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Schiffsdiebe

Schiffsdiebe

Titel: Schiffsdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Hannes; Bacigalupi Riffel
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reich! Bald arbeitet Lucky Strike für uns!«
    Nailer ließ sich von ihrer Begeisterung anstecken und grinste breit. Sie sammelten das Silberzeug ein und taten es auf einen Haufen. Unter zerbrochenem Porzellan und zerschellten Gläsern kamen immer mehr Reichtümer zutage.
    Pima machte sich auf die Suche nach etwas, in dem sie ihre Beute hinaustragen konnten. Bald kehrte sie mit einem Hanfbeutel zurück, den sie noch vor ein paar Minuten begeistert mitgenommen hätten, um ihn gegen ein paar Meter Kupferkabel einzutauschen, was ein gutes Geschäft gewesen wäre – und jetzt war er nur dazu da, ihre eigentliche Beute zu transportieren: das ganze Silber. Servierteller und Gabeln und Messer, alles wanderte in den Beutel. Gabeln so klein, dass sie in Nailers Hand verschwanden, Löffel so groß und tief, dass sie in Chens Garküche als Schöpfkellen hätten dienen können.
    Nailer richtete sich auf. » Ich schau mal, was sich hier sonst noch finden lässt. Vielleicht ist da noch mehr zu holen.«
    Pima nickte wortlos. Nailer kletterte in den Hauptkorridor und arbeitete sich bis in eine Kabine vor, in der heruntergefallene Gemälde und geborstene Statuen herumlagen. Selbst mit der ganzen Leichten Kolonne würden sie mehrere Tage brauchen, um all das Messing, das Kupfer und die Kabel aus dem Klipper zu entfernen. Sobald Pima und er ihre Beute in Sicherheit gebracht hatten, würden sie sich etwas überlegen müssen. Es musste eine Möglichkeit geben, wie sie vom Rest etwas abbekamen.
    Glück und Verstand. Sie brauchten Glück und Verstand.
    Das Problem war, dass dieser Glückstreffer fast zu groß war, um einen kühlen Kopf zu bewahren.
    Er ging wieder hinaus und stieß eine weitere Kabinentür auf. Ein seltsamer Raum, voller Puppen und im Wasser schwimmender Plüschtiere. Eine sonderbar modern wirkende Holzeisenbahn. An einer Wand hing ein zerfetztes Gemälde: ein Klipper, vielleicht sogar dieser hier, aus großer Höhe gemalt. Der Künstler war ziemlich gut, das Bild wirkte fast wie eine Fotografie. Nailer bekam eine Gänsehaut – wenn er das Gemälde zu lange anschaute, würde er noch hineinfallen. Und auf den ganzen Leuten mit ihren schicken Klamotten landen, die zu ihm hinaufstarrten. Fast wurde ihm schwindlig. Er wandte sich ab und ließ den Blick durch die Kabine schweifen. Am hinteren Ende befand sich noch eine weitere Tür. Er kroch die Wand entlang, die jetzt den Boden bildete, und stemmte die Tür auf.
    Ein Schlafzimmer: überall Bettdecken und ein großes, geborstenes Bett. Und ein hübsches Mädchen, das ihn aus großen schwarzen Augen anstarrte. Tot.
    Nailer stockte der Atem.
    Sogar jetzt, wie sie da auf dem Bett lag, unter einem Berg Trümmer begraben, war sie noch umwerfend. Ihr schwarzes Haar hing ihr über das Gesicht wie ein nasses Netz. Ihre Bluse war zerrissen und durchweicht, der Stoff ein kostbares, mit Silber durchwirktes Gewebe. Sie war jung. Nicht wie der Kapitän und die Halbmenschen. Vielleicht so alt wie Pima. Ein reiches Mädchen mit einem Diamantstecker in der Nase.
    Er hätte sie beneidet, wäre sie nicht so tot gewesen.
    » Hier ist noch eine Leiche!«, rief er zu Pima hinüber.
    » Ein Halbmensch?«, rief sie zurück. Nailer antwortete ihr nicht. Er konnte den Blick nicht von dem toten Mädchen abwenden. Hinter sich hörte er ein Scharren, und dann kniete Pima neben ihm.
    » Verdammt«, sagte sie. » Wirklich schade.«
    » Hübsch, was?«
    Pima lachte. » Ich wusste nicht, dass du auf Leichen stehst.«
    Nailer verzog angewidert das Gesicht. » Wenn ich ein Mädchen haben möchte, gibt es genug lebendige, vielen Dank.«
    Pima grinste. » Klar, aber die hier knallt dir wenigstens keine wie Moon Girl, als du versucht hast, sie zu küssen. Allerdings sehen ihre Lippen ziemlich kalt aus. Wenn du die küsst, wird sie dich zur Waage des Plünderergottes mit hinunternehmen, das ist mal sicher.«
    » Igitt.« Mailer zog eine Grimasse. Pima verbrachte zu viel Zeit bei den Schweren Kolonnen. Ihr Humor wurde immer schwärzer.
    » Sie trägt Gold«, sagte Pima.
    Nailer hatte nur die schwarzen Augen des Mädchens angeschaut, aber Pima hatte recht. Gold um ihren schlanken, braungebrannten Hals, Gold an ihren Fingern. Wenn es echt war, war es ein Vermögen wert – weit mehr als alles andere, auf das sie bisher gestoßen waren.
    Gemeinsam krochen er und Pima über das Gerümpel zu der Leiche hinüber. Das Mädchen war unter mehreren Möbelstücken begraben. Nichts davon war festgemacht gewesen, als hätten

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