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Schiff der tausend Träume

Schiff der tausend Träume

Titel: Schiff der tausend Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leah Fleming
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kam.
    »Unsereins wird nicht oft mit einem Sparbuch gesehen«, bemerkte Florrie und nahm interessiert das Sparbuch in Mays Korb in Augenschein.
    May fühlte sich verpflichtet, etwas zu sagen. »Mein Mann ist auf See gestorben, und das ist eine Rente«, brachte sie vor und wollte schnellstens eine andere Richtung einschlagen als diese große, laute Frau.
    »Das ist es also jetzt? Wir haben uns schon gewundert, wie es dir gelingt, dich und die Kleine so gut anzuziehen, bei dem Hungerlohn, den wir da oben bekommen«, schnaubte sie und zeigte auf den Kathedralenhof. Dann schaute sie wieder auf Mays schicken schwarzen Mantel.
    May gefiel der Klang des »wir« nicht. Sie hoffte, sie und Ella wären nicht Gegenstand des Dorfklatsches. »Ella bekommt Pakete aus Amerika«, versuchte sie zu erklären.
    »Ach so? Dann hast du Verwandte dort? Hast du die Stelle auf die Art und Weise bekommen? Du putzt jetzt zusätzlich beim Kanonikus, und ich habe gehört, dass Letty Fagan nicht gerade erfreut war, als er sie deinetwegen entließ. Unter uns, Herzchen, so macht man sich hier in der Gegend nicht an Arbeitsstellen heran. Die Leute müssen glauben, dass Letty keine gute Arbeit für ihn geleistet hat.«
    May wurde rot. »Na ja, sein Haus sah ziemlich heruntergekommen aus, als ich zum ersten Mal vorbeischaute. Ich dachte, er hätte keine Hilfe.«
    »Wie kommt so eine wie du überhaupt darauf, sich bei seinesgleichen vorzustellen?« Florrie stand wie angewurzelt auf dem Bürgersteig und verstellte ihr den Weg.
    »Ich habe einmal seine Tochter kennengelernt …« Großer Fehler.
    »Aber die ist in Amerika, verheiratet mit einem Bonzen. Sie war auf der
Titanic
. Wie kommt es, dass du sie kennst?«
    »Oh, Freunde von der Kirche, das ist eine lange Geschichte.« Sie machte Anstalten, den Kinderwagen an Florrie vorbeizuschieben, doch die rührte sich nicht vom Fleck.
    »Ich bin überrascht, dass du dir die Mühe gibst, überhaupt zur Arbeit zu kommen, wenn du doch so noble Beziehungen und eine persönliche Rente hast.«
    Jetzt wurde es ernst. Wie sollte May ihren Standpunkt verteidigen? »So ist es ganz und gar nicht. Meine Arbeit gefällt mir. Wir sind nur zu zweit, ich muss arbeiten.« May wandte sich wieder ab, um zu gehen, doch Florrie hielt sie am Arm fest.
    »Nicht so eilig. Wie ich höre, hast du eine Einladung abgelehnt, der Frauen-Genossenschaftsgilde beizutreten.«
    »Wer hat dir das gesagt?« May wollte diesen Anschuldigungen so schnell wie möglich entgehen. »Ich muss jedes Mal, wenn ich das Haus verlasse, dafür sorgen, dass sich jemand um das Kind kümmert. Das kostet Geld oder Gefälligkeiten«, fauchte sie zurück.
    »Hör zu, Mrs Smith, wenn das überhaupt dein richtiger Name ist, ich gebe dir einen guten Rat, der nichts kostet. Hier gibt es die Stadt und die Universität: Kathedralenhof oder Marktplatz, und es bringt nichts, wenn man die vermischt oder versucht, einen Fuß in jedem Lager zu haben. Du bist eine von uns oder eine von denen, kapiert?«
    »Ich bin nicht von hier. Ich bin aus Lancashire und ergreife keine Partei.« Mays Nackenhaare stellten sich jetzt hoch.
    Florrie stieß blitzschnell zu. »Ach ja? Was führt eine aus dem Norden denn hierher?«
    »Ich bin Witwe«, sagte May kaum hörbar. »Kann eine Frau denn nicht woanders hinziehen?«
    Florrie ließ sich die Antwort durch den Kopf gehen und zeigte keinerlei Mitgefühl, als sie beiseitetrat. »Bitte ergebenst um Entschuldigung, aber wir haben uns schon gefragt, ob du eigentlich eine
richtige
Witwe bist, weißt du.«
    »Was soll das heißen?« May schaute Florrie direkt in die Augen und verunsicherte sie damit einen Moment lang.
    »Na ja, wir haben uns gefragt, ob dich da jemand schön heimlich versorgt hat … schließlich bekommen du und das Kind Geld, aber keinen Besuch.« Dabei wurden ihre Wangen rot.
    »Wie kannst du es wagen, solche Vermutungen anzustellen? Joseph war mein Mann, meine Jugendliebe. Er ist erst seit einem Jahr tot.« Tränen traten ihr in die Augen.
    »Na, nun mach mal halblang! Ich wollte dir nicht zu nahetreten, aber du schottest dich ja immer ab. Kein Wunder, wenn die Leute dann doch Fragen stellen, oder?«
    »Was geht es dich an, wer ich bin?«, fuhr May sie an. »Und jetzt, wenn du nichts dagegen hast, muss ich noch einkaufen gehen.«
    »Du hast etwas an dir, das ich nicht begreife; so etwas wie ein Geheimnis, schätze ich. Aber keine Bange, ich werde so lange herumschnüffeln, bis ich die Wahrheit herausgefunden habe. Eine Rente,

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