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Schilf im Sommerwind

Schilf im Sommerwind

Titel: Schilf im Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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im Garten als Behelfsatelier aufgestellt hatte.
    »Was hast du dort gemacht? Auf Martha’s Vineyard?«
    »Dich gesucht.«
    Dana verstummte abermals. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, aber ihr Herz klopfte wie verrückt.
    »Ich wusste, dass du auf der Insel warst. Ich habe dich nie aus den Augen verloren.«
    »Du kanntest mich doch kaum, außerdem war der Segelkurs im Sommer Ewigkeiten her. Und damals warst du erst acht.«
    »Um das zu verstehen, musst du wissen, wie es bei mir zu Hause war. Ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll. Du hast mir Segeln beigebracht. Das war das Beste, was mir jemals passiert war. Meine Mutter war zwar da, aber … nicht für mich.«
    »Ich weiß. Es tut mir Leid, Sam.«
    »Du warst wunderbar, Dana. Du gabst mir das Gefühl, ich sei wichtig. Das bedeutete mehr für mich, als du dir vorstellen kannst. Dann war der Sommer zu Ende, und du warst weg. Ich kam mir wieder völlig überflüssig vor und konnte nicht bis zum nächsten Sommer warten …«
    »Und ich bin nicht mehr nach Newport zurückgekehrt.«
    »Das habe ich gemerkt. Ich war im Ida-Lewis-Yachtclub, und sie scheuchten mich davon. Die neue Segellehrerin wollte nicht einmal mit mir reden. Die anderen Kinder lachten, fanden das Ganze witzig.«
    Danas Kehle brannte, als sie an ihren kleinen Freund Sam dachte; sie blickte unverwandt in die Flamme der Kerze, die in dem blauen Glas dunkler wirkte.
    »Also suchte ich mir eine Beschäftigung, statt herumzulungern. Einen Job in der Hummerfabrik während der Sommermonate, den ich bis zur Highschool hatte. Ich dachte oft an dich. In einem einzigen Sommer war es dir gelungen, mein Leben völlig zu verändern, und so etwas vergisst man nicht. Aber bis vor zehn Jahren hatte ich dich aus meinen Gedanken verbannt – oder du warst nur noch am Rande präsent –, als ich aufs College ging.«
    Die Bedienung kam, nahm die Bestellungen auf. Die Leute am Nachbartisch lachten laut, und Sam fuhr erst fort, als sich der Trubel gelegt hatte.
    »Ich war neunzehn, ungefähr so alt wie du, als wir uns zum ersten Mal begegneten. Vielleicht ein bisschen jünger, aber ich wusste, dass du auf dem College warst. Ich musste plötzlich an dich denken, fragte mich, wo du stecken und was du mit deinem Leben angefangen haben mochtest. Ich war meinem Ziel, Ozeanograph zu werden, ein gutes Stück näher gekommen. Ich fragte mich, ob du Malerin geworden warst.«
    »Das war ich.«
    »Ich weiß. Ich rief in der RISP an – tat so, als wollte ich eines deiner Bilder kaufen. Ich bekam die Auskunft, Victoria DeGraff, hier in New York, sei deine Galeristin.«
    »Das ist sie noch heute.«
    Sam nickte. »Sie war sehr hilfsbereit. Sie versprach, mir einen Katalog mit deinen neuesten Werken zu schicken, und fügte hinzu, deine Bilder seien unlängst von so namhaften Museen wie dem Whitney und dem Farnsworth erworben worden. Das war ein Wink mit dem Zaunpfahl, dass sie unerschwinglich für mich waren, aber das konnte mich nicht abschrecken. Ich erkundigte mich, wo du maltest …«
    »Auf Martha’s Vineyard«, flüsterte Dana.
    »Ja. Sie verriet mir nur, du wärst auf eine Insel gezogen, die du gelegentlich besucht hättest, vor der Küste von Massachusetts; das Haus stünde auf Klippen, die in allen Farben leuchteten, direkt am Meer.«
    »Gay Head.«
    Sam nickte. »Ich kannte die Insel nicht, aber Joe wusste, was sie gemeint hatte. Er machte mir die Hölle heiß, weil ich dir nachlief.«
    »Weil ich zu alt für dich war?«
    »Nein.« Sam lächelte. »Ich habe keine Einzelheiten genannt. Damals war er nur grundsätzlich dagegen, einer Frau nachzulaufen. Das war, bevor er Caroline begegnete, aber das ist eine andere Geschichte.«
    »Ich würde sie gerne hören.«
    »Eines musst du wissen: Ich habe nie gedacht, du wärst zu alt für mich. Zu weltgewandt, das ja. Du warst Malerin, auf dem besten Weg, berühmt zu werden. Und ich war nichts weiter als ein namenloser Student. Joe wollte nicht, dass ich verletzt würde.«
    Dana blickte ihn an. Das Trio hatte eine Pause gemacht, kam nun zurück und schickte sich an weiterzuspielen. Der Bassist stellte sein Instrument auf und drückte es an seine Brust wie eine Frau.
    »Habe ich dich verletzt?«, fragte sie und blickte in seine Augen. Obwohl ein Hauch von Traurigkeit seinen Blick trübte, verloren sie nichts von ihrer Wärme.
    »Nein. Nicht absichtlich jedenfalls.«
    »Was ist passiert?«
    »Ich machte mich auf die Suche nach dir. Gay Head ist klein – damals gab es dort

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