Schläft das Personal auch an Bord?
befahrenen Strecken? Doch natürlich. Im Sommer ist Nordlandzeit und da fahren alle europäischen Schiffe in den hohen Norden: Island, Jan Mayen, Spitzbergen und dann die norwegischen Fjorde mit dem Höhepunkt des Geirangerfjords .
Der »große Geysir« in Island, der in uhrmacherischer Präzision mit einer in den Himmel schießenden, dampfenden Fontäne ausbricht, weil das herausgeschossene Wasser immer wieder in den Hohlraum zurückläuft, dort vom heißen Vulkan aufgeheizt wird, bis es sich explosionsartig aus dem Hohlraum durch die einzige Öffnung »befreit« und nach draußen schießt. Immer und immer wieder. Oder die Isländer, die ihren Lunch in Plastiktaschen packen und in den überall brodelnden heißen Quellen kochen. Die Häuser, die alle ohne Schornsteine auskommen, weil ihre Zentralheizung mit dem heißen Wasser aus dem Boden gespeist wird. Oder die überwältigenden Gylfoss-Wasserfälle, die irgendwie geisterhaft aus einer Hochebene auftauchen und sich in spektakulärem Tosen in eine Felsspalte ergießen. Alles das ist absolut großartig.
Und wer gerne fotografiert, MUSS hierher, denn dasLicht ist streng wissenschaftlich natürlich von dieser Welt, optisch-emotional aber nicht. Es gibt Momente, da ist in Island alles magisch-düster und nur auf einem einzigen, hellgrünen Wiesenstück ruht ein Finger Gottes. Ein Sonnenstrahl, der Gänsehaut erzeugt. Oder Sie fahren durch den Magdalenenfjord auf Spitzbergen und der Himmel ist dunkelgrau und das reflektierende Wasser ebenfalls, nur am Horizont sieht man einen daumenbreiten Streifen, der von der Sonne hell erleuchtet ist und die Struktur des dort stehenden Felsens glasklar abbildet. Es ist, als ob man durch einen Spalt in eine andere Welt schauen würde. Kein Wunder, dass die Menschen hier oben sich die unglaublichsten Geschichten von Trollen und Feen ausgedacht haben und als »Spökenkieker« verschrien sind. Längere Zeit hier und man wäre es auch.
Was man bei einer Nordlandreise für die Kabinenwahl unbedingt berücksichtigen sollte, finden Sie unter ⇒ »K wie Kabine« . (Das sollten Sie unbedingt lesen, denn dabei geht’s darum, wie man bei einer solchen Reise sehr viel Geld sparen kann.)
Wohin Sie auch immer schippern, in jedem Fall ist es eine beglückende Erfahrung, wenn man den Sinn der Weisheit erkennt, dass man beim Reisen – egal wohin – zuallererst etwas über sich und das Land lernt, in dem man zu Hause ist! Achten Sie mal drauf.
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Drill
Die Seenotrettungsübung nennt der Seemann »Drill«, also das, was jeder Passagier für den Notfall wissen muss. Kurz nach der Ankunft an Bord lernt man das, ob man will oder nicht. Der »Drill« wird nämlich von internationalen Seefahrtgesetzen als Übung für die Passagiere vorgeschrieben. Sollten Sie sich der Fantasie hingeben, Sie könnten sie schwänzen, werden Sie enttäuscht. Es wird genau buchgeführt, wer daran teilgenommen hat. Fehlt einer, wird er nachgeschult. Will er das nicht, muss er wieder von Bord. Tja, der sturmumtoste Seemann mag kein Rumzicken.
Als Trost sei hier angemerkt: Den Drill sollte man sich aus drei Gründen nicht entgehen lassen. Grund eins: Die Pflicht ruft (siehe oben). Grund zwei und drei – er ist komisch.
Zum einen legt sich dabei jeder Passagier auf Verlangen des Sicherheitsoffiziers eine Schwimmweste an. Dabei handelt es sich um einen orangefarbenen Styroporkasten, den man sich um den Hals legt und in dem man aussieht wie ein dem Hohn und Spott der Mitbürger ausgesetzter Missetäter, der im Mittelalter an den Pranger gestellt wurde. Dieser mobile Styroporpranger muss nun mithilfe eines Gurtbandes am Körper festgezurrt werden, damit im Falle einerunfreiwilligen Wasserung der Kopf immer schön oben bleibt.
Wem der im eiskalten Wasser treibende Leonardo DiCaprio aus »Titanic« noch in Erinnerung ist, hat vielleicht noch die Szene im Kopf, wie sich Held und Heldin mühsam an den Händen hielten, um nicht auf dem weiten Meer auseinanderzutreiben. Dieses krampfige Aneinanderfesthalten kann man sich mit diesen Rettungswesten sparen, da sie mit Seilen ausgestattet sind, mit denen man mehrere Rettungswesten aneinanderbinden kann. Mehrere Personen sind nun mal im Wasser leichter auszumachen als eine einzige. Überdies bescheren sie den Rettern ein größeres Erfolgserlebnis, wenn sie gleich sieben auf einen Streich den kalten Fluten entreißen können.
Falls die Retter beim Suchen standhaft in die falsche Richtung schauen oder es dunkel ist (siehe
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