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Schismatrix

Schismatrix

Titel: Schismatrix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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»Ja, auch mir ist diese Ironie nicht entgangen, Abélard. Und wenn du vor vielen Jahren deinen feierlichen Schwur Vera Kelland gegenüber gehalten hättest, wäre keine dieser perversen Aberrationen eingetreten.«
    »Aberrationen?« Lindsay lächelte eisig. »Wie anständig von dir, Cousin, daß du hinter mir saubergemacht hast. Die losen Enden so säuberlich verschnürtest.«
    »Nicht weiter erstaunlich, nachdem du dermaßen viel hochverderbliches Zeug hinterlassen hast.« Constantine saugte an seinem Wasser. »Die Beschwichtigungspolitik beispielsweise. Die Detente. Es war typisch für dich, das Volk mit Redeschwällen in die Katastrophe hineinzuschwatzen und dann, als alles zusammenkrachte, dich hübsch als Sundog abzusetzen.«
    Lindsay ließ sein Interesse erkennen. »Lautet so die allerneueste Parteilinie? Gebt ihr mir die Schuld am Investor-Frieden? Wie außerordentlich schmeichelhaft. Aber ist es wirklich sehr klug, die Vergangenheit wieder auszugraben? Warum willst du denn die Leute daran erinnern, daß du ihnen die Republik verspielt hast?«
    Constantines Fingerknöchel wurden weiß um den Becher. »Ich merke, du bist noch immer Antiquarianer. Wie seltsam aber dann, daß du Wellspring und seine Anarcho-Kader in die Arme schließen möchtest.«
    Lindsay nickte. »Es ist mir klar, daß du Czarina-Kluster angreifen willst, wenn sich dir eine Chance bietet. Das Ausmaß deiner scheinheiligen Verlogenheit bestürzt mich wirklich. Du bist kein Shaper. Du bist nicht nur ein Ungeplanter, sondern auch notorisch bekannt für den unbedenklichen Einsatz von Mech-Techniken. Du bist ein lebendes Demonstrationsbeispiel für die Kraft und Stärke der Detente. Du suchst und packst dir jeglichen Vorteil, wo immer du ihn finden kannst, verwehrst aber allen andern das gleiche Recht.«
    Constantine lächelte. »Ich bin kein Shaper. Ich bin ihr Hüter, ihr Beschützer. Das ist mir vom Schicksal bestimmt, und ich habe es auf mich genommen. Mein ganzes Leben lang war ich allein und einsam - außer damals mit euch, mit dir und Vera. Und damals waren wir alle drei Narren.«
    »Der Narr war ich«, sagte Lindsay. »Ich ließ Vera für nichts sterben. Aber du, du hast sie getötet, um dir deine eigene Macht zu beweisen.«
    »Das war ein bitterer Preis, aber der Beweis war es wert. Ich leiste seitdem Sühne.« Er leerte den Becher und streckte den Arm aus.
    Vera Kelland nahm ihm das Gefäß ab. Um den Hals trug sie das Medaillon aus Goldfiligran, das sie bei ihrem Absturz umgehabt hatte, das Medaillon, das Lindsay den sicheren Tod bescheren sollte.
    Er war völlig betäubt. Da sie ihm vorher den Rücken zugekehrt hatte, hatte er das Gesicht der jungen Frau nicht gesehen.
    Sie ließ sich nicht von seinem Blick einfangen.
    Lindsay starrte sie eiskalt und fasziniert an. Die Ähnlichkeit war stark, jedoch nicht vollkommen. Das Mädchen wandte sich um und verschwand. Lindsay rang sich die Worte ab: »Sie ist kein reiner Klon.«
    »Aber natürlich nicht. Vera Kelland war eine Ungeplante.«
    »Du hast ihr Genmaterial benutzt.«
    »Höre ich da sowas wie Neid, Cousin? Willst du behaupten, ihre Zellen hätten dich geliebt - und nicht mich?« Constantine lachte.
    Lindsay riß den Blick gewaltsam von der Stelle, wo die Frau verschwunden war. Ihre Schönheit, die Grazie der Bewegungen hatten ihn verletzt. Er war, wie nach einer Explosion, in Schock und von Panik erfaßt. »Aber was wird aus ihr, wenn du hier stirbst?«
    Constantine lächelte fein. »Warum brütest du nicht darüber nach, während wir kämpfen?«
    »Ich werde dir ein feierliches Versprechen geben«, sagte Lindsay. »Ich schwöre, daß ich, sollte ich Sieger bleiben, in den kommenden Jahren deine Congeneten verschonen will.«
    »Meine Leute sind treue loyale Bürger des Ring Council. Der Abschaum deines Czarina-Kluster sind ihre Feinde. Sie werden zwangsläufig in Konflikt geraten müssen.«
    »Ja, aber das wird wohl brutal genug sein, ohne daß wir beide es auch noch fördern müßten.«
    »Du bist wirklich naiv, Abélard. Czarina-Kluster muß untergehen.«
    Lindsay ließ den Blick zur Seite schweifen und musterte die Gruppe Constantines. »Die sehen doch gar nicht so blöd aus, Philip! Ich frage mich, ob sie nicht vielleicht mitjubeln, wenn du tot bist. Die allgemeine Begeisterung könnte sie ja vielleicht mitreißen.«
    »Unfundierte Spekulationen haben mich schon immer angeödet«, sagte Constantine.
    Lindsay funkelte ihn an. »Schön, dann ist es Zeit, daß wir die Sache

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