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Schiffsmeldungen

Titel: Schiffsmeldungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Proulx
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hat er gesagt. Schade, daß er ’s nicht getan hat. Ich hab’ Ihnen gesagt, besorgen Sie sich ein hübsches kleines Rodney, das können Sie brauchen. Oder ein Motordory. Oder ein gutes Schnellboot. Das Ding sollten Sie mit Steinen füllen und auf Grund setzen. Gehen Sie nach Nunny Bag Cove runter und reden Sie mit den Kerlen dort, mit Uncle Shag Dismal und Alvin Yark und den Kerlen. Lassen Sie sich von einem von denen ein hübsches kleines Boot bauen. Die machen Ihnen eins, das aufs Wasser paßt, eins mit ein bißchen Harmonie zwischen den beiden Steven.«
    Trommelwirbel aus Regen. DUMMER MANN TUT WIEDER EINMAL DAS FALSCHE.

10
    Nutbeems Seereise
    Seereise: eine Fahrt in die Welt und zurück in die Heimat; in Versicherungsurkunden wird jedoch auch oft die Fahrt von einem Hafen zum anderen als Seereise bezeichnet.
     
    SEEMANNSLEXIKON
    Die Tante im Wollmantel, als Quoyle in das Motelzimmer kam. Blechernes Profil mit einem Glasauge. Ein Bündel auf dem Boden unter dem Fenster. In ein Bettuch gewickelt, mit Netzgarn zusammengebunden.
    »Wo sind die Kinder?« fragte Quoyle. »Was ist das?«
    »Sie bleiben über Nacht bei Dennis und Beety. Ich hab’ mir gedacht, daß sie dort besser aufgehoben sind, unter den Umständen. Nach dem Erlebnis heute morgen. Warren.« Sie deutete auf das Bündel. »Sie starb während des Tages unter dem Bett. Nur ihre Pfoten haben herausgespitzt. Ganz allein. Ich kam herein und fand sie.« Sie weinte nicht, noch bebte ihre Stimme. Quoyle tätschelte die schwarze Schulter, spürte das steife Polster unter seiner Hand. Hundehaare am Ärmel. Die Tante verbarg sich irgendwo tief in ihrem Mantel.
    »Den Mädchen gefällt’s bei Beety. Spielen mit ihren Kindern Zahlenraten und Farben. Die Buggits haben Kinder im gleichen Alter. Die haben gebettelt, daß Sunshine und Bunny über Nacht bleiben dürfen. Ich hab’ mir gedacht, du hast nichts dagegen. Unter den Umständen. Ich hab’ ihnen gesagt, Warren hätte fortgehen müssen. Ich glaube nicht, daß sie verstanden haben, was ich meinte. Sunshine ist zu klein, aber Bunny wollte genau wissen, wann Warren zurückkommen würde. Du kannst es hoffentlich besser erklären.« Eine Stimme, als würde sie das Alphabet herbeten, in der Mitte zwischen Ächzen und Schweigen.
    »Arme alte Warren. Es tut mir leid, Tante.« Und es tat ihm leid. Ließ sich auf den Stuhl fallen, öffnete eine Bierflasche. Dachte an Bunnys mörderische Träume, die sie alle aufweckten, das Kind in Schweiß gebadet, Augen wie Billys Tintenfaß. Hoffte, daß sie in der Nacht nicht Dennis und Beety aufwekken würde.
    »Was hat Dennis zum Herrichten des Hauses gesagt?« Müde.
    »Na ja«, sagte die Tante und hängte ihren Mantel weg, zog sich die Stiefel aus, »er meint, wenn er jemand findet, der ihm hilft, könnte er es in zwei Wochen so weit kriegen, daß wir einziehen können – mit einem Dach über dem Kopf. Ob du’s glaubst oder nicht. Als ich das erfuhr, hab’ ich den Mann am Empfang in die Mangel genommen und es geschafft, daß wir für den Rest der Zeit, die wir hier sind, das berühmte Junggesellenapartment hinter dieser Tür« – sie zeigte auf die Seitenwand -, »plus das Zimmer hier für dasselbe kriegen, was wir für dieses Zimmer allein bezahlen. Schau.« Sie öffnete die andere Tür, brachte ein Einzelbett und eine winzige Kochnische zum Vorschein. »Da drin kannst du schlafen. Ich bleibe mit den Mädchen hier. Damit sind wir wenigstens ein bißchen ungestörter, und etwas mehr Platz haben wir auch. Wenigstens können wir uns am Morgen Kaffee und was zum Essen machen und brauchen nicht da unten unsere Mägen auf die Probe zu stellen. Ich kaufe morgen was zu essen.«
    Holte ihre Whiskeyflasche heraus, schenkte sich einen Schluck ein.
    »Also, jetzt zu dem, was der junge Dennis mit dem Haus vorhat. Er sagt, wenn du ihm an den Wochenenden hilfst, dann läuft die Sache schon. Es wird hart, aber wir können es schaffen. Schlimmer als hier kann es nicht werden. Den Rest herzurichten wird bis in den Herbst dauern. Er meint, daß wir uns nach einem Generator umsehen müssen, einen Gasofen und ein paar Flaschen Propan besorgen müssen. Er kommt an einen Kerl mit einem Bulldozer ran, der von der alten Handschuhfabrik bis zur Haustür eine Straße freiräumen kann. Das kann er schon morgen, sagt er, wenn wir es uns leisten können. Ich habe ihm gesagt, wir können, weil wir es müssen. Aber als erstes müssen ein paar Pfähle gesetzt werden, eine Art Pier, damit Dennis hin und

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