter betete, die ihn zum Festland führen würden.
    »Aber ich bin nun mal Pilot«, sagte er und blickte sie mit dem charmanten Lächeln an, gegen das sie völlig machtlos war, »und genau das wollte ich werden, seit ich Onkel Geralds Doppeldecker in unserem Feld landen sah und er mich auf eine Runde mitnahm. Als Junge bin ich in den Sommerferien immer zu Cobham’s Fliegendem Zirkus gegangen und durfte mal in einer Avro 504 mitfliegen. Ich bin stundenlang mit dem Rad gefahren, nur um draußen vor dem Luftwaffenstützpunkt zu sitzen und die Flugzeuge starten und landen zu sehen. Es steckt mir im Blut – auf andere Weise so, wie du mir im Blut steckst.«
    Doch Ella stand schreckliche Ängste um ihn aus. Wenn er ein paar Tage nicht anrief oder kein Brief von ihm kam, konnte sie weder arbeiten noch essen noch schlafen, bis das Telefon wieder klingelte. Er war doch ihr Leben! Dabei gab es im Moment so viel zu tun. Sie musste ihren Unterricht vorbereiten, Lebensmittel für Weihnachten bestellen, das Haus festlich schmücken und kleine Geschenke für Clares Strumpf organisieren. Ella hatte beim Bauernhof einen fetten Hahn bestellt. Sie liebte es, wenn das Haus voller Gäste war. Ihr Untermieter war ein junger Lehrer, der seine eigene Familie besuchen würde, so dass ein Schlafzimmer frei wäre, wenn Anthonys Eltern kamen.
    Die Einkäufe erledigte sie meist in Hetze, da es mit einem Kleinkind anstrengend war, und nun kam Clare auch noch ins Trotzalter. An jedem Süßwarenladen stampfte sie mit den Füßen. Vor dem Lebensmittelgeschäft und dem Metzger standen die Schlangen bis um die nächste Ecke. Der Bus hatte Verspätung, und Ella musste Clare auf den Schoß nehmen, bis sie in Streethay aussteigen konnten.
    Als sie ein fremdes Auto in der Auffahrt sah, eilte sie ins Haus. Anthony war gekommen, ohne ihr Bescheid zu sagen! Wie wunderbar! Offensichtlich hatte er sich einen Wagen und Benzingutscheine leihen können, um früher hier zu sein, dachte sie, und stieß eifrig die Tür auf. »Daddy ist zu Hause, mein Schatz!«
    Selwyn stand am Telefon. »Du bist zurück.« Als sie seinen Blick sah, bekam sie weiche Knie, und ihr Herz begann schneller zu schlagen.
    »Was ist los? Wer ist hier?« Sie löste die Gurte in Clares Kinderkarre.
    »Ella, sie wollen dich sprechen. Ich habe sie ins Wohnzimmer gebeten. Soll ich Clare nehmen?«
    Aus seinem Blick und seiner sanften Art, ihren Namen

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