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Schismatrix

Schismatrix

Titel: Schismatrix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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eine Schale. Dann tauchte das Tablett einen rotierenden Teequirl hinein.
    »Deine Freunde, die Piraten«, sagte die Alte, »treiben dich in den Ruin.«
    »Ach, es ist nur Geld«, sagte Lindsay.
    »Es ist unser Schweiß und unsere Sexualität. Hast du angenommen, es würde uns gefallen, das zu vergeuden?«
    »Ich mußte euer Interesse wachrufen«, sagte Lindsay. Sein Training hatte sofort von ihm Besitz ergriffen, doch hatte er wegen des Mädchens noch gewisse Bedenken. Er hatte nicht damit gerechnet, hier einem Shaper zu begegnen. Und mit dem Kinesikpotential der alten Frau stimmte etwas ganz eindeutig nicht. Ihm kam es vor wie Drogeneinfluß oder wie eine mechanistische Neuralveränderung.
    »Du kommst zu uns im Kleid der Nephrinen Schwarzmedicos«, sagte die alte Frau. »Schon deshalb war dir unsere Aufmerksamkeit sicher. Du hast sie. Wir hören.«
    Mit Ryumins Unterstützung hatte Lindsay seinen Plan erweitert. Die Geisha Bank verfügte über die Macht, sein riskantes Vorhaben zunichte zu machen; deshalb mußte man den Leuten die Möglichkeit einer Kooperation verlockend erscheinen lassen. Er wußte, was sie wollten. Und er war bereit, sie mit ihrem eigenen Spiegelbild einzufangen. Wenn ihnen der eigennützige Ehrgeiz, ihre Sehnsüchte bewußt würden, dann würde er das Spiel gewinnen.
    Also begann er mit seinem Sermon. Mittendrin machte er eine Pause, um seinen Argumenten mehr Gewicht zu verleihen. Dann sagte er: »Ihr seht also, welche Vorteile sich die Black Medicals von der Vorstellung erhoffen. Sie fühlen sich hinter ihren Klostermauern von allem isoliert und werden paranoid. Leichter Verfolgungswahn. Darum zielen sie darauf ab, sich durch die Finanzierung unseres Schauspiels Prestige zu verschaffen ...
    ... aber ich brauche eine Besetzung. Und da ist die Geisha Bank für mich das naheliegende natürliche Talentereservoir. Ich kann ohne die Black Medicals einen Erfolg auf die Beine bringen. Aber ohne eure Mitwirkung kann ich das nicht.«
    »Ich verstehe«, sagte die Yarite . »Doch nun erleuchte mich darüber, wieso du glaubst, daß auch wir von deinem ehrgeizigen Plan Vorteil haben könnten.«
    Lindsay legte einen schmerzlichen Ausdruck auf sein Gesicht. »Ich kam hierher, um ein bedeutendes kulturelles Ereignis in die Wege zu leiten. Das dürfte doch wohl genügen, oder?«
    Er warf dem Mädchen einen schnellen Blick zu. Ihre Hände huschten über die Tastatur. Plötzlich blickte sie zu ihm auf und lächelte ihn scheu und verstohlen an. Er sah ihre Zunge hinter den makellosen Zähnen zucken. Und das Lächeln wurde deutlich raubtierhaft, voller Verlangen und Boshaftigkeit. Blitzartig brannte es sich in seinen Blutkreislauf. Die Härchen in seinem Nacken richteten sich auf. Er begann die Kontrolle zu verlieren.
    Seine Haut prickelte, er senkte den Blick zu Boden. »Nun schön«, sagte er nachdrücklich und langsam. »Es ist also nicht genug, und ich sollte mich darüber nicht weiter wundern... Also hör mir bitte zu, Madame ... Ihr und die Medicals seid schon seit Jahren Konkurrenten. Hier bietet sich euch die Chance, sie ans Tageslicht zu locken und ihnen auf eurem Territorium eine Falle zu stellen. Was Finanzielles angeht, sind sie recht unbedarft. Naiv, aber habgierig. Sie verabscheuen es, Geschäfte in einem Finanzsystem tätigen zu müssen, das unter eurer Kontrolle steht. Wenn sie glaubten, es könnte ihnen gelingen, würden sie sich geradezu auf die Chance stürzen, ihr eigenes Wirtschaftssystem aufzubauen.
    Also, warum sollten sie das nicht tun. Sollen sie sich doch verpflichten und Verbindlichkeiten eingehen. Sollen sie einen Erfolg nach dem anderen einheimsen, bis ihnen jegliches Gefühl für das rechte Maß verlorengegangen ist und ihre Habsucht sie überwältigt. Und dann stecht ihr ihnen die Seifenblase auf.«
    »Unsinn«, sagte die Alte. »Wie könnte ein Schauspieler einer Bankfachfrau Ratschläge geben, wie sie ihr Gewerbe betreiben soll?«
    »Ihr habt es nicht mit einem Mech-Kartell zu tun«, sagte Lindsay und beugte sich nachdrücklich vor. Er wußte, das Mädchen starrte ihn an. Er spürte es. »Das hier sind dreihundert Techniker, die sich langweilen, die Angst haben und völlig isoliert sind. Sie sind das ideale Brutbett für eine Massenhysterie. Das Spielfieber wird sie überfallen wie eine Epidemie.« Er lehnte sich wieder nach hinten. »Unterstützt mich, Hohe Dame. Ich will euer Aushängeschild sein, euer Makler, euer Zwischenagent. Die werden niemals erfahren, daß ihr hinter ihrem

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