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Schiff der tausend Träume

Schiff der tausend Träume

Titel: Schiff der tausend Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leah Fleming
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dort rauskommen, aber du musst an deinem Italienisch arbeiten. Der hiesige Dialekt ist schwer verständlich, und wir müssen deine Beinmuskeln aufbauen, wenn sie zwanzig Meilen pro Tag bergan klettern sollen.«
    Roddy befühlte seine Waden; sie waren immer noch recht schwach und dünn. »Ich werde unsere Runde doppelt so oft laufen.«
    »Steck dir Steine in die Taschen, damit du schwerer bist, und ich versuche, dir extra Essensrationen zu besorgen.«
    »Warum tust du das für mich?«, wollte Roddy wissen. »Ich bin nicht mal katholisch.«
    »Daran können wir später arbeiten«, erwiderte Frank schmunzelnd.
    Das war es, was Roddy so an ihm mochte: Er erzählte keinen Unsinn, sondern sprach aufrichtig und hatte ein gutes Herz.
    »Weißt du, eine gelungene Flucht wäre Gold wert für die Stimmung hier. Wenn du es bis hinter die feindlichen Linien schaffst, schick uns eine Postkarte.«
    »Und was ist mir dir?«
    Frank schüttelte den Kopf. »Nein, ich bleibe. Aber vielleicht kann ich mich heimlich für einen Tag absetzen, um die Familie meines Vaters zu besuchen – solange ich bis zum Appell wieder hier im Lager bin. Ich könnte Proviant organisieren. Pater Mario können wir vertrauen, da bin ich sicher.«
    »Also, wann brechen wir auf?«, fragte Roddy ungeduldig. Er war schon ganz aufgeregt.
    »Wenn die Zeit reif ist. Hab Geduld. Trainiere. Es wird kein Spaziergang, vor allem nicht für dich. Du kennst das Risiko.«
    »Das hast du alles schon durchgeplant, oder?«
    Frank tippte sich an die Nase und schmunzelte. »Nur in der Theorie. Zuerst müssten wir Proviant organisieren, Bestechungsgelder, Zigaretten und vor allem viel Glück.«
    »Na, dann kniest du dich am besten gleich hin und betest«, erwidert Roddy lachend.
    »Du auch, Bruder. Zwei Stimmen sind lauter als eine.«

116
    Nach langen Monaten vorsichtigen Planens bekamen Pater Mario und Frank Kontakt zu einem Netzwerk von Sympathisanten, das den Bartolinis über eine Nachrichtenkette die Botschaft zukommen ließ, dass sie geheime Besucher erwarten sollten. Der ganze Plan klang ziemlich verrückt: Sie wollten aus einer Feldarbeitergruppe ausbrechen, Roddy würde eine Soutane anziehen und sich als Pater auf Pilgerreise ausgeben. Das bedeutete, dass er seinen Offiziersrang ablegen musste, um sich unter die Arbeitergruppe mischen zu können, und dann eine der weniger strengen Wachen mit Zigaretten und Souvenirs bestechen musste, um ihre Flucht zu erleichtern.
    In der Nacht vor dem geplanten Ausbruch nahm er Frank beiseite. »Es ist zu riskant für dich«, flüsterte Roddy. »Du gehst besser erst später los, wenn ich schon ein paar Tage weg bin.« Wenn sie gemeinsam aufbrachen und Roddys Flucht entdeckt würde, bevor Frank wieder ins Lager zurückgekehrt war, brächte das den Pater in große Gefahr. Doch Frank schüttelte den Kopf.
    »Ich bin es meinem Vater schuldig, seine Familie aufzusuchen, bevor wir nach Norden verlegt werden, und das ist nur eine Frage der Zeit. Je näher die Alliierten kommen, desto weiter werden sie uns wegbringen. Außerdem werden sie, sobald deine Flucht entdeckt wird, alle Wachen verstärken. Dann kann ich bestimmt nicht mehr unauffällig für einen Tag abhauen. Es wird schon alles gutgehen.«
    Am nächsten Morgen schlüpfte Roddy unter einem Vorwand in den äußeren Bereich des Lagers, in dem die niederen Dienstgrade schliefen, riss seine Rangabzeichen ab, um als einfacher Soldat durchzugehen, und füllte seinen Rucksack mit Vorratsdosen, Zigaretten, allem, was er eintauschen konnte. Als sie die Tore für die Feldarbeitergruppe öffneten, war er sehr nervös, da er wusste, dass jeder Einzelne zur Rechenschaft gezogen würde, wenn man sein Verschwinden zu früh entdeckte. In der ersten kurzen Arbeitspause versuchte er ganz unauffällig so weit wie möglich an das hintere Ende des Feldes zu gelangen. Einige der anderen Männer sollten den Wachposten ablenken, während Frank in das nächste Waldstück rannte, wo ihn hoffentlich wie verabredet einige Partisanen erwarteten.
    Es war ein heißer Tag, die Männer arbeiteten mit nacktem Oberkörper und hatten sich ihre Hemden als Sonnenschutz um den Kopf gebunden. Die uniformierten Wachen stahlen sich auf eine Rauchpause in den Schatten. Zwei Männer begannen einen Streit, und bald krakeelten alle herum, so dass Roddy die Chance nutzen konnte, um unter dem Zaun hindurchzukrabbeln und wegzurennen.
    Und tatsächlich warteten im Wald wie vereinbart ein alter Priester und ein junger Mann auf ihn,

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