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Schindlers Liste

Schindlers Liste

Titel: Schindlers Liste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Keneally
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Produktionskonzept.
    Von den Pressen, den Bohrmaschinen und Drehbänken waren viele noch gar nicht eingetroffen, auch der neue Fußboden mußte erst betoniert werden. Überall standen Hoffmanns Maschinen herum. Und doch zahlte Schindler für jeden seiner 800 sogenannten Rüstungsarbeiter täglich RM 7,50 beziehungsweise für Ungelernte RM 6,—, und diese Summe würde sich mit dem Eintreffen der Frauen entsprechend erhöhen. Schindler beging eine unternehmerische Wahnsinnstat, und wie um sie zu krönen, setzte er einen Tirolerhut auf!
    Auch sonst hatte sich etwas geändert: Seine Frau teilte jetzt mit ihm die Wohnung in der Fabrik; Brünnlitz war von Zwittau nicht weit genug entfernt, um ein ständiges Getrenntleben gerechtfertigt erscheinen zu lassen. Und sie kamen gut miteinander aus, behandelten einander mit wechselseitiger Achtung. Auf den ersten Blick hätte man Frau Schindler für eine jener Ehefrauen halten können, die es nicht verstehen, im richtigen Moment das Feld zu räumen, und mancher Häftling fragte sich, was sie wohl sagen würde, wenn sie erst mal dahinterkäme, was für eine Art Unternehmen Schindler hier eigentlich betrieb. Niemand konnte ahnen, daß Emilie Schindler einen ganz eigenen, wenn auch diskreten Beitrag leisten würde, und das nicht aus ehelichem Gehorsam, sondern aus eigenem Antrieb.
    Ingrid war mitgekommen, wohnte aber außerhalb des Lagers und betrat es nur während der Bürozeit. Die Beziehung zwischen Schindler und ihr hatte sich deutlich abgekühlt, und die beiden wurden nie wieder intim miteinander. Aber trotzdem blieb sie loyal, und Schindler besuchte sie während der kommenden Monate häufig in ihrer Wohnung. Die fesche Klonowska, die elegante polnische Patriotin, war in Krakau geblieben, aber auch der Trennung von ihr haftete keine Bitterkeit an. Schindler fuhr gelegentlich noch nach Krakau und traf sie dort, und als er noch einmal mit der SS aneinandergeriet, half sie ihm wieder aus der Patsche. Richtig ist, daß man ihn keineswegs als einen domestizierten Ehemann bezeichnen konnte, auch wenn seine Beziehungen zu den beiden Frauen sich auf sehr erträgliche Manier lockerten.
    Den eintreffenden Häftlingen eröffnete er, sie dürften in absehbarer Zeit mit der Ankunft der Frauen rechnen. Er zählte darauf, daß sie nicht länger unterwegs sein würden als die Männer.
    Aber da irrte er sich.
    Nach einer kurzen Fahrt wurden sie zusammen mit Hunderten anderer weiblicher Häftlinge aus Plaszow an die Rampe von Auschwitz-Birkenau geschoben. Sogleich nach dem Öffnen der Waggontüren begann die Selektion durch geübte Männer und Frauen der SS. Die betrieben ihr Handwerk mit einer schreckenserregenden Sachlichkeit. Wer nicht rasch genug ging, bekam Schläge mit dem Knüppel, aber nicht etwa im Zorn. Es ging nur darum, große Menschenmassen abzufertigen. Für die SS-Leute auf der Rampe war dies eine monotone Arbeit, die eben erledigt werden mußte. Sie hatten alles gehört, jeden Trick gesehen, den sich jemand ausdenken konnte.
    Im Licht der Bogenlampen, die Schuhe schon mit dem Matsch beschmiert, der zu Birkenau gehörte, fragten sich die verstörten Frauen, was das zu bedeuten habe. Da wiesen einige Aufseherinnen auf sie und riefen den uniformierten Ärzten »Schindlergruppe« zu, worauf diese sich von ihnen abwandten.
    Durch tiefen Matsch wurden sie zur Entlausung geführt, wo sie sich unter der Aufsicht von jungen, abgebrühten SS-Aufseherinnen mit Gummiknüppeln ausziehen mußten. Auch hier strömte kein Gas aus den Brausen, sondern zum Glück nur eisiges Wasser.
    Anschließend erwarteten die Eingeweihten, daß ihnen Nummern eintätowiert würden, wie allen Häftlingen in Auschwitz, die noch Verwendung als Arbeitskräfte finden sollten. Wer zur Vergasung bestimmt war, erhielt keine Nummer mehr.
    Die übrigen Frauen, die mit der Schindlergruppe angekommen waren, wurden selektiert, und Rebecca Bau erhielt ebenso wie Baus kräftige Mutter eine solche Nummer. Sie hatten mithin in der Lotterie von Birkenau einen Gewinn gezogen, denn mit der eintätowierten Nummer wurde man weiterverlegt in die Auschwitz unterstehenden Arbeitslager. Ein junges Mädchen aus Plaszow hatte zwei Fünfen, eine Drei und zwei Siebenen auf ihrem Unterarm und war darüber ganz entzückt, denn dieses sind heilige Zahlen im jüdischen Kalender. Die Schindlerfrauen aber wurden nicht tätowiert, man befahl ihnen, sich anzuziehen, und führte sie in eine fensterlose Baracke im Frauenlager. In der Mitte stand ein

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