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Schlaf in himmlischer Ruh

Schlaf in himmlischer Ruh

Titel: Schlaf in himmlischer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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richtete sich plötzlich kerzengerade auf. »Weißt du, wir suchten
doch nach einem Babysitter, wie gesagt. Ich jammerte der alten Mrs. Enderble
was vor, daß wir die Party verpassen würden, und sie hat mir sehr nett
angeboten, eine Zeitlang herüberzukommen. Sie bleiben nie länger als fünf
Minuten bei den Dysarts, weißt du. Es ist einfach nicht ihr Geschmack. Aber
deswegen mußten wir uns beeilen, weil es nicht sehr nett gewesen wäre, sie bis
nach ihrer Schlafenszeit wachzuhalten. Sie gehen mit den Hühnern zu Bett, weißt
du. Und außerdem wäre sie dann vielleicht nicht so bereit gewesen, mir beim
nächsten Mal zu helfen. Überlebenstechnik.«
    Mrs. Jackman knabberte an der
Orangenschale aus ihrem Drink. »Also begann ich um Punkt neun, Rog zu drängeln,
und vielleicht fünfzehn Minuten später schaffte ich es, ihn loszueisen. Aber
dann standen wir noch mit Mary und schwatzten über die Party, und sie erzählte
uns diese absolut phantastische Sache, die Dickie gesagt hatte —«
    Shandy wollte nicht wissen, was Dickie
gesagt hatte. Sheila fuhr mit ihrem Bericht fort. »Jedenfalls muß es ziemlich
kurz vor halb zehn gewesen sein, als Roger sich aufmachte, Mary nach Hause zu
bringen, und ich stand genau da drüben am Fenster und sah zu, ob sie es
schafften. Ehrlich gesagt, glaubte ich nicht, daß Roger sich auf den Beinen
halten konnte und um so weniger eine ältere Frau, aber irgendwie gelang es ihm.
Er hatte diesen widerlichen Punsch getrunken, den Bob gemacht hatte. Ich wette,
er war radioaktiv. Ich nahm einen Schluck und schlich mich dann in die Küche
und machte mir einen Bourbon, als keiner hinsah. Bist du sicher, daß du nicht
noch einen willst?«
    »Absolut. Aber du sagst, du hättest da
gestanden und zugesehen.«
    »Jedenfalls zehn oder fünfzehn Minuten.
Sie kamen gegen die Masse nicht gut voran, und dann mußte Rog mit reingehen und
John Hallo sagen und das Kaninchen streicheln. Er wird immer albern, wenn er
einen im Tee hat. Es muß fast Viertel vor zehn gewesen sein, als er ins Haus
zurückkam.«
    »Und Mrs. Ames hast du überhaupt nicht
gesehen?«
    »Nicht das allerwinzigste Momentchen
lang. Das erste, was ich gestern zu Roger sagte, als wir hörten, daß sie tot
ist, war, daß wir ihr nicht mal mehr Auf Wiedersehen gesagt hatten, und jetzt
würden wir sie nie mehr wiedersehen — was uns allen eine Lehre sein soll«,
schloß Sheila ein wenig kryptisch.
    »Aber den Dysarts zufolge ist Jemima
auf dem Trampelpfad geradewegs in den Garten der Enderbles gelaufen. Es scheint
höchst seltsam, daß sie Roger und Mary nicht getroffen hat.«
    »Na, jedenfalls hat sie nicht. Das
hätte Roger mir gesagt. Meine Güte, heute abend wird es einsam hier. Peter,
könntest du nicht vielleicht —«
    In diesem Moment flog die Tür auf, und
Wendy stürzte sich, verfolgt von Dickie mit einer Gummischlange, in die Arme
ihrer Mutter. Shandy nutzte den Vorfall aus, um zu entkommen.
    Er war äußerst verwirrt. Wie war es
möglich, daß keiner der Jackmans das grellrote Bündel auf dem Crescent gesehen
hatte? Er mußte sich bei den Enderbles vergewissern. Aber nicht jetzt. Es wurde
bald sechs, und das Paar neigte zu einer sanften Verschwatztheit, wie er es
ohne Zweifel auch würde, wenn er in ihr Alter käme.
    Warum dachte er auf einmal soviel über
das Altern nach? Mißmutig, weil er keinen handfesten Grund finden konnte, ging
Shandy zum Backsteinhaus zurück, nahm eine Flasche seines besten Sherrys,
verbarg sie in einer gefalteten Zeitung und kämpfte sich seinen Weg zum Haus
der Ames hinüber.
    Tims Wohnung, wenn auch noch nicht
völlig verwandelt, begann bereits, an eine menschliche Behausung zu erinnern.
Man konnte wieder durch die Diele gehen, ohne über umgefallene Gegenstände zu
stolpern. Das Wohnzimmer war fast aufgeräumt, und das Feuer im Kamin brannte zum
ersten Mal ordentlich. Helen war noch nicht zufrieden.
    »Ich fürchte, es ist immer noch alles
in einem schrecklichen Zustand. Mrs. Lomax hat Wunder gewirkt, aber sie konnte
nicht lange bleiben. Sie mußte nach Hause und ihre Katze füttern.«
    »Das Biest hat einen heiklen Magen,
soweit ich weiß.«
    »Das sagte sie mir. Jedenfalls kommt
sie morgen wieder.«
    »Gut.«
    Shandy packte sein Geschenk aus. »Ich
dachte, Sie wollten vielleicht einen Drink vor dem Dinner. Das College serviert
nichts Stärkeres als Hagebuttentee.«
    »Peter, Sie sind ein netter Kerl. Ich
hole uns Gläser.«
    »Für mich nur ein kleines. Ich bin
bereits dazu gepreßt worden, mit

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