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Schismatrix

Schismatrix

Titel: Schismatrix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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    Und die »Zufälligkeiten« überstiegen bei weitem das aleatorische Maß. Vielmehr mußte man auf einen ausgeklügelten Plan schließen.
    Ein Mann, der sich den Namen Abélard zulegt. Ein Theaterproduzent. Der politische Stücke aufführen läßt. Und seine eheliche Partnerin war auch noch Diplomatin ...
    Eines immerhin wußte Constantine mit Sicherheit: Abélard Lindsay war tot. Constantines Agenten im Zaibatsu hatten den Tod Lindsays von der Hand der Rächer der Geisha Bank audiovisuell mitgeschnitten. Constantine hatte sogar mit der Frau persönlich gesprochen, die Lindsay hatte hinrichten lassen, einer shaperischen Renegatin namens Kitsune. Die ganze erbärmliche Geschichte war ihm bekannt geworden: Lindsays Verflechtung mit Piraten, sein Panikmord an der Seniorin im Direktorium der Geisha Bank. Nein, Lindsay war tot, und er war eines scheußlichen Todes gestorben.
    Aber wieso hatte sich Constantines erster Killer nie mit einer Vollstreckungsmeldung von dem Zaibatsu-Auftrag zurückgemeldet? Constantine hätte es eigentlich nicht vermutet, daß der Mann sich zu einem Sundog entwickeln könne. Profi-Assassinen hatten Versagersicherungen implantiert; kaum ein Verräter überlebte.
    Über Jahre hin hatte Constantine in Furcht vor diesem »verlorenen«, nicht erfaßten Killer gelebt. Die Topleute des RCS (Ring Council Security) versicherten ihm zwar, der Killer sei tot. Aber Constantine glaubte ihnen nicht, und er hatte den Leuten seither niemals mehr vertraut.
    Über Jahre hin hatte er sich in| der verspiegelten Unterwelt shaperischer Geheimaktivitäten vorangearbeitet. Bezahlte Killer (Assassinen) und Leibwächter - und häufig war das ein und dasselbe Metier, da sie sich in ihrer Berufsausübung kaum unterschieden - waren seine engsten Vertrauten geworden.
    Er wußte über ihre ausweichenden Tricks Bescheid, über ihre fanatische Loyalität. Beständig kämpfte er um ihr Vertrauen. Er bot ihnen in seiner »Republik« Asyl, schützte sie vor den Verfolgungen seitens der Pazifisten. Er setzte sein wissenschaftliches Prestige großzügig ein, um ihre militaristischen Ziele zu fördern.
    Einige Shapers begegneten ihm noch immer mit höhnischer Herablassung wegen seiner nicht geplanten Generbschaft; aber viele andere zollten ihm Hochachtung. Persönliche Abneigungen oder Haß störten ihn nicht. Was ihn allerdings beunruhigte, war die Gefahr, daß man ihn bremsen könnte, ehe er sich an »der Welt« hätte messen können. Ehe dieser hochwirbelnde Ehrgeiz, der ihn seit seinen Kindertagen vorangehetzt hatte, eine Art Befriedigung fand.
    Und wer wußte schon etwas von Lindsay? Dem einzigen Mann, mit dem ihn jemals so etwas wie Freundschaft verbunden hatte?
    Damals, als er viel jünger - und schwächer - gewesen war, damals, ehe sich der Schutzpanzer des Mißtrauens um ihn geschlossen hatte ... damals war Lindsay sein allervertrautester, intimster Freund gewesen. Und wer hatte jetzt dieses Gespenst wieder losgelassen? Und zu welchem Zweck?
     
    GOLDREICH-TREMAINE COUNCIL STATE: 26-12-'46
     
    Die Hochzeitsgäste umkreisten den Garten.
    Aus seinem Versteck hinter einer Zwergmagnolie sah Lindsay, wie seine Frau mit leichten Sprüngen auf ihn zugehüpft kam. Es herrschte hier nur ein halbes G. Über Noras weitgebreitete Hörner des Kopfputzes streiften grüne Pflanzenwedel. Ihre Festrobe war aus einem dichten Ockergewebe mit Silberperlen und durchbrochenen bernsteingoldenen Ärmeln. »Alles in Ordnung, Liebster?«
    Lindsay sagte: »Mein Ärmelsaum, verflixt. Ich war beim Tanzen und hab eine ganze Maschenreihe zum Laufen gebracht.«
    »Ich hab gemerkt, wie du verschwunden bist. Brauchst du Hilfe?«
    »Ich erwisch es schon.« Lindsay kämpfte mit dem komplizierten Webgeflecht. »Es geht zwar langsam, aber ich krieg es schon hin.«
    »Komm, ich helfe dir.« Sie trat neben ihn, zog zusammengeschobene Stricknadeln aus ihrem Kopfputz und fing die losen Maschen an seinen Ärmeln mit so geschmeidiger Geschicklichkeit auf, wie er sie nie zuwege zu bringen hoffen konnte. Er seufzte und schob seine eigenen Nadeln wieder sorgfältig in das geflochtene Haar zurück. »Der Regent hat nach dir gefragt«, sagte sie. »Die Seniorgeneten sind da.«
    »Wo hast du sie plaziert?«
    »In die abgeschlossene Loggia. Ich mußte zunächst einen Stapel Kinder hinausscheuchen.« Sie verknotete den Ärmelfaden. »So, das war's. Gut genug?«
    »Du bist ein Wunder.«
    »Keinen Kuß, Abélard. Sonst verschmierst du nur dein Make-up. Nach der Party,

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