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Schiffstagebuch

Schiffstagebuch

Titel: Schiffstagebuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cees Nooteboom
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einen großangelegten Exodus niederländischer Staatsangehöriger à la Dünkirchen organisiert, um sie mit allem, was noch fliegen kann, die tausend Kilometer von Cilacap auf Java bis zu diesem nördlichen Punkt Australiens zu bringen. Die Route führt über die Timorsee. Timor selbst ist schon von den Japanern besetzt, die in Kupang für das 3. Marinefliegergeschwader der Kaiserlich Japanischen Flotte einen Luft- und Marinestützpunkt angelegt haben. Achttausend Niederländer sind auf diese Weise bereits von Bandung, Tulungagung und Cilacap nach Broome ausgeflogen worden, der Zwischenstation auf dem Weg nach Sydney oder Perth und in die Sicherheit Australiens, die allerdings nicht uneingeschränkt ist, da man auch dort eine japanische Invasion erwartet.
     
    Während Broome schläft, bereiten japanische Piloten ihren Überraschungsangriff vor. Am 2. März hatte eine Mitsubishi einen
     Aufklärungsflug über die nahe gelegene Roebuck Bay unternommen. Er war nicht unbemerkt geblieben. Eine DC-3 der Königlich Niederländisch-Indischen
     Luftfahrtgesellschaft (KNILM), die am selben Tag in Broome eintraf, hatte jemanden an Bord, der aufgrund früherer Erfahrungen auf Java davon überzeugt
     war, daß nun sehr bald ein japanischer Angriff erfolgen würde, und daher versucht hatte, die Flugsicherung zu warnen. Immer die gleiche Geschichte: Dem
     Überbringer der schlechten Nachricht wurde nicht geglaubt, die Flugsicherung wußte es besser, die Entfernung sei zu groß, das würden die Japaner nie schaffen. Eine fatale Fehleinschätzung, hatte das japanische Aufklärungsflugzeug doch acht große Maschinen der Alliierten auf dem kleinen Rollfeld ausgemacht und außerdem drei Wasserflugzeuge in der Bucht. Grundgenug für den Befehlshaber in Kupang, Takeo Shibata, ein Geschwader unter dem Kommando von Leutnant Zenziro Miyano dorthin zu entsenden, mit dem Auftrag, die feindlichen Maschinen zu zerstören. Was die Japaner zu diesem Zeitpunkt nicht wissen konnten, war, daß nachts, am späten Abend des 2. und am frühen Morgen des 3. März, noch etliche Flugzeuge hinzukommen sollten, eine halbe alliierte Luftflotte. Nicht weniger als fünfzehn Wasserflugzeuge lagen schließlich in der Bucht, darunter neun der Königlich-Niederländischen Marineflieger, fünf Dorniers und vier Catalinas, dazu auf dem kleinen Rollfeld sieben Bomber und Transportmaschinen der amerikanischen und der australischen Luftwaffe sowie eine DC-3 der KNILM.
    Eine japanische Zero des Typs, der den Angriff auf Broome flog
    Leutnant Zenziro Miyano, der japanische Kommandant
    Um fünf nach sieben starteten die Japaner in Kupang, neun Jäger vom Typ Mitsubishi A6M2 »Zero« und ein Aufklärungsflugzeug vom Typ C5M2, genannt »Babs«. Sie erreichten Broome um halb zehn und griffen sofort an, und zwar nicht drei, sondern fünfzehn Wasserflugzeuge in der Bucht, teilweise noch mit den Flüchtlingen an Bord, da sie gerade erst aus Java eingetroffen waren und es in Broome nicht genügend Unterkünfte gab. Die ersten drei Zeros überflogen die Bucht im Tiefflug, weitere drei nahmen das Rollfeld unter Beschuß und alles, was sich darauf befand. Die restlichen Zeros, die die anderen gegen eventuelle feindliche Jagdflugzeuge decken sollten, konnten sich ebenfalls an der Bombardierung beteiligen, denn es gab keine Jäger, die in der Lage gewesen wären, die Flugbasis zu verteidigen. Die Überraschung hätte nicht größer sein können. Über den Gefechten kreiste das Babs-Aufklärungsflugzeug, das die Operation leitete. Die Wasserflugzeugelagen hilflos in der Bucht, die Jäger stürzten sich auf diese leichte Beute, die Menschen an Bord kamen nicht mehr rechtzeitig heraus, die dreimotorigen Dorniers gerieten in Brand oder sanken. Noch bevor die Zeros zum Sturzflug ansetzten, hatten sie ihre Treibstofftanks abgeworfen, die viele fälschlicherweise für Bomben hielten. Zwar hatte der japanische Kommandant den Befehl gegeben, lediglich militärische Ziele anzugreifen, doch daß sich auf den Dorniers und Catalinas auch Frauen und Kinder befanden, konnten die Japaner natürlich nicht wissen. Auf dem kleinen Rollfeld gelang einigen alliierten Maschinen noch der Start, doch sie wurden sofort von einer der Zeros angegriffen. Eine der amerikanischen Liberators wurde von Stabsfeldwebel Osamu Kudo abgeschossen und stürzte in der Nähe der Cable Beach ab, wobei fast alle der dreiunddreißig Insassen ums Leben kamen. Eine der Maschinen auf dem Rollfeld, eine Lockheed Hudson der

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