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Schismatrix

Schismatrix

Titel: Schismatrix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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hinter Filtermasken verborgenen Gesichtern nach oben. Sie hatten eine große ungeschlachte Apparatur aus Metall und Plastik herausgezerrt, die mit Kolbengelenken und Kabeln bestückt war. Sie kurbelten die Maschine hoch, bis ihr eines Ende zum Himmel gerichtet war.
    »Was treiben die da?« fragte Lindsay.
    »Wer weiß?« antwortete Ryumin. »Die sind die Achte OrbitalArmee, so bezeichnen sie sich jedenfalls selbst. Bisher haben sie als Einsiedler gelebt.«
    Das Luftschiff schwebte droben weiter und warf verschwommene Schatten auf sämtliche drei Landpaneele. Einer der Sundogs setzte die Maschine in Gang.
    Eine lange Metallharpune zuckte nach oben und traf ins Ziel. Lindsay sah, wie in dem Heckbereich des Luftschiffes Metallfolie aufriß. Der Spieß glitzerte irre, als der Flugapparat um seine Längsachse zu trudeln begann, weil sein Flug von dem Aufprall und der Corioliskraft gestört wurde. Das Metallgeschoß verschwand zwischen den schleimigen Bäumen einer vergammelten Obstplantage.
    Das Luftschiff war in Schwierigkeiten. Die Besatzung strampelte und zappelte sich mitten in der Luft ab, um den in sich zusammensackenden Ballon von den Angreifern am Boden wegzubewegen.
    Der massive Steinblock im Schlepp zog weiter seine Bahn in gewichtsloser träger Gelassenheit. Als das Schlepptau sich straffte, riß gemächlich das Heck des Luftschiffes ab.
    Zischend entwich das Gas, und das Luftschiff schrumpfte zu einem zerknitterten Metallknäuel zusammen. Die Motoren sackten ab und schleiften die Metallhaut als wirbelnde Girlande hinter sich her.
    Die Piraten ruderten, als wären sie am Ertrinken, um im Bereich der Schwerelosigkeit zu bleiben. Es war ein verzweifeltes Bemühen, denn dort war die Luft von langsamen saugenden Fallwinden durchsetzt, die Flugbesatzungen Hals über Kopf in den Tod stürzen konnten.
    Der Gesteinsbrocken stürzte in den zerfasernden Rand einer aufgeplusterten Wolkenbank. Die dunkle Masse kippte majestätisch nach unten, schwankte etwas und verschwand im Dunst. Kurz darauf tauchte sie unterhalb der Wolke wieder auf und stürzte in einer Corioliskurve schwer nach »unten«.
    Der Block prallte in dem aus Glasresten und Flicken bestehenden Fensterstreifen auf. Lindsay, das Kameraobjektiv auf den Stein gerichtet, hörte das dumpfe Krachen des Aufpralls. Glas und Metall barsten knirschend und wurden in einem röchelnden brüllenden Sauggeräusch losgerissen.
    Die Unterseite der Wolke blähte sich wie ein praller Bauch abwärts und begann sich zu verwinden. Über dem Leck breitete sich, elegant wie Rauhreif, ein weißes Federgeäst aus. Kondensierte Luftfeuchtigkeit angesichts das abrupt abgefallenen Drucks.
    Lindsay hob die Kamera über den Kopf und sprang auf den schmierigen Boden des Fensters. Er lief auf das Leck zu, ohne auf Ryumins bestürzte Warnungen zu achten.
    Nach einer Minute Hindernislauf war er der Stelle so nahe, wie er sich herantraute. Er kauerte sich hinter eine verrostete Pfropfenverstrebung, zehn Meter von der Aufschlagstelle entfernt. Und als er dann an seinen Füßen vorbei durch das verdreckte Glas blickte, sah er, wie sich eine lange gefrierende Gischtspur regenbogenbunter Kristalle vor dem Glitzer der Sonnenlichtspiegel ausfächerte.
    Ein brüllender, saugender Wirbelwind brach los und feuerte peitschende Regengüsse ab. Lindsay bedeckte das Kameraobjektiv mit der Hand.
    Dann wurde er auf eine Bewegung aufmerksam. Von dem angrenzenden Paneel her kämpfte sich eine Gruppe von SauerstoffFarmern in Schutzmasken und Coveralls über das Glas heran. Die Leute schleppten in den Armen einen langen Schlauch mit sich. Verbissen schoben sie sich taumelnd zwischen den Leckagepfropfen und Verstrebungen gegen den Wind voran.
    Vom Sog erfaßt, schlug ein getarnter Beobachtungsflieger heftig neben dem Loch auf. Das Wrack wurde sofort durch das Leck weggesaugt.
    Der Schlauch zuckte und wand sich von dem Druck der Innenflüssigkeit. Ein dichter graugrüner Geysirstrahl von flüssigem Plastik schoß aus der Mündung, verfestigte sich auf halbem Wege, traf auf das Glas und verklebte es.
    Unter der Einwirkung des Wirbelwinds verformte sich das Plastik und schwoll auf, aber es hielt. Und je mehr Schaum hervorsprudelte, desto erstickter heulte der Wind, bis er schließlich nur noch ein schrilles Pfeifen war.
    Doch selbst nachdem der Durchbruch versiegelt war, pumpten die Sauerstoff-Farmer weiter Plastikschlamm auf die Aufschlagstelle. Aus den zornig wirbelnden Wolken fiel Dauerregen. Eine weitere Gruppe

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