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Schlaf in himmlischer Ruh

Schlaf in himmlischer Ruh

Titel: Schlaf in himmlischer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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einem Nachbarn einen Cocktail zu trinken.«
    »Ja, Mrs. Lomax sah, wie Sie ins Haus
nebenan gegangen sind. Sie hat betont beiläufig erwähnt, daß der Gatte
unterwegs sei.«
    »Du meine Güte.«
    »Ich nehme an, es gibt hier nicht viel,
was sie nicht weiß.«
    »Sie weiß oft eine Menge mehr, als die
Fakten belegen«, sagte Shandy mißmutig. »Kann ich Ihnen mit dem Sherry helfen?«
    »Nein, bleiben Sie sitzen. Sie müssen
erschöpft sein.«
    »Sie auch.«
    »Ich nehme an, das bin ich, aber ich
fühle mich nicht so.«
    Miss Marsh gab ihm ein Glas und setzte
sich auf die andere Seite der Feuerstelle. »Für Fröhliche Weihnachten ist es zu
spät und für Frohes Neues Jahr ein bißchen zu früh. Und Prosit klingt
angesichts der Umstände nicht besonders angebracht. Jemmy war schrecklich
verstört wegen des Verlusts ihrer Mutter. Ich bin so froh, daß Professor Ames
beschlossen hat hinzufahren.«
    »Ich auch«, sagte Shandy. »Also auf
Ihre Gesundheit. Das ist wohl sittsam genug, meinen Sie nicht? Ich hoffe, daß
Ihnen Balaclava gefallen wird, Helen.«
    »Ich auch. Ich werde zu alt, um
umherzuziehen. Kalifornien war der schlimmste Fehler, den ich je gemacht habe.
Ich hatte immer Alpträume, ich würde auf der Kante der Sankt-Andreas-Falte
stehen, wenn sie endlich beschließt einzubrechen.«
    »Zu schade, daß Sie in diesem Haus ein
Chaos und vor der Tür einen Karneval vorfinden mußten.«
    »Aber das Chaos dauert nicht ewig,
hoffe ich, und verglichen mit dem, was da drüben los ist, könnte die Große
Lichterwoche als die Stille selbst durchgehen. Ich will Sie nicht hetzen, aber
meinen Sie nicht, wir sollten bald essen gehen? Ich habe erbärmlichen Hunger,
und es ist nichts zu essen im Haus außer einem Paket Triback, an dem schon die
Mäuse waren.«
    »Wann immer Sie wollen«, erwiderte er
und machte keine Anstalten, sich zu erheben. »Ich werde hinterher mit Ihnen
Lebensmittel einkaufen gehen.«
    »Wenn ich Sie bestimmt nicht aufhalte.«
    »Keineswegs. Ich habe selber nur noch
drei vertrocknete Brötchen.«
    »Armer Peter.«
    Helen nahm die leeren Gläser und
brachte sie in die Küche. »Ich hole meinen Mantel.«
    Shandy wünschte, sie hätten nicht
loshetzen müssen. Er fand es gemütlich hier in dem aufgeräumten Zimmer vor dem
hellen Feuer. Es war das erste Mal, daß er in Ames Haus war und nicht gehen
wollte.
    Aber auch die Aussicht, Helen Marsh zum
Essen auszuführen, war erfreulich. Vielleicht würde sie ihn hinterher zu sich
einladen. Er ertappte sich bei der Überlegung, ob sie wohl auch auf die Polster
klopfen würde.
    Nein, keine Chance. Helen war nicht von
dieser Sorte. Aber andererseits hatte er es auch von den anderen nicht gedacht.
Das Leben steckte in letzter Zeit voller Überraschungen. Sicherlich mußte eine
davon zu seinen Gunsten ausschlagen.
     
     

Elftes
Kapitel
     
     
     
     
     
     
     
    A ufpassen, Professor!«
    »Verflucht, ich habe Ihnen gesagt, Sie
sollen mit diesem Schlitten vom Gehweg bleiben!«
    Nicht erwähnenswert, daß das Mädchen
unbekümmert weiterflitzte. Helen Marsh wandte sich um, um ihr nachzuschauen.
    »Was für ein phantastisches Geschöpf!
Wer ist das?«
    »Eine Studentin namens Heidi Hayhoe.«
    »Peter, das denken Sie sich aus.«
    »Ich doch nicht.«
    »Na, alles ist möglich, nehme ich an.
Ist Heidi in einem Ihrer Kurse?«
    »Ich wünschte, sie wäre es«, schnaubte
Shandy. »Ich hätte viel Spaß daran, sie durchfallen zu lassen.«
    »Wirklich? Ich hätte gedacht, Sie
würden sie eher nachsitzen lassen.«
    »Wozu? Meine Reputation als, eh, alter
Lustmolch ist, wie ich Ihnen versichere, neu erworben und völlig unbegründet.
Jedenfalls hat Präsident Svenson eindeutige Ansichten über das Thema der, eh,
extracurricularen Fraternisierung zwischen Fakultät und Studenten.«
    »Ich wette, Heidi Hayhoe hat das nicht.
Irgendwie hatte ich nicht erwartet, so ein Mädchen an einem landwirtschaftlichen
College zu finden. Ich weiß nicht weshalb. Sie sind verbreitet genug. Es tut
mir leid. Ich weiß nicht, ob es an Ihrem Sherry liegt oder an meinem leeren
Magen. Wie weit ist es bis zur Mensa?«
    »Das erste Gebäude rechts oben auf dem
Crescent. Meinen Sie, Sie schaffen es noch so weit?«
    »Ich werde es versuchen. Ich fühle mich
wirklich wie ein Lachs beim Laichen. Wird sie so übervölkert sein wie dieser
Weg?«
    »Oh nein. Das Publikum hat keinen
Zutritt, und ich glaube nicht, daß viele von der Fakultät da sein werden. Ich
fürchte, das Montagsessen kann durchaus eine

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