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Schiff der tausend Träume

Schiff der tausend Träume

Titel: Schiff der tausend Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leah Fleming
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unterhalten, und er heiterte geschickt ihren gelangweilten Sohn auf. Er hatte ein tiefes, kehliges Lachen, bei dem die Leute sich umdrehten und lächelten. Celeste blieb dennoch auf der Hut, setzte sich sehr aufrecht hin und gab nur wenig preis, sodass er die ganze Zeit nie über die offizielle Anrede hinauskam.
    Sie spürte, dass Roddy darauf brannte, ihm von ihren eigenen Abenteuern zu berichten, von ihrer Flucht über das Meer, aber sie warf ihm immer wieder eisige Blicke zu, um ihn an ihr Geheimnis zu erinnern, dass niemals jemand etwas über ihre Angelegenheiten erfahren durfte.
    »Sie haben in Washington gearbeitet. Eine große Stadt, waren Sie Lehrerin?«
    Sie schüttelte den Kopf, aber Roddy redete dazwischen. »Doch. Wir hatten Unterricht in unserem Haus. Das war
so
langweilig.«
    »Roddy, es ist unhöflich, zu unterbrechen …« Sie erläuterte die Arbeit der Frauenpartei und ihre erfolgreiche Kampagne für das Frauenwahlrecht.
    »In England haben wir noch immer kein volles Stimmrecht, aber es wird kommen. Ich finde, es ist eine Schande, dass die Hälfte der Menschheit in nationalen Belangen nichts zu sagen hat. Meine Frau hat immer gesagt …«. Er verstummte und lächelte dann. »Wenn Männer Kinder bekommen würden, dann gäbe es bald eine Veränderung.«
    »Also gehen Sie zurück zu Ihrer Frau und Ihren Kindern?«, fragte sie, erleichtert über diese Neuigkeiten.
    »Ich wünschte, es wäre so, aber sie gerieten in einen Zeppelinangriff über London: falscher Ort, falsche Zeit.« Er wurde plötzlich still.
    »Das tut mir leid«, war alles, was sie aufbringen konnte.
    »Und Sie beide? Ihr Mann arbeitet in England?« Er blickte auf.
    Roddy wartete ab, was seine Mutter wohl antworten würde.
    »Ich habe keinen Mann mehr«, sagte sie. »Roddy ist mein Hausherr, nicht wahr? Wir gehen zurück in meine Heimatstadt, um neu anzufangen, nicht wahr?«
    »Wo ist das?«
    »Lichfield … Grandpa wohnt in der Kathedrale«, schaltete Roddy sich ein.
    »Roddy, wir erzählen Fremden nichts über unsere Angelegenheiten.«
    Mr McAdam errötete, und sie fühlte sich schäbig, weil sie so geheimnisvoll tat. Er war jetzt kein Fremder mehr, nur ein ziemlich netter junger Mann, der in ein leeres Haus zurückkehrte.
    »Sie können uns schreiben«, meldete Roddy sich zu Wort und lächelte. »Sie können uns aus Ihrer neuen Schule schreiben, nicht wahr, Mom?«, fügte er hinzu, biss in sein klebriges Kuchenstück und grinste verschmitzt.
    »Natürlich, wenn Mr McAdam es will, aber ich nehme doch an, dass er sehr viel zu tun haben wird.«
    Er zwinkerte Roddy zu. »Ich glaube, ich werde die Zeit finden, hin und wieder zu Papier und Stift zu greifen und dir meinen Schulbericht zu schicken.«
    Celeste konnte in dieser letzten Nacht an Bord der
Saxonia
nicht schlafen, und ausnahmsweise lag es nicht an ihrer Angst vor einem Eisberg oder vor Grovers Schergen, sondern einzig und allein an Archie McAdam. Warum musste Roddy mit ihm zusammenstoßen? Sie vermied ungewünschte Aufmerksamkeit, aber Roddys kleiner Unfall hatte diesen Fremden über ihren Weg laufen lassen. Sie hätte ihn kühl abschütteln und wegschicken sollen.
    Die vergangenen Tage in Gesellschaft dieses Witwers und Seemanns, dieses gelehrten und gebildeten Mannes ihrer eigenen Gesellschaftsschicht, hatten etwas Beunruhigendes gehabt. Er war kultiviert, aber geradeheraus, und sie wusste, er gehörte zu den Männern, die Papa sofort in sein Herz schließen würde. Aber wie hatte Archie so treffend gesagt? »Falsche Zeit, falscher Ort.« Warum konnte sie ihm gegenüber nicht einfach ehrlich sein und ihre Geschichte erzählen, so wie sie war? Das würde ihn schnell abschrecken. Doch Roddy hielt ihn für einen Helden und konnte nicht genug von seinem Seemannsgarn bekommen, von dem sie den Eindruck hatte, dass es sorgfältig zugeschnitten und zensiert war, um die Empfindsamkeiten eines Jungen nicht zu verletzen. Er war ein echter Kerl, mit humpelndem Gang und männlicher Ausstrahlung, und sie hielt ihn fest entschlossen auf Armeslänge. Er brachte sie beide zum Lachen, und es war so erfrischend, den Humor in seinem Tonfall zu hören, statt die Angst zu spüren, die Grover mit seiner Stimme in ihr erzeugt hatte. In all der Zeit mit Grover hatte sie nie andere Männer angesehen, erst aus Liebe zu ihrem Mann, und dann aus Furcht, sie könnten letztlich alle so sein wie er.
    Und jetzt? Was geschah mit ihr?
    Sollte sie ihm erlauben, von Oxford aus zu schreiben? Mit dem Zug war es von

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