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Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Schimmer der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fraser
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sein Zimmer zurück. Beinahe fühlte ich mich wie damals im Landschulheim, als wir Mädchen uns heimlich über den Flur zu den Jungs geschlichen hatten. Allerdings gäbe es hier nicht nur einen Tadel, falls man mich erwischte, sondern Ärger mit der Sitte des 18. Jahrhunderts.
    Nackt standen wir vor der großen Schüssel und wuschen uns. Jack hatte mir beim Entkleiden geholfen, mich von oben bis unten betrachtet und Bedauern geäußert.
    „Ich weiß, das ist nicht der richtige Augenblick, aber jetzt bist du endlich nackt, und wir haben keine Zeit. Verdammt!“
    Er hielt inne, drehte mich zur Seite, und ich sah das Entsetzen in seinen Augen.
    „Was ist denn das?“
    „Eine ordentliche Hüftprellung“, sagte ich nüchtern.
    Er betrachtete meine ehemals grünblau verfärbte Hüfte. Man konnte noch die bläulichen Umrisse und einen deutlich dunkleren Hautton auf der ganzen Hüfte erkennen. Dafür wich nun die Farbe aus Jacks Gesicht.
    „Mein Gott. Ich habe euch gar nicht gefragt, wie ihr die Notlandung körperlich verkraftet hattet. Ich bin wirklich das Allerletzte! Oh Mann, ich wünschte, ich wäre nur das Vorletzte ...“
    „Aber nein“, unterbrach ich ihn. „Das bist du nicht. Niemand hat einen ernsthaften Schaden davongetragen. Es tut auch gar nicht mehr weh. Blaue Flecken halten sich bei mir ewig, das hat nichts zu sagen. Entspann dich.“
    Um eine weitere Diskussion über die Schuldfrage zu vermeiden, drückte ich ihm taktisch klug sein Rasierzeug in die Hände und küsste ihn auf den Mund. Für den Moment zum Schweigen gebracht, begann er sich das Gesicht einzuschäumen. Zu dieser Zeit war das Tragen von Bärten verpönt. Jeder Mann achtete darauf, stets frisch rasiert zu sein, wenn er sich in die Öffentlichkeit begab. Nachdem Jack in entsetzt aufgerissene Augen starren musste, als er eines Morgens unrasiert zum Frühstück erschienen war, hatte er diese Lektion verinnerlicht.
    „Ich finde es toll von dir, mit Anna zu sprechen“, sagte ich und kämmte einen Knoten aus meinem Haar.
    Ich wäre zu diesem Gespräch nicht in der Lage gewesen. Wie sagt man einer schwangeren Frau, dass ihr junger Ehemann nie mehr nach Hause kommen wird?
    „Mir ist das auch unangenehm. Aber jemand muss es ihr sagen. Und ihr Frauen, na ja, ihr heult immer gleich mit.“
    Er zuckte mit den Schultern, als wäre es eine Tatsache, dass Männer von Natur aus mit weniger Mitgefühl ausgestattet sind.
    „Oh, Jack. Sie waren so glücklich miteinander. Sie liebt ihn so sehr, und sie tut mir so leid. Wenn mir das passieren würde, ich würde auf der Stelle verrückt werden.“
    Ich umarmte ihn und lehnte meinen Kopf an seine Brust. Er hielt in der rechten Hand den Pinsel und in der linken das Rasiermesser.
    „Das wird nicht passieren. Ich passe schon auf mich auf“, sagte er zu meinem Scheitel.
    Ich sah zu ihm auf.
    „Du siehst aus wie ein Stück Sahnetorte.“
    Der Kuss war intensiv, und der Schaum schmeckte süßlich und stark parfümiert. Wir standen Körper an Körper, und meine Haut kribbelte dort, wo wir uns berührten, und ich spürte seine Reaktion an meinem Bauch. Er löste sich mit sanfter Gewalt.
    „Nicht, Isabel. Wir müssen uns jetzt mit wichtigeren Dingen beschäftigen, schäm dich“, sagte er ernst, doch ein Lächeln umspielte seine Lippen.
    Unwillig ließ ich ihn los und griff nach meinem Kleid. Natürlich hatte er vollkommen recht, und ich schämte mich wegen meiner Lüsternheit. Jack begann sich sorgfältig zu rasieren. Als er mit der Kinnpartie beschäftigt war, murmelte er vor sich hin.
    „Hoffentlich muss Anna Friedrich nicht identifizieren. Erst die Weinfässer, dann die zwei Wochen in der Kutsche, da sieht er sicher nicht mehr ganz so gut aus.“
    „Igitt, hör auf damit!“, rief ich entsetzt.
    Er zuckte entschuldigend mit den Achseln.
    „Sorry, ich dachte nur, jemand muss ihn identifizieren, und das sollte nicht Anna sein.“
    Da hatte er recht, aber ich hatte noch nicht einmal ein Frühstück im Magen, und bei seinen Worten verkrampften sich meine Eingeweide. Der arme Friedrich. Falls es überhaupt eine gute Art zu Sterben gab, dann war dies eine der denkbar schlechtesten.
     
    Körperlich erfrischt stießen wir wieder zu den anderen, und Jack ging mit Barbara ins Speisezimmer. Ich blieb im Schlafzimmer und nutzte die Zeit, Anette und Karin von der gestrigen Nacht zu erzählen. Natürlich ließ ich einige, unbedeutende Einzelheiten aus und entschuldigte mich bei allen dafür, dass ich in letzter Zeit so

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