Schiffsmeldungen
Teich betrachtet. Jetzt war alles weitergerast wie ein unbeleuchteter Zug im Dunkeln.
»Schlafen wir darüber«, sagte die Tante.
Am Morgen zwölf Zentimeter Schnee und blendender Sonnenschein, ein warmer Wind. Alles tropfte und lief. Die weiße Decke auf dem Dach warf Falten, riß auf, brach in gezackten Stücken ab, die zischend herunterrutschten und auf den Boden krachten. Bis Mittag nur noch Schneeinseln auf der feuchten Straße und in den Senken des Ödlands.
»Na fein«, sagte die Tante, »ich will noch ein bißchen länger darüber nachdenken.« Jetzt, wo es soweit war, war es zu schnell gegangen.
»Na, ich hab’ mich schon gefragt, was mit Ihnen passiert is’«, sagte Mavis Bangs, deren Scheitel im schwarzen Haar in der Raute Sonnenlicht wie Draht leuchtete. »Ich hab’ gedacht, Sie sind vielleicht krank. Oder haben Ärger mit dem Laster. Meine Liebe, ich hab’ mir solche Sorgen gemacht. Oder Dawn hat gesagt, vielleicht is’ es der Schnee, aber der is’ ja fast so schnell geschmolzen, wie er gekommen is’, also haben wir gedacht, das is’ es nich’. Na, jedenfalls bin ich mittags zur Post rauf und hab’ ihre Briefe abgeholt.« Sie zeigte mit dem Blick auf den Tisch der Tante. Bedeutsam. Sie hatte sich schnell angewöhnt, Agnis Hamm kleine Gefälligkeiten zu tun. Und holte ungebeten die Post oder goß eine Tasse Tee ein. Bot sich an mit unsichtbaren Fanfaren.
»Es war der Schnee«, sagte die Tante. »Sie wissen ja, wie der Schnee sich auf einer unbefestigten Straße hält.« Sie schob die Briefe herum. »Tatsächlich haben wir entschieden, daß es besser wäre, für den Winter etwas zu suchen, was näher am Ort ist. Das Haus mehr als Sommerlager zu betrachten, wissen Sie. Er will nicht, daß die Kinder an Schultagen die ganze Strecke fahren müssen. Nun denn.« Sie seufzte.
Mrs. Bangs begriff blitzschnell. »Suchen Sie etwa ein Haus für Sie alle? Ich weiß, die Burkes haben davon geredet, endgültig zu verkaufen und nach Florida zu ziehen. Sie fahren jeden Winter runter. Haben jetzt Freunde dort. Einen Bungalow mit Veranda. Mrs. Burke, Pansey, sagt, sie haben zwei Orangenbäume und eine Palme mitten in ihrem Vorgarten. Pflückt die Orangen direkt vom Baum. Is’ das zu glauben? Das is’ ’ne Ecke, die ich gern sehen würde, bevor ich sterbe. Florida.«
»Ich war dort«, sagte Dawn. »Sie können’s geschenkt haben. Wenn Sie mir Montreal geben. Oh, là, là. Schöne Kleider. Die ganzen Märkte, solches Essen haben Sie in Ihrem Leben noch nicht gesehen, Kinos, Boutiquen. Miami können Sie geschenkt haben. Ein Pack reiche Staatler.«
»Wie sieht das Haus der Burkes denn aus?« fragte die Tante unverblümt.
»Tja, es ist oben auf dem Hügel. Bei der Straße nach Flour Sack Cove raus, aber auf dieser Seite. Also, wenn Sie rausgehen, sich vor den Hügel stellen und anfangen, raufzuklettern – wenn Sie über die Häuser steigen könnten, verstehen Sie -, dann würden Sie direkt draufstoßen. Graues Haus mit blauen Verzierungen. Sehr gut in Schuß. Mrs. Burke ist eine gute Haushälterin. Eine altmodische Küche mit einem Kanapee und allem, aber sie haben auch Komfort. Ölheizung. Geschirrspüler. Waschmaschine und Trockner im Keller. Der Keller ist ausgebaut. Schöne, neue Tapeten in sämtlichen Zimmern. «
»Hmm«, sagte die Tante. »Meinen Sie, die würden vermieten? «
»Das bezweifle ich. Ich glaube nicht, daß sie vermieten wollen. Sie wurden schon gefragt. Ich glaube, sie wollen verkaufen. «
»Na ja, wissen Sie, eigentlich übernimmt mein Neffe ja den Wohnwagen von dem Engländer. Arbeitet bei der Zeitung. Mr. Nutbeem. Er geht bald fort,«
»Dann möchten Sie also was für sich allein.«
«Ja-a«, sagte die Tante.
»Ich glaube, das Haus der Burkes wäre zu groß für eine Person«, sagte Mrs. Bangs. »Angenommen, Sie wären bereit, es zu kaufen. Es hat neun Zimmer. Oder zehn.«
»Ich habe eine Stange Geld in das alte Haus gesteckt. Es ist eine Schande. Es nur als Sommerlager zu nutzen. Aber das Hin- und Herfahren ist ein Problem. Wie heißt es so schön: Was man nicht ändern kann, nehme man geduldig an. Ich habe mir für den Rest der Woche ein Zimmer im Sea Gull genommen, bis wir uns was überlegt haben. Der Neffe und die Mädchen wohnen bei Beety und Dennis. Ist ein wenig eng, aber sie kommen zurecht. Wollen nicht eingeschneit werden. Aber das soll jetzt nicht unsere Sorge sein. Was steht denn heute auf dem Plan? Die schwarzen Polster für die Arrowhead. «
»Dawn und ich haben
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