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Schiffsmeldungen

Titel: Schiffsmeldungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Proulx
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die schwarzen Polster Freitag nachmittag fertig gemacht. Sind heute morgen in den Schiffversand. «
    Die Tante sah sich ihre Post an. »Ihr seid mir ganz schön voraus«, sagte sie. Sie drehte eine Postkarte um und las sie. »Das ist ja großartig«, sagte sie, die Stimme mit Sarkasmus gespickt. »Ich dachte, wir würden diese Woche die Pakeys auf ihrer Bubble sehen. Hier ist eine Postkarte von ihnen. Sie sagen, sie könnten es nicht riskieren, zu dieser Jahreszeit hier heraufzukommen. Schönwettersegler sind das. Nein, es ist schlimmer. Sie lassen die Arbeit von einem Jachtkonstrukteur machen! Diese Trottel.« Die Tante warf die Postkarte hin, hob ein kleines Päckchen hoch.
    »Wen kenne ich in Macao? Es ist aus Macao.« Riß es auf.
    »Was ist denn das?« sagte sie. Ein Bündel amerikanischer Währung fiel auf den Tisch. Mit einem hellblauen Band zusammengehalten. Nichts weiter.
    »Dieses Blau…« Mavis Bangs zögerte, streckte ihre Hand aus.
    Die Tante betrachtete das blaue Band. Knüpfte es auf und reichte es ihr. Mit einem bedeutungsvollen Blick. Es war kein Band, sondern ein dünner Streifen hellblaues Leder.

29
    Alvin Yark
    »Die ›Bucht eines Endes‹ … hat beim Knoten zwei Bedeutungen. Erstens, im Unterschied zu den Tampen und der stehenden Part ist es das Mittelteil eines Endes. Zweitens ist die Bucht eine Kurve oder Bogen in einem Ende, nicht enger als ein Halbkreis. Dies entspricht der topographischen Bedeutung des Wortes. An einer Küste nennt man eine Bucht einen so breiten Einschnitt, daß man bei beliebigem Wind auf einem Bug hinaussegeln kann.«
     
    DAS ASHLEY-BUCH DER KNOTEN

    Der einzige Vorteil des grünen Hauses war sofort klar. Quoyle, gähnend und unrasiert in einer Ecke von Beetys Küche, kämmte die Knoten aus Sunshines Haaren, umgeben von einem Drunter und Drüber aus Toast, Kakao, der Suche nach verlegten Kleidungsstücken und Hausaufgaben, als Tert Card hereinkam, sich eine Tasse Kaffee einschenkte. Dennis war vor einer Stunde auf und davon. Card sah Beety an, leckte sich ungeniert die Lippen und zwinkerte wie ein Truthahn mit Bindehautentzündung.
    Dann stellte er sich vor Sunshine und Quoyle, zupfte zwischen seinen Beinen herum, als würde er von glühend heißer Unterwäsche versengt. »Quoyle. Wollte dir bloß mitteilen, daß du Diddy Shovel anrufen sollst. ’ne Sache mit ’nem Schiffsbrand. Besser, du fährst gleich hin. Ich hab’ dir die Kamera in den Wagen gelegt. Schau mal, ob du ein paar Bilder kriegst. Ich sag dir, Jack Buggit ist ein gerissener Hund. Die Leute lesen lieber was über einen eingeschlagenen Schädel auf einem Schiff als über sämtliche Autounfälle in ganz Neufundland. « Ließ sich mit dem Kaffee Zeit. Tätschelte Sunshine unterm Kinn und kratzte sich wieder, bevor er hinausstolzierte.
    »Ich mag den ekligen Mann nicht«, sagte Sunshine. Spürte Quoyles Ärger durch den Kamm.
    »Selbstverliebt«, sagte Beety. »War er schon immer. Konkurrenzlos. «
    »So«, sagte Murchie Buggit und kratzte sich wie wild.
    »Das reicht«, sagte Beety. »Du siehst aus wie ein Hund voll Flöhe.«
    »Er auch.« Und Sunshine und Murchie schrien vor Lachen, bis Murchie an Toastkrümeln würgte und Quoyle ihm auf den Rücken klopfen mußte.
    Aber noch ehe er den Hafenmeister anrief, läutete das Telefon.
    »Für dich«, sagte Beety.
    »Hallo?« Erwartete Diddy Shovels Stimme.
    »Quoyle«, sagte Billy Pretty, »hast du wegen dem Boot schon bei Alvin Yark vorbeigeschaut?«
    »Nein, Billy. Um ehrlich zu sein, ich hab’ noch nicht mal daran gedacht. War in den letzten Wochen zu beschäftigt. Und nach dem, was passiert ist, mißtraue ich Booten vermutlich. «
    »Darum mußt du dich sofort wieder damit beschäftigen. Jetzt bist du getauft. Der Winter is’ die beste Zeit, um ein Boot zu bauen. Alvin baut dir was, und wenn das Eis weg ist, bring’ ich dir die Tricks bei. Weil du weit weg von den Booten aufgewachsen bist und eine Gefahr für dich selber.«
    Quoyle wußte, daß er hätte dankbar sein sollen. Kam sich aber dämlich vor. »Das ist nett von dir, Billy. Ich weiß, ich sollte es machen.«
    »Du fährst jetzt einfach raus zu Alvin. Du weißt, wo seine Werkstatt ist? Laß es dir von Wavey zeigen. Alvin ist ihr Onkel. Der älteste Bruder ihrer seligen Mutter.«
    »Alvin Yark ist Waveys Onkel?« Er schien in einer Spirale zu laufen, immer engere Kreise zu ziehen.
    »Aber ja.«
    Die Hand noch am Hörer, wählte Quoyle Diddy Shovel an. Was war das mit dem Feuer, war eine

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