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Schiffsdiebe

Schiffsdiebe

Titel: Schiffsdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Hannes; Bacigalupi Riffel
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worüber wir überhaupt reden.«
    » Yeah.« Pima schüttelte den Kopf. » Du hast recht. » Vielleicht finden wir etwas Leichtes, das wir mitnehmen und verstecken können. Dann entscheiden wir weiter.«
    » Yeah. Vielleicht gibt es auch eine Belohnung für das Schiff, wenn wir es melden.«
    » Eine Belohnung?«
    Nailer zuckte mit den Achseln. » Ich hab da mal ein Hörspiel gehört, in Chens Nudelbude. Wenn man jemandem hilft, bekommt man einen Riesenhaufen Geld.«
    » Warum sagst du das nicht gleich?«
    Nailer verzog das Gesicht. » Na ja, in dem Hörspiel war jedenfalls von einer Belohung die Rede.« Er spuckte aus. » Na los. Lass uns reingehen.«
    Sie kraxelten über die Felsen zu dem Schiff hinüber. Bei Ebbe war der Rumpf von knöcheltiefem Wasser umgeben. In den Tümpeln saßen ein paar Fische fest, andere lagen auf dem Sand und verfaulten zusammen mit dem Seetang. Aus der Nähe wirkte das Schiff noch größer. Nicht wie die verrosteten Monolithen aus dem Zeitalter der Beschleunigung, aber trotzdem verdammt groß. Pima kletterte über die Reling und schlüpfte hinein – nach Jahren bei den Schiffsbrechern waren ihre Hände schnell und geübt. Nailer folgte etwas langsamer, weil er sich nur mit einer Hand an Bord ziehen konnte.
    Das Schiff lag auf der Seite, und so hatten sie fast den Eindruck, durch die Schächte eines Tankers zu kriechen, so vertraut war ihnen ihre Umgebung. Nailer ließ den Blick über das Wrack schweifen. Metall schimmerte unter Kunststoff hervor, und es stank nach Fisch. Zwischen allem möglichen Gerümpel lagen Kleidungsstücke herum.
    » Bonzenzeug«, sagte er und strich mit den Fingern über ein Kleid, das wie Seide aussah. » Schau dir all die Klamotten an!«
    Pima verzog abschätzig das Gesicht. » Wer braucht denn so was?« Sie kraxelte aus einem Loch und auf das schräge Oberdeck hinauf. Nachdem sie eine Weile gesucht hatte, fand sie eine Einstiegsluke. » Hier ist die Kombüse!«, rief sie und stieß einen Pfiff aus. » Schau dir das mal an!«
    Nailer kämpfte sich zu ihr hinauf. In der Kombüse herrschte völliges Chaos, aber einige Essensbehälter waren unbeschädigt. Pima entdecke Reis und Mehl und fing sofort an, in den Schubläden zu wühlen. Flaschen kullerten heraus und zerschellten, der Duft von Gewürzen erfüllte die Luft. Sie rümpfte die Nase und hustete.
    Nailer nieste. » Mach langsam, Mädchen.«
    » Tut mir leid.« Sie hustete noch einmal. Öffnete einen Schrank. Fleischpackungen rutschten heraus – fette Steaks, besser als alles, was sie am Strand bekommen konnten. Allerdings in der Hitze längst verdorben. Sie legten sich beide die Hände vor den Mund und atmeten nur noch ganz flach, so sehr stank es.
    » Ich glaube, die wurden elektrisch gekühlt«, sagte Nailer. » Anders hätten sie so viel Fleisch gar nicht aufbewahren können.«
    » Verdammt noch mal, die hatten es gut, was?«
    » Yeah. Kein Wunder, dass Miles so traurig war, als er rausgeflogen ist.«
    » Was hat er denn verbrochen?«
    » Er hat behauptet, er sei betrunken gewesen, aber ich glaube, er hat mit Red Ripper gehandelt.«
    Pima schaute in den Schrank – vielleicht war ja noch etwas zu retten. Zog den Kopf zurück und würgte. Der Gestank des verdorbenen Fleisches war zu stark. Also setzten sie ihre Suche fort.
    Die erste Leiche fanden sie in einer der Kabinen – ein Mann ohne Hemd. Er hatte die Augen weit aufgerissen, und Krabben wühlten in seinen Eingeweiden. Pima wandte sich ab; der Geruch des Todes in dem kleinen Raum war überwältigend. Der Kopf des Mannes lag in einem flachen Tümpel, in dem kleine Fische schwammen. Es war schwer zu sagen, ob er ertrunken oder an der hässlichen Schnittwunde gestorben war, die in seiner Stirn klaffte. Tot war er jedenfalls.
    » Der stört sich nicht mehr daran, wenn wir was mitnehmen«, murmelte Pima.
    » Du willst ihn doch nicht etwa durchsuchen?«, fragte Nailer.
    » Er hat Taschen.«
    Nailer schüttelte den Kopf. » Den rühr ich nicht an.«
    » Sei kein Läusefresser.« Pima holte tief Luft und kroch zu der Leiche hinüber. Fliegen stoben auf und summten durch den aufgeheizten Raum. Pima zupfte an der Hose des Mannes und tastete seine Taschen ab. Doch so sehr sie auch die starke Frau mimte, Nailer entging nicht, wie angespannt sie war. Leichen waren nichts Neues für sie, aber trotzdem war es gruselig, einem Toten in die Augen zu blicken und sich vorzustellen, dass er noch vor Kurzem über das Deck geschlendert war, bevor der Sturm das Schiff mit

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