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Schindlers Liste

Schindlers Liste

Titel: Schindlers Liste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Keneally
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gehetzt hat? Schindler wie C.s waren in gewisser Hinsicht Kriminelle, die illegal tonnenweise Küchenutensilien verkauften, ohne die Treuhandstelle zu benachrichtigen und ohne Bezugsscheine zu verlangen. Auf dem schwarzen Markt wehte ein ausgeprochen rauher Wind. Schindler gab zu, daß er im Laden von C. herumgebrüllt, Vater und Sohn C. Diebe genannt, sich ohne zu fragen aus der Kasse genommen hatte, was die beiden ihm schuldeten.
    Auch, daß er Leon C. verprügelt hatte. Aber mehr nicht.
    Stern kannte die Familie C. von Kind auf, und er wußte, sie waren schlecht beleumdet, nicht gerade kriminell, aber immer hart an der Grenze, und wenn sie erwischt wurden, jammerten sie, daß Gott erbarm. Wie eben jetzt.
    Stern wußte, daß Leon Schrammen davongetragen hatte, er zeigte sich damit auf der Straße, erzählte, was es damit auf sich hatte. Er war wirklich von der SS verprügelt worden, aber das konnte ein Dutzend Ursachen gehabt haben. Stern glaubte nicht nur nicht, daß Schindler die SS um derartige Gefälligkeiten bat, sondern meinte auch, es könne seinen Zwecken nicht dienen, zu untersuchen, was hier wirklich vorgefallen war. Von Bedeutung war das nur, falls Schindler methodische Brutalitäten verübte. Was Stern betraf, so zählten gelegentliche Ausrutscher nicht. Wäre Schindler ohne Sünde gewesen, er hätte nicht diese Wohnung gehabt, und Ingrid würde nicht im Schlafzimmer auf ihn warten.
    Und es muß hier gesagt werden, daß Schindler sie alle rettete -das Ehepaar Leon C., Herrn H., Fräulein M., die Sekretärin des alten C. —, daß diese das auch unumwunden zugaben und gleichwohl auf ihre Darstellung der Herkunft jener Schrammen beharrten.
    Stern berichtete an diesem Abend auch, daß Marek Biberstein zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt worden war. Bis zu seiner Verhaftung war er Präsident des Judenrates gewesen.
    Anderswo verfluchten die Juden bereits diese Räte, deren Hauptaufgabe in der Anfertigung von Listen bestand, nach denen Zwangsarbeiter ausgesucht, Juden in Lager verschickt wurden. Die Deutschen betrachteten die Judenräte als Hilfsorgane, doch Biberstein und die Seinen fühlten sich in Krakau als Puffer zwischen der Stadtkommandantur unter Schmid und später Pavlu einerseits, und den jüdischen Einwohnern andererseits. In der Ausgabe der Krakauer deutschen Zeitung vom 13. März 1940 schrieb ein Dr. Dietrich Redecker, bei einem Besuch im Judenrat sei ihm besonders der Gegensatz zwischen den Teppichen und Polstersesseln dort und der Ärmlichkeit der Behausungen im jüdischen Viertel von Kazimierz aufgefallen. Überlebende Juden bestätigten aber nicht, daß der erste Krakauer Judenrat ohne enge Berührung mit den jüdischen Einwohnern gewesen ist. Da er aber auf Einkünfte angewiesen war, machte er den gleichen Fehler, den schon die Judenräte in Warschau und Lodz begangen hatten: Man erlaubte den Reichen, sich von der Zwangsarbeit freizukaufen, und setzte die Armen auf die Liste. Biberstein und die anderen Ratsmitglieder genossen aber bei den Krakauer Juden noch 1941 allgemein Achtung.
    Der erste Judenrat bestand aus vierundzwanzig Männern, fast ausnahmslos Intellektuellen.
    Auf seinem Weg nach Zablocie kam Schindler am Büro des Judenrates in Podgorze vorbei, das die gesamte Verwaltung beherbergte. Jedes Ratsmitglied verwaltete ein Ressort, ganz wie ein Kabinettsminister. Schenker trieb Steuern ein, Steinberg kümmerte sich um die Belegung von Wohnungen - eine wichtige Aufgabe in einer Gemeinschaft, deren Angehörige in ständiger Bewegung waren, heute Zuflucht auf dem Lande suchten, morgen schon zurückkamen, entsetzt von der Engstirnigkeit der Bauern. Leon Salpeter, Apotheker von Beruf, kümmerte sich um Wohlfahrt und Gesundheit. Es gab Ressorts für Lebensmittel, Friedhöfe, Soziales, Reisedokumente, Wirtschaftsangelegenheiten, allgemeine Verwaltung, Kultur und Bildung, obgleich die Schulen geschlossen worden waren.
    Biberstein und seine Ratsmitglieder waren davon überzeugt, daß Juden, die aus Krakau ausgewiesen wurden, sich nur verschlechtern konnten, und sie griffen auf ein altbewährtes Mittel zurück: Bestechung. Der an Geldnot leidende Judenrat stellte dafür 200000 Zloty zur Verfügung. Biberstein und der Ressortleiter für das Wohnungswesen, Chaim Goldfuß, wählten einen Mittelsmann aus, einen Volksdeutschen namens Reichert, der Verbindungen zur SS und zur Stadtverwaltung hatte.
    Reichert sollte das Geld unter mehreren Funktionären verteilen, angefangen mit Obersturmführer

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