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Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition)

Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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durchdrehte und auf es einprügelte. Das war keine Seltenheit. Totschlag im Affekt. Und anschließend musste es fortgebracht und irgendwo verscharrt werden.
    Am Eingang des Präsidiums trat die Schulte vor und hielt ihm die Tür auf. Eine Geste, die ihn irritierte. Jedoch schien ihr das gar nicht bewusst zu sein. Es war eher das intuitive Verhalten eines Gentlemans. Er schmunzelte.
    »Es läuft ziemlich gut, oder?«, meinte er.
    Sie nickte. »Spätestens heute Abend haben wir unseren Täter.«
    »Wollen wir’s hoffen. Ich habe ein gutes Gefühl.«
    Auf den Fluren war wenig los. Schweigend gingen sie zu ihrem Trakt. Schultes Lederstiefel knarzten bei jedem Schritt.
    »Ist doch ein guter Einstieg, finden Sie nicht?«, meinte sie irgendwann. »Dabei sah es zuerst ziemlich schlecht aus. Gleich am ersten Arbeitstag einen riesigen Albtraumfall, mit Fernsehen und allem. Aber dann … Ein paar Tage später haben Sie die Identität des Kindes und die Tatverdächtigen.« Sie lächelte schief. »Dabei kennen Sie noch nicht mal die Namen von allen Mitarbeitern.«
    »Ich habe einfach nur Glück gehabt«, gab er zurück.
    »Trotzdem. Sie sind der Mann der Stunde. Warten Sie erst ab, was in den Medien los sein wird. Sie werden ein Held sein. Ich bin gespannt, wie Brüse Ihnen den Glanz wieder nehmen will. Diesmal wird er es schwer haben, alle Lorbeeren für sich selbst …« Sie stockte. Offenbar bemerkte sie, dass sie im Begriff war, in Gegenwart ihres Vorgesetzten schlecht über den Kriminaloberrat zu sprechen.
    »Schon gut«, sagte er und zwinkerte. »Brüse ist ein Idiot. Das hab ich auch schon gemerkt.«
    Sie lächelte gequält und schwieg.
    Böttger trat vor und öffnete die Tür des Gruppenraums. Ein halbes Dutzend Kollegen saß rund um den Konferenztisch und trank Kaffee. Als sie sahen, wer da durch die Tür trat, brach Jubel aus. Böttger und die Schulte wurden beklatscht wie auf einem kleinen Rockkonzert.
    Harald tauchte in der Zwischentür auf. »Spontaner Szenenapplaus«, kommentierte er. »Das gibt’s nicht alle Tage.«
    Böttger war es unangenehm. Er hob die Hände und bat um Mäßigung. An Harald gewandt fragte er: »Dann hat sich schon rumgesprochen, was die Durchsuchung erbracht hat?«
    »Wie ein Lauffeuer, natürlich. Brüse hat schon die Presse einbestellt, um ihnen brühwarm die Neuigkeiten aufzutischen.«
    »Wieso wartet er nicht wenigstens ab, bis wir mit den Vernehmungen angefangen haben?«
    »Du kennst ihn doch. Er kann nicht anders. Wenn er Glück hat, kommt er heute ins Fernsehen.«
    Die Schulte hörte brav weg, dann schnappte sie sich eine Kaffeetasse und ging zu den Kollegen. Offenbar wollte sie sich auf neutrales Gebiet zurückziehen.
    Er setzte sich zu den anderen, um die nächsten Schritte zu besprechen. Volker Blank war auf dem Weg hierher, sie hatten ihn in seiner Firma abgeholt. Beate Heitbrink hockte bereits unten in Gewahrsam. Fehlte nur noch Wolfgang Blank, der Hofherr. Von dem hieß es, er wäre bei der Jagd. Ein paar Kollegen waren unterwegs, ihn in seinem Jagdrevier aufzulesen, doch bislang waren sie offenbar noch nicht erfolgreich gewesen.
    Böttger entschuldigte sich und ging nach nebenan in sein Büro. Er wollte die Pause nutzen und seine Frau anrufen. Das war längst überfällig. Auch heute hatte er es noch nicht geschafft, sich bei ihr zu melden. Die Arbeit forderte einfach zu viel von ihm. Ihr neues Zuhause, der Garten, ihre alten Freunde, die noch in der Gegend lebten. Für nichts hatte er Zeit, und das ärgerte ihn.
    Er ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl fallen. Sein Computer war eingeschaltet, auf dem Bildschirm war die Startseite eines Nachrichtenmagazins zu sehen. Er checkte kurz seine E-Mails, dann lehnte er sich zurück und griff nach dem Telefon.
    Sein Blick fiel auf die Nachrichtenwebsite. Selbstmordanschläge im Irak, Tropenstürme im Golf von Mexiko. Er massierte sich die Nasenwurzel. Das Freizeichen ertönte. Ein vertrautes Wort fiel ihm ins Auge: Marienbüren. Er sah genauer hin. Im Liveticker war eine Eilmeldung aufgetaucht. »Tatverdacht im Mordfall des unbekannten Kindes in Westfalen. Polizei nimmt Hausdurchsuchung vor.« Reflexartig legte er den Hörer auf die Gabel. Er starrte auf den Computer. Das war unmöglich. Wie konnten die so schnell davon erfahren haben?
    Dann begriff er. Renate. Natürlich. Sie steckte dahinter. Sie hatte nichts Besseres zu tun gehabt, als die Informationen sofort an die Öffentlichkeit zu tragen. Und er hatte das zu verantworten. Er

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