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Schläft das Personal auch an Bord?

Schläft das Personal auch an Bord?

Titel: Schläft das Personal auch an Bord? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Lukoschik
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wieder Leonardo auf offener See) , verfügt diese Rettungsweste auch noch über eine eingebaute Lampe, die bei Kontakt mit Salzwasser selbsttätig zu leuchten beginnt – sowie über eine Pfeife, mit deren Hilfe man die Retter herbeipfeifen kann. Das ist durchaus schicklich und wird von den Rettern nicht als unhöflich empfunden.
    Ich sagte eben, dass die Seenotrettungsübung aus zwei Gründen komisch ist. Der eine ist also der orangefarbene Pranger, in dem jeder steckt. Der andere ist der plötzlich und unvorbereitet vor Augen geführte GAU einer Kreuzfahrt: das kollektive Absaufen also. Die optische Lächerlichkeit gepaart mit der Katastrophenfantasie eines Untergangs lässt denn auch unterschwellig die Bereitschaft zu großer Heiterkeit entstehen, die schnell hervorbricht, sobald sich zum Beispiel einer der Weltreisenden, der diese Übung bei jedem Reiseabschnitt immer wieder neu über sich ergehen lassen muss, im Styroporkasten verheddert. Weniger auf ihre äußere Wirkung bedachte Passagiere nehmen diesen Konflikt gerne zum Anlass für einen kleinen Scherz (Männer) oder ein spitzes Lachen (Damen). Wie auch immer: Für die Dauer einer halben Stunde – länger dauert der Zauber nicht – sind alle gleich. Ob sie 1000 Euro für ihre Überfahrt bezahlt haben oder 50   000.
    Und das ist ein absolut grandioser Einstieg, den man – wenn es ihn nicht schon gäbe – erfinden müsste. Damit wird nämlich klar, dass eine Kreuzfahrt mehr ist als eine Fahrt von A nach B. Sie ist »better than life«: Denn vor dem Meer sind alle gleich.

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Durchsagen
    Auf den weißen Luxuslinern dieser Welt gibt es etwas, wovon manche Mutter daheim träumt: Lautsprecher in allen Zimmern. Im Schiffsprech natürlich »Kabinen« genannt. Und warum? Um selbst in die letzten Winkel dieses gigantischen Eisenpottes wichtige Nachrichten zu tragen. Das ist notwendig, wenn im Notfall alle Anweisungen der Schiffsführung auch in der letzten Ecke zu hören sein müssen. Das versteht jeder.
    »Aber muss ich denn als Langschläfer in meinem kuscheligen Bettchen liegend (Kojen kann man die sehr gemütlichen bis luxuriösen Schlafstätten auf zeitgenössischen Cruiseships nicht mehr nennen) nach einem ›wunnnnnnderschönen guten Morgen‹ des Kapitäns die genaue Positionsangabe des Schiffes zu hören bekommen? Damit ich weiß, wo wir sind? Zum Beispiel 32º 11' Süd und 11º 57' Ost. Dann weiß ich – schlaftrunken wie ich bin – natürlich sofort, dass wir uns ein bisschen verfahren haben und nicht in Richtung Kapstadt unterwegs sind, sondern in die falsche Richtung – nämlich auf den Atlantik hinaus. Wozu sagt der Kapitän so etwas durch? Damit ich zu meinem Bordbuch hechte und es dort eintrage? Ich gehe davon aus, dass der Chef die Route kennt, dass der Navi sie richtig berechnet hat und der Steuermann den Kurs halten kann. Ende. Ob wir da nun 32º 11' Süd sind oder 12', ist mir wurscht. Hauptsache wir sind richtig. Und das kann ich aus meiner Kabine heraus nicht feststellen, sondern überlasse das den Profis auf der Brücke.
    Okay, die ›early Birds‹, die um sechs Uhr ihren ersten Kaffee geschlürft haben, seitdem in der Panoramalounge oberhalb der Brücke die Schiffsbewegungen verfolgen und schon bei bloßer Sichtweite des Hafens unruhig mit den Füßen scharren, die interessiert das. Aber mich in meinem gemütlichen Bettchen nihiiiicht.Bitte lieber Durchsagender, hab Erbarmen – und schweig. Seufz!
    Warum muss es mir auch immer des Nachts so gut an Deck gefallen, dass ich keinen Absprung in die Kabine finde? Warum? Es kann nur an der Seeluft liegen. Genau. Die Seeluft. Heute Abend wird’s anders. Aber warum eigentlich? Ich bin doch im Urlaub! Da kann ich doch machen, was ich will. Ich weiß, was ich nach dem Frühstück mache: Ich suche den Lautsprecher und klebe ihn zu. Oder … ich finde den Lautstärkeregler.«
    Wer ihn nicht selber findet, bekommt an der Rezeption gesagt, wo er ist. Denn niemand muss die Durchsagen in seiner Kabine hören, wenn es nicht ein Notfall ist. Ist es aber ein Notfall, dann hilft auch der Lautstärkeregler nichts. Denn dann gehen die Durchsagen in voller Dröhnung durch Mark, Bein und Stahlwände. Und das ist gut so.

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