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Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition)

Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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Streifenwagen nach Hause gefahren. Ich wollte mit dem Vater reden, über seine Erziehung, aber der hat sofort dichtgemacht. Ich hatte immer das Gefühl: Sobald ich weg bin, bekommt der Junge eine Tracht Prügel, einfach nur, weil die Polizei auf dem Hof war. Aber was soll man da machen? Unsere Macht ist begrenzt.«
    »Was hatten Sie für einen Eindruck von dem Jungen?«
    »Na, bei diesem Elternhaus ist es wohl kein Zufall, dass der ab und zu durchdreht. Eigentlich ein schüchterner und höflicher Junge. Nur manchmal brennen eben die Sicherungen durch. Ich wollte ihn mir auch schon mal selbst zur Brust nehmen, aber das hat nichts gebracht. Er hat nicht über seine Probleme gesprochen. Ich kenne diese Jungs, wissen Sie? Die Eltern kümmern sich nicht. Die haben keine Orientierung, keine Ziele. Und dann kommt die Pubertät, und sie wollen allen beweisen, dass sie echte Männer sind. Eigentlich habe ich einen guten Draht zu solchen Jungs. Die warten ja nur darauf, dass ihnen einer mal sagt, wo’s langgeht. Aber bei Jakob war das anders. Mit Worten habe ich den nicht erreicht.«
    »Wir werden erwartet«, mischte sich die Schulte ein, die ebenfalls stehen geblieben war. »Da unten, am Wohnwagen.«
    Ein Mann war dort aufgetaucht, mit blauem Overall und schweren Stiefeln. Er trug eine Wollmütze, unter der lange schwarze Haare hervorquollen. Sein Blick war finster, und er sah reglos zu ihnen herüber.
    Die Tür des Wohnwagens öffnete sich, und eine dicke Frau in einem viel zu engen hellblauen Jogginganzug wuchtete ihren Körper die Stufen herab. Der Mann rief ihr etwas zu, und sie verharrte in der Bewegung. Seine Stimme donnerte jetzt über den Hof. Sie zog ängstlich den Kopf ein und verschwand wieder im Innern. Die Wohnwagentür schloss sich hinter ihr.
    Der Mann wandte sich wieder den Besuchern zu. Er steckte die Hände in die Taschen seines Overalls und marschierte in Richtung der Tür.
    »Das wird Volker Blank sein«, sagte die Schulte, ohne den Mann aus den Augen zu lassen.
    »Ja, das denke ich auch«, meinte Böttger. »Sagen wir ihm Guten Tag.«
    Sie setzten sich wieder in Bewegung und erreichten die eiserne Tür. Innen wurde ein Riegel zur Seite geschoben, dann flog die Tür auf und Volker Blank stand vor ihnen. Er machte sich nicht die Mühe, sie zu begrüßen. Er stand einfach breitbeinig da und bedachte sie mit feindseligen Blicken.
    Böttger schenkte ihm ein demonstrativ freundliches Lächeln. »Mein Name ist Jens Böttger, ich komme von der Bielefelder Polizei. Das ist meine Kollegin Karin Schulte. Und den Herrn Heinrichs aus Marienbüren, den kennen Sie ja bereits.«
    Volker Blank ließ seinen Blick über sie schweifen, als fragte er sich, welchen der drei er im Kampf als Erstes unschädlich machen sollte.
    »Sie sind Volker Blank«, sagte Böttger. »Ist das richtig?«
    Er wandte den Kopf ab und spuckte aus. Dann sagte er: »Ja, das bin ich.«
    »Wir sind aus einem bestimmten Grund hier. Sicher haben Sie von dem Erdrutsch gehört, der ganz in der Nähe runtergekommen ist. Und von der Kinderleiche, die dabei entdeckt wurde.«
    »Ja, und? Was wollen Sie da von mir?«
    Böttger setzte auf das Überraschungsmoment. Er sagte frei heraus: »Wir haben die Vermutung, das Mädchen stammt von diesem Hof. Stimmt das, Herr Blank? War das Ihr Kind?«
    Volker Blank sah aus, als würde er ihm als Nächstes ins Gesicht springen. Er wirkte gar nicht überrascht, sondern nur wütend und hasserfüllt. Als könnte er es nicht ertragen, bei etwas erwischt worden zu sein.
    Allen war sofort klar: Treffer. Das Kind hatte tatsächlich hier gelebt.
    »Hier war kein Mädchen«, stieß er hervor. »Das ist völliger Unsinn. Ich habe einen Sohn, aber der ist schon siebzehn.«
    »Das ist seltsam«, sagte Böttger. »Es gibt nämlich Zeugen, die die Kleine hier gesehen haben wollen.«
    »Die lügen. Wie gesagt, es gibt hier kein Mädchen. Nur meinen Sohn. Mehr kann ich dazu nicht sagen.«
    »Ich bitte Sie, Herr Blank«, lenkte Heinrichs ein. »Sie haben doch gehört: Es gibt Leute, die das bezeugen. Ich habe selber Kindersachen auf der Wäscheleine gesehen, neulich, als ich Jakob hierher gebracht habe.«
    Volker Blank ballte die Fäuste. »Das waren Jakobs Kindersachen, die Sie gesehen haben. Die wollten wir auf dem Flohmarkt verkaufen. Meine Freundin hat sie vorher gewaschen.« An Böttger gerichtet fuhr er fort: »Und was Ihre Zeugen angeht: Ich glaube nicht, das die hier was gesehen haben. Auf jeden Fall nicht das Kind, das Sie

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