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Schiff der tausend Träume

Schiff der tausend Träume

Titel: Schiff der tausend Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leah Fleming
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abhalten, so weit wie möglich von Grover Parkes fortzukommen. Mutter und Kind standen unsichtbar in der dichtgedrängten Menge, und Celeste lächelte zum ersten Mal vor Erleichterung, als sie sich auf den Weg zum Bahnhof begab.
    Machen Sie sich auf, verstecken Sie sich in der Menge, Rose Wood. Da wird Sie niemand finden
.

Zweiter Teil Lebensfäden
    1914 – 1921
    48
    Washington, D. C. , November 1914
    Liebe May,
    Sie haben sich vielleicht gefragt, wo ich wohl stecke, seitdem ich das letzte Mal geschrieben habe. Wir leben in der Hauptstadt von Amerika und sind bei Freunden untergekommen, bis ich etwas Dauerhaftes finde.
    Bevor der Postweg über den Atlantik vollständig abbricht, würden Sie mir bitte den großen Gefallen tun und alle Briefe, die für mich eintreffen, besonders die von meinem Mann, an meine Adresse hier umleiten und umgekehrt diese Briefe an ihn mit einem Stempel aus Lichfield aufgeben? Eine Zahlungsanweisung habe ich beigefügt. Sie sollen für meinen Betrug nicht auch noch Geld fürs Porto aufwenden müssen.
    Entscheidend ist, dass Grover glaubt, ich sei wieder zu Hause und werde wahrscheinlich nicht zurückkehren. Um die Sache noch komplizierter zu machen, werde ich Vater so schreiben, als wären wir noch in Akron. Wenn er nichts von der ganzen Sache weiß, ist es am besten. Würden Sie ihm bitte anbieten, seine Briefe zur Post zu bringen, und sie an meine hiesige Adresse schicken, dann stehe ich für immer in Ihrer Schuld. Entschuldigen Sie, wenn ich Ihnen das alles aufbürde. Ich hatte wirklich geplant, nach Hause zu kommen, aber ich war nicht gut genug vorbereitet und musste in letzter Minute meine Pläne ändern.
    Ich versuche, Roddy und mir hier ein neues Leben aufzubauen. Vorläufig bin ich Mrs Rose Wood. Inkognito zu bleiben ist enorm wichtig, nur für den Fall … Ach, welche Netze wir doch spinnen, wenn erstmals wir auf Täuschung sinnen.
    Das Leben hier ist interessant. Im Moment helfe ich im Büro der Kongressvereinigung für das Frauenwahlrecht aus. Roddy ist in der ersten Klasse und gewöhnt sich an das neue Leben. Was in Frankreich vor sich geht, verfolgen wir mit Angst und Sorge um meine impulsiven Brüder, die übereilt in die Armee eingetreten sind, um nichts zu verpassen.
    Wie hat sich unser aller Leben im letzten Monat verändert – England befindet sich im Krieg, und wir sind Flüchtlinge –, aber ich bereue nichts. Die Titanic hat mich gelehrt, dass unser Leben auf der Erde kostbar ist und wir es genießen müssen, nicht erdulden. Unsere Träume dürfen leben.
    Bleiben Sie gesund in diesen schweren Zeiten.
    Alles Liebe,
    Celeste (auch bekannt als Mrs Rose Wood)
    May saß auf der Parkbank, las diesen Brief noch einmal und schüttelte den Kopf. Wer hätte gedacht, dass Celeste das Weite suchen würde? Wie um alles in der Welt konnte sie selbst an solch verrückten Plänen Anteil haben? Celestes Mann bestieg doch bestimmt das nächste Schiff und forderte ihre Rückkehr ein. Was würde der arme Kanonikus Forester zu all dem sagen? Wie sollte sie, May, ihn hintergehen? Doch das musste sie, wenn Celeste in Gefahr war. Sie verdankte Celeste ihr Leben.
    Lichfield befand sich in heller Aufregung, um Unterkünfte für belgische Flüchtlinge zu beschaffen und Plakate aufzuhängen, die vor Spionen warnten. An den Bahnstrecken standen Wachen, Truppen waren auf dem Vormarsch. Konvois aus Lastwagen und Fuhrwerken versperrten ihr den Weg über die Straße. Die ganze Welt spielte verrückt, und jetzt steckte Selwyn in einem Ausbildungslager, und sein Bruder Bertram war bereits jenseits des Ärmelkanals.
    May schob das Kind den Hügel hinauf. In der Kathedrale konnte man sich gut abkühlen und nachdenken. Dieses Gebäude hatte viele Kriege und Krisenzeiten überstanden; die zerfetzten Fahnen, die von den Decken der Seitenkapellen hingen, waren beredte Zeugen für einstige Auseinandersetzungen. Was sollte sie tun?
    Sie blieben an der Marmorstatue der
Schlafenden Kinder
hinten in einer Ecke der Marienkapelle stehen. Die Robinson-Schwestern waren gemeinsam begraben. Eliza Janes Nachthemd hatte Feuer gefangen, und sie war an ihren Verbrennungen gestorben, während Marianne sich erkältet hatte und bald danach gestorben war. Wie mussten ihre Eltern getrauert haben, dachte May. Genauso wie sie um Ellen trauerte. Wenn sie doch nur eine Stelle hätte, an der sie um ihre verstorbenen Lieben hätte trauern können. Niemand war je mit seinen Sorgen allein. Ein jeder hatte sie, und jetzt war Celeste

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