Schlaf in himmlischer Ruh
Hörnchen
zwirbelten, war er einfach furchterregend.
»Was wollen Sie?« röhrte er.
Grimble duckte sich hinter Shandy und
versuchte, so zu tun, als wäre er nicht da. Dem Professor sank der Mut, aber er
blieb stehen, wo er war.
»Ich möchte, daß Sie Mrs. Cadwall aus
dem Gefängnis holen. Sie hat ihren Mann nicht umgebracht.«
»Ungh.«
Der Präsident plumpste in einen
riesigen Holzstuhl und streckte eine Hand aus. Sieglinde stellte ihm eine Tasse
Kaffee von der Größe eines Waschbassins hinein. Shandy zuckte vor Neid und Gier
zusammen. Hinter seinem Rücken jammerte Grimble.
»Grimble und ich«, begann er, denn
trotz allem verspürte er einen Hauch von Mitleid für den Wachdienstchef, »haben
die ganze Nacht gearbeitet.«
»Ungh.«
»In Anbetracht dessen, daß der Fall der
Polizei nur auf dem fadenscheinigen Indiz des Taxins beruht, das jemand in Mrs.
Cadwalls Habe geschmuggelt hat —«
»Ungh?«
»Thorkjeld, hör ihm zu«, sagte Mrs.
Svenson. »Keine Frau wäre dumm genug, solch ein Zeug zu behalten, nachdem sie
ihren Mann damit vergiftet hat. Ich würde es sicher nicht.«
»Ungh!«
»Jedenfalls«, fuhr Shandy eilig fort,
»sind wir in das Büro des Finanzchefs gegangen, um nach Indizien zu suchen, und
haben eine Ampulle Nasentropfen gefunden.«
»Ja, das stimmt.«
Als er sah, daß der Himmel nicht
einstürzte, beschloß Grimble, seinen Anteil am Rampenlicht einzufordern. Shandy
trat ihm fest auf den Fuß und sprach weiter.
»Das schien ein vernünftiges Vehikel
für ein lösliches Gift mit ekelhaftem Geschmack zu sein. Das Medikament würde
das Taxinaroma überdecken, und wenn es durch die Nasalkavernen in den Rachen
hinabsickerte, würde das Opfer fast mit Sicherheit eine tödliche Dosis
einnehmen.«
»Ungh.«
»Also nahmen wir die Ampulle mit ins
Labor für Organische Chemie und analysierten sie, und sie ist randvoll mit
Taxin. Am besten nehmen Sie sie gleich mit zum Gefängnis und sagen dort, sie
sollen Mrs. Cadwall herauslassen.«
Endlich stieß der große Mann etwas
hervor, was ein langer Satz für ihn war. »Warum ich?«
»Weil Sie eindrucksvoller sind als
ich.«
Sieglinde nickte. »Das ist wahr.
Thorkjeld ist eindrucksvoll. Sie, Peter Shandy, sind es nicht. Ich werde Ihnen
Kaffee geben.«
»Nein danke. Ich gehe nach Hause ins
Bett. Kommen Sie, Grimble.«
»Hätten schon auf den Kaffee warten
können«, murrte der Wachdienstchef, als sie draußen waren.
»Seien Sie kein Esel, Mann. Hätten Sie
sich wirklich an diesen Tisch setzen und Kaffee trinken können, während der
Präsident Sie hinter seinem Bart anstarrt?«
»Nein, glaube nicht«, gab der Mann zu.
»Ich sollte Ihnen danken für —« Er besiegte seine Gefühle und bog zum Wachbüro
ab.
Shandy wandte seine einsamen Schritte
bergab zum Backsteinhaus, nahm eine heiße Dusche und drei Fingerbreit Brandy
und kletterte ins Bett. Er wachte erst mittags wieder auf. Seine erste Handlung
war, die Bibliothek anzurufen.
»Helen, können wir uns in der Mensa
treffen?«
»Mit Vergnügen, Peter. Halb eins?«
»Prima.«
Das ließ ihm kaum Zeit, sich zu
rasieren und anzuziehen, aber er schaffte es. Sein Mantel war immer noch
feucht, also schnappte er sich den alten Plaidkittel, in dem er mehr Jahre über
die Rübenfelder gestapft war, als er zählen wollte. Das war nicht die Zeit,
sich mit Belanglosigkeiten aufzuhalten.
Er hatte gerade den Tisch ergattert,
der den Lauschern am wenigsten ausgesetzt war, als Helen in hohen Stiefeln und
einem brandneuen hellroten Ölmantel den Speisesaal betrat.
»Heute morgen bin ich zuallererst in
den Ort geflitzt und habe mir Schlechtwetterkluft besorgt«, sagte sie. »Jetzt
kann ich dem netten Mann seine Socken zurückgeben. Wie geht es dir, Peter?«
»Frag mich später. Ich habe noch nicht
darüber nachgedacht. Fleischpastete scheint das pièce de résistance zu
sein.«
»Prima, wenn das Fleisch nicht allzu
resistent ist. Meine Kiefer sind müde vom Streiten mit Mr. Porble über die
Sammlung Buggins. Peter, würdest du glauben, daß ich ihn wirklich dazu gebracht
habe, mich heute morgen ein bißchen Zeit dort zubringen zu lassen, und daß er
sagt, ich könne nach dem Mittagessen wieder dorthin?«
»Vorzüglich. Macht es dir was aus, dich
hier neben mich zu setzen, so daß ich nicht schreien muß?«
Sobald sie ihre Bestellung aufgegeben
hatten, begann er, ihr mit leiser Stimme alles zu berichten, was sich
zugetragen hatte, nachdem er sie am Abend zuvor verlassen hatte.
»Meine persönliche
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