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Schismatrix

Schismatrix

Titel: Schismatrix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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begann ein durchdringendes, schneidendes elektronisches Piepsen. Ryumin hob den Blick von dem Stapel von Cassetten, den er gerade durchsah. »Das ist das Radar«, sagte er. »Gib mir mal bitte den Cranialset rüber, ja?«
    Lindsay schleppte sich zu dem Radarstapel und machte dort Ryumins Adhäsiv-Optophone los. Ryumin zwängte sie sich über die Schläfen. »Bei Radar ist die Auflösung immer ziemlich schlecht«, sagte er und schloß die Augen. »Es ist gerade ein Trupp angekommen. Höchstwahrscheinlich Piraten. Sie treiben sich am Landefeld herum.«
    Ryumin kniff die Augen zu, obwohl seine Lider bereits geschlossen waren. »Bei ihnen bewegt sich was ziemlich Großes. Sie haben etwas Gigantisches mitgebracht. Ich schalt mal doch besser auf Telephoto um.« Er zerrte an der Zuleitung seines Kopfsets, und der Stecker rutschte heraus.
    »Ich geh mal raus und schau nach«, sagte Lindsay. »Es" geht mir schon wieder gut genug.«
    »Verdrahte dich aber erstmal«, sagte Ryumin.« Nimm die Kopfhörer da und eine von den Kameras!«
    Lindsay legte das Hilfssystem an und trat durch die ReißverschlußSchleuse in die säuerliche trübe Quarkluft.
    Er stakte von Ryumins Zeltkuppel bis zum Rand des Landpaneels, dann bog er ab und stolperte zu einem nahegelegenen Übertritt, der über die niedrige Metallbegrenzung führte. Dort richtete er die Kamera nach oben.
    »So ist es gut«, erklang Ryumins Stimme in seinem Ohr. »Setz mal die Helligkeitsamplifikatoren zu, bitte, ja? Der kleine Knopf rechts. Schön, so, ja, das ist besser. Und was hältst du jetzt von der Sache, Mr. Dze?«
    Lindsay spähte angestrengt durch die Optik. Hoch droben, am Nordpol des Zaibatsu, plagten sich zehn, zwölf Sundogs damit ab, in der Schwerelosigkeit einen gewaltigen Silbersack unter Kontrolle zu bekommen.
    »Sieht aus wie ein Zelt«, sagte Lindsay. »Sie blasen es auf.« Der silberne Sack entfaltete sich runzelig, schwoll an, wurde steif und entpuppte sich plötzlich als ein stumpfendiger Zylinder. An der Flanke befand sich ein großes rotes Kennzeichen, etwa von Mannslänge. Ein roter Totenschädel mit zwei überkreuzten Blitzen.
    »Piraten!« sagte Lindsay.
    Ryumin gluckste: »Genau das hab ich mir gedacht.«
    Ein heftig peitschender Windstoß traf Lindsay. Er verlor das Gleichgewicht auf dem Übertritt und blickte sich hastig um. Der Glasfensterstreifen bildete eine lange schmale weiße Allee des Verfalls. In den hexagonalen Metaglaskassetten steckten wie dicke Punkte schwarze Stopfen, und sie waren stellenweise mit schweren Stützverstrebungen abgesichert. Lecks hatte man mit dicken Wülsten von luftdichtem Plastikmaterial übersprüht. Dazwischen sickerte trüb das Licht der Sonne herein.
    »He, alles in Ordnung bei dir?« fragte Ryumin.
    »Oh, tut mir leid«, sagte Lindsay und richtete die Kamera wieder nach oben.
    Die Piraten hatten ihre Metallfolienballon startklar gemacht und die kleinen Doppelschrauben am Heck eingeschaltet. Nach dem Abflug von der Landemarke gab es zunächst einen Ruck, dann schoß das Vehikel voran. Es schleppte irgendwas hinter sich her - ein komisch geformtes Ding, einen dunklen Brocken, übermannsgroß.
    »Das ist ein Meteorit«, erklärte Ryumin. »Ein Geschenk für die Leute jenseits der Wand. Hast du die dunklen Steinbrocken gesehen, die in der Sterilen Zone stehen? Lauter Geschenke von Piraten. Das hat sich zu einem festen Brauch entwickelt.«
    »Wäre es denn nicht einfacher, sie auf dem Boden zu transportieren?«
    »Du machst wohl Witze? Es bedeutet den Tod, wenn man die Sterile Zone betritt.«
    »Aha. Also ist man gezwungen, das Zeug aus der Luft abzuwerfen. Kannst du diese Piraten einordnen?«
    »Nein«, antwortete Ryumin. »Die sind neu hier. Deshalb brauchen sie ja auch den Felsbrocken.«
    »Es scheint aber, daß jemand sie kennt«, sagte Lindsay. »Schau dir das mal an!«
    Er stellte die Kameraoptik auf Telebereich, an dem in der Luft treibenden Piratenschiff vorbei, auf den geschwungenen graubraunen Bogen des dritten Landpaneels im Zaibatsu. Größtenteils bestand dies aus einem weißlich-stumpfen pilzüberzogenen Morast, aus dem gelbliche Bodennebel wirbelnd aufstiegen.
    Nahe bei den gesprengten nördlichen Außenbezirken dieses dritten Paneels hockte eine flache buntfarbene Kuppelkonstruktion, offensichtlich aus puzzlehaft zusammengesetzten geretteten Ceramostücken und Plastik gebaut. Aus der Luftschleuse der Kuppel war eine optisch verkürzte ameisenhafte Menge von Sundogs aufgetaucht.
    Sie starrten mit

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