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Schilf im Sommerwind

Schilf im Sommerwind

Titel: Schilf im Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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dem Schuppen stand. Obwohl sie sich seit dem letzten Sommer geweigert hatte, segeln zu gehen, konnte sie es jetzt kaum noch erwarten, an Bord zu kommen.
    »Ich weiß, und es wäre auch an der Zeit, sie zu Wasser zu lassen.« Sam berührte den Schandeckel, sah dabei aber Quinn an. »Doch zuerst müssen wir noch etwas anderes erledigen.«
    »Was?«
    »Mittag essen.«
    »Wie kannst du ausgerechnet jetzt an Essen denken?« Quinn hatte das Gefühl, als wäre ein gähnendes schwarzes Loch an der Stelle, wo sich früher ihr Herz befunden hatte.
    »Du hast mich doch eingeladen, und ich bin die ganze Strecke von New Haven hierher gefahren. Außerdem wirst du tief in die Tasche greifen müssen, um mich zu bezahlen. Meine Dienste sind nicht billig.«
    Quinn, die Augen zu Schlitzen verengt, funkelte ihn durch den Tränenschleier wütend an, erwiderte lange und unerschrocken seinen Blick, um ihm klarzumachen, dass er, wenn er Wert auf eine rein geschäftliche Beziehung legte, genau das bekommen würde. Sie wusste Bescheid über Geben und Nehmen und dass alles im Leben seinen Preis hatte.
    Sie hatte mehr als ein Telefongespräch ihres Vaters mitgehört. Er war Geschäftsmann, Inhaber einer Bauträgergesellschaft, und sie konnte ein Lied von den harten, zähen Verhandlungen singen, die bisweilen erforderlich waren. Sie verstand, dass die Leute auf einer angemessenen Bezahlung bestanden – ihr Vater eingeschlossen.
Ideale sind gut und schön, Liebes,
hatte er einmal zu ihr gesagt,
aber Geld regiert die Welt
.
    »Quinn?« Sam lächelte; wahrscheinlich dachte er, ihr sei inzwischen klar, dass er einen Scherz gemacht hatte. Tante Dana stand schweigend neben ihr und beobachtete sie, als wäre sie ein rohes Ei.
    »Ich muss wieder an die Arbeit«, sagte sie barsch. »An meinem Hotdog-Stand herrscht Hochbetrieb, und ich habe meine Zeit nicht gestohlen.«
     
    Dana hatte nicht damit gerechnet, dass sie die ›Segelsaison‹ so schnell eröffnen würden, am selben Tag wie den Hotdog-Stand der Mädchen. Als die Vorräte verbraucht und die Einnahmen zwischen Quinn und Allie aufgeteilt waren, begann Quinn, den Anhänger zur Anhängerkupplung an Sams VW -Bus zu ziehen.
    »Hey«, sagte Sam und ging zu ihr, um zu helfen. Er fragte Dana, und sie war einverstanden, das Boot zu Wasser zu lassen. Und so fuhren sie gemeinsam zum anderen Ende des Strandes, hoben die alte Blue Jay über den Deich, setzten den Mast ein und begannen, das Boot startklar zu machen.
    Im flachen Wasser stehend, hakte Dana den Klüver ein, während die Wellen ihre Knöchel umspielten. Erinnerungen an ihre eigene Kindheit wurden wach, an die Zeit, als sie mit Lily gesegelt war, aber Quinns entschlossene Miene rief sie in die Gegenwart zurück.
    »Ich dachte, du wolltest nicht mehr segeln«, sagte Dana ruhig, während Sam und Allie die Ruderpinne anbrachten. Ihr Herz hämmerte immer noch wegen der Szene an der Cresthill Road und dem versteinerten Schweigen, das auf Quinns Ausbruch folgte.
    »Deine Bemerkung ist völlig daneben«, fauchte Quinn.
    »Es besteht kein Grund, frech zu werden, Quinn. Dass dir Annabelles Meinung nicht gefällt, musst du nicht an mir auslassen.«
    »Ich weiß. Tut mir Leid. Und danke, dass du die Hotdogs gegrillt hast. Wir haben eine Menge Geld eingenommen.«
    »Keine Ursache.« Dana lächelte, sowohl über das Dankeschön als auch über die Entschuldigung glücklich.
    Als Sam Ruder und Kielschwert überprüft hatte und Dana mit den Segeln zufrieden war, schlüpften die Mädchen in ihre orangefarbenen Schwimmwesten und kletterten in den Bug. Dana stieg als Nächste ein, und Sam – die Hosenbeine bis über die Knie hochgerollt –, schob das Boot ins tiefere Wasser, bevor er seinen Platz im Heck einnahm. Er wirkte stark und routiniert, und sie war insgeheim gerührt, dass er Wort gehalten und gekommen war.
    Die Mädchen, früher geschickte Seglerinnen, kauerten sich in den Bug, während Sam die Pinne übernahm und Dana die Fockschot. Zwei schnelle Wenden waren erforderlich, um durch die enge Rinne zwischen dem Schwimmbereich und den Klippen am Little Beach zu gelangen, und Allie schrie auf, als das Boot krängte.
    »Alles in Ordnung«, sagte Dana beruhigend, die Arme rechts und links um die beiden Mädchen gelegt. »Keine Angst.«
    »Ich will aber nicht kentern!«, rief Allie.
    »Dir passiert schon nichts. Das Boot legt sich nur so weit auf die Seite, dass es sich von alleine wieder aufrichten kann.«
    »Aaaah!«, schrie Allie und klammerte sich an

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