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Schlafende Geister

Schlafende Geister

Titel: Schlafende Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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würde –, doch dann merkte ich, wie spät es war und dass ich um sechs bei Helen Gerrish sein musste. Also verabschiedeten wir uns und ich rief ein Taxi. Bis es kam, hatte ich schnell geduscht, die blutbefleckten Sachen gewechselt und war wieder bereit, der Welt ins Auge zu sehen.
     

4
    Helen Gerrish wohnte mit ihrem Mann in einem kleinen roten Backsteinhaus in Stangate Rise, einer modernen Pendlersiedlung ungefähr vier Kilometer außerhalb der Stadt. Es war eine dieser Siedlungen mit Hunderten von Häusern, die alle gleich aussehen, sodass man sich dort leicht verirrt. Was mir auch passierte. Das war der eine Grund, weshalb ich erst um kurz vor sieben bei ihnen ankam. Ein weiterer Grund war, dass sich die Werkstatt noch immer nicht hatte blicken lassen, um die Scheibe von meinem Wagen zu reparieren, und da es weiter in Strömen goss, hatte ich knapp zwanzig Minuten gebraucht, um das Fenster mit einer Reihe alter Plastiktüten und ungefähr einem Kilometer grauem Klebeband zu flicken, ehe ich losfahren konnte. Und ein dritter Grund war, dass ich unterwegs anhalten musste, um einen Anruf von DCI Bishop entgegenzunehmen.
    Es war merkwürdig, seine Stimme wiederzuhören. Ich hatte ihn zum letzten Mal vor achtzehn Jahren bei der Beerdigung meines Vaters gesehen, doch auch wenn er damals nur kurz mit mir gesprochen hatte – eine äußerst knappe Beileidsbekundung –, erkannte ich seinen ruppigen Essex-Akzent sofort.
    »John Craine?«, fragte er, als ich ans Handy ging.
    »Ja?«
    »DCI Bishop. Ihre Sekretärin hat mich heute Nachmittag angerufen.«
    »Ja, danke für –«
    »Wieso interessieren Sie sich für Anna Gerrish?«
    »Hat meine Sekretärin Ihnen das nicht gesagt?«
    »Ich frage Sie.«
    Ich seufzte. »Ich bin angeheuert worden, ihr Verschwinden zu untersuchen –«
    »Wer?«
    »Sie meinen, von wem.«
    »Was?«
    »Nichts …«
    »Wer hat Ihnen den Auftrag gegeben?«
    »Tut mir leid, aber da brauche ich erst die Erlaubnis meines Mandanten, ehe –«
    »Was sollen Sie für Ihren Mandanten tun?«
    »Anna finden.«
    »Und wie wollen Sie das anstellen?«
    Ich zündete eine Zigarette an. »Schauen Sie, das Einzige, was ich will –«
    »Sie sind der Sohn von Jim Craine, stimmt’s?«
    »Ja …«
    »Wahrscheinlich erinnern Sie sich nicht an mich, aber ich hab früher mit Ihrem Vater gearbeitet.«
    »Doch, ich erinnere mich.«
    Er unterbrach sich einen Moment, und auch wenn es nur ein sehr leichtes Zögern war, reichte es, um mir ein ebenso leichtes Gefühl von Genugtuung zu geben.
    »Und«, sagte Bishop und schnaubte verlegen. »Sie ziehen den Fall also durch, ja?«
    »Ist das ein Problem?«
    »Nicht, solange Sie mich bei allem auf dem Laufenden halten, was Sie tun.«
    Ich sagte nichts dazu.
    Bishop schnaubte wieder. »Arbeiten Sie jetzt im Moment auch gerade dran?«
    Ich hätte ihn wahrscheinlich anlügen können. Oder ihm sagen können: Verpiss dich. Aber ich hielt es für besser, ihn nicht unnötig zu verärgern. »Ich bin auf dem Weg zu Annas Wohnung«, erklärte ich ihm.
    »Wozu?«
    »Weiß ich noch nicht … Ich dachte einfach, ich seh mich kurz um. Ist das okay für Sie? Ich meine, der Zutritt ist doch nicht verboten, oder?«
    »Nein … aber Sie werden dort nichts finden. Wir waren schon da.«
    »Es macht mir nichts aus, meine Zeit zu vergeuden.«
    »Ja, gut … solange Sie nicht meine vergeuden.«
    »Ich werde versuchen, es zu vermeiden.«
    »Gut. Und was ist mit dem Termin?«
    »Mit welchem Termin?«
    »Ihre Sekretärin sagte, Sie wollen einen Termin.«
    »O ja, richtig.«
    »Was wollen Sie von mir?«
    »Alles, ehrlich gesagt. Was immer Sie bereit sind, mir über den Fall Anna Gerrish preiszugeben. Natürlich verstehe ich, dass Sie keine Details Ihrer Untersuchungen rausrücken können …«
    Ich verstummte, leicht überrascht, dass Bishop mich nicht längst unterbrochen hatte, um mir zu sagen, er habe weder Zeit noch Lust, mir überhaupt was preiszugeben, und als sich das Schweigen im Telefon zu einer relativen Ewigkeit von drei, vier Sekunden dehnte, fragte ich mich, weshalb er verdammt noch mal derart lange brauchte. Entweder du triffst dich mit mir oder du lässt es bleiben, dachte ich. Darüber muss man doch nicht endlos nachdenken.
    Und dann, ziemlich überraschend, war seine Stimme wieder in der Leitung. »Morgen früh, 11.30 Uhr«, sagte er brüsk. »In den CID-Büros am Eastway. Ich hab nur zehn Minuten, also kommen Sie pünktlich.«
    Und das war’s. Kein Abschiedsgruß, kein »Dann

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