Schlafende Geister
es irgendwo auf, wo es nicht verloren gehen kann.«
Es war Cals Idee, zuerst das Autokennzeichen zu überprüfen.
»Dauert nicht lange«, erklärte er mir. »Wenn wir rausgefunden haben, was immer wir rausfinden werden, können wir entscheiden, wie wir es Bishop beibringen.« Er ging hinüber an seinen Arbeitsplatz und tippte wieder auf seinem Laptop rum. »Ich sitz übrigens immer noch an der anderen Autonummer, die du mir gegeben hast«, sagte er. »Von dem Renault.«
»Und? Was gefunden?«
»Noch nicht. Muss noch ein paar Sachen ausprobieren, sieht aber im Moment nicht sehr gut aus.«
»Okay. Sag Bescheid, wenn du irgendwas findest.«
Während Cal die Fahrzeugdaten eingab, die ich ihm genannt hatte, rief ich kurz Ada im Büro an.
»Ich bin bei Cal«, erklärte ich ihr. »Er hilft mir im Fall Anna Gerrish.«
»Und, wie läuft’s? Kommen Sie weiter?«
»Na ja, geht so …«
»Geht so?«
»Ist kompliziert. Könnte sein, dass Bishop irgendwas damit zu tun hat. Persönlich, meine ich.«
»Ehrlich?«
»Ich hab noch keinen Beweis, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er irgend wie in der Geschichte drinhängt. Er hat mir klargemacht, dass ich die Finger von der Sache lassen soll, und ich hab das deutliche Gefühl, dass er mich beschatten lässt.«
»Hat er auch was damit zu tun, dass Sie vorgestern Nacht zusammengeschlagen wurden?«
»Woher wissen Sie das?«
»George Salvini. Er meinte, sie hätten ausgesehen, als ob sie in einen Fleischwolf geraten wären.«
»So schlimm war’s nicht, Ada.«
»Sie hätten’s mir sagen sollen.«
Ja, ich weiß. Tut mir leid. Hatte ich vor, wenn –«
»War das Bishop?«
»Keine Ahnung … ich bin ziemlich sicher, dass er keiner der Männer war, die mich überfallen haben, aber es kann sein, dass er dahintersteckt.«
Ada seufzte. »Gibt es sonst noch was, das Sie mir nicht erzählt haben?«
Ich erwog einen Moment, sie anzulügen, aber ich wusste, dass sie das mit der Anklage wegen Trunkenheit am Steuer sowieso rausfinden würde, also konnte ich es ihr auch gleich sagen. »Ich bin letzte Nacht verhaftet worden.«
»Oh, John …«
»Schon gut«, erklärte ich ihr. »Es war eine Falle. Ich hab eigentlich gar nichts getan .«
»Was hat man gegen Sie vorgebracht?«
»Illegaler Besuch des Straßenstrichs und Alkohol am Steuer. Aber wie gesagt –«
»Sie waren auf dem Strich?«
»Es war eine Falle, Ada.«
»Und das mit dem Alkohol am Steuer? Waren Sie über dem Grenzwert?«
»Hm, ja, aber –«
»Scheiße, John. Das heißt, Sie sind wahrscheinlich Ihren dämlichen Führerschein los.«
»Ich weiß«, sagte ich und schaute hinüber zu Cal. Er schnippte mit den Fingern und deutete auf den Laptop-Bildschirm. »Ich muss Schluss machen, Ada«, sagte ich. »Wir reden später drüber. Aber hören Sie, wenn Bishop oder jemand anderes von der Polizei anruft –«
»Weiß ich nicht, wo Sie sind.«
»Danke. Ich komm vielleicht später noch rein, doch ich weiß noch –«
»Halten Sie mich einfach auf dem Laufenden, John. Okay?«
»Ja.«
»Versprochen?«
»Hand aufs Herz.«
»Und seien Sie vorsichtig, ja?«
»Mach ich.«
Ich beendete das Gespräch, zündete eine Zigarette an und ging hinüber zu Cal.
»Ich hab’s«, sagte er und zeigte auf den Laptop-Bildschirm. »Der Nissan ist zugelassen auf einen gewissen Charles Raymond Kemper, 52 Jahre alt, keine Punkte, wohnt in Leicester.«
»Leicester?«
»Ja, ich hab schon mal schnell alle üblichen Datenbanken durchgeschaut – Telefon, Strom, Wasser, Gas, Kommunalsteuer, Wählerverzeichnis –, aber bis jetzt hab ich nichts gefunden.« Er sah mich an. »Sagt dir der Name was?«
»Charles Raymond Kemper …?« Ich schüttelte den Kopf. »Nicht dass ich wüsste.«
»Ich check ihn noch weiter«, sagte Cal. »Mal schauen, was ich finde.«
»Okay, aber lass das jetzt erst mal. Ich will noch was anderes von dir. Und wir müssen das mit dem Autokennzeichen Bishop stecken.«
»Hast du seine Handynummer?«
»Glaub schon«, sagte ich, zog Bishops Visitenkarte aus der Tasche und sah sie an. »Ja, hier ist sie. Was sollen wir deiner Meinung nach tun? Ihm nur das Kennzeichen simsen?«
Cal nickte. »Es gibt keinen Grund, wieso wir ihm sagen sollten, dass wir auch den Namen wissen. Willst du die SMS anonym schicken?«
Ich dachte darüber nach, dann schüttelte ich den Kopf. »Wenn er nicht weiß, von wem sie kommt, denkt er vielleicht, Tasha hat sie geschickt. Du weißt schon, er könnte denken, sie
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