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Schlafende Geister

Schlafende Geister

Titel: Schlafende Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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auf der Tastatur rumzutippen. »Du hast doch nicht wirklich geglaubt, es wäre live, oder?«
    Ich lehnte mich in den Stuhl zurück, rieb mir die Augen und versuchte, mich wieder in die Wirklichkeit zu holen. Ich wusste genau, wo ich war und was ich die letzten paar Stunden getan hatte. Trotzdem hatte ich dieses seltsame Gefühl – so eine Art langsam wieder einsetzendes Bewusstsein –, wie man es auch am Ende eines packenden Films haben kann. Und das wiederum machte, dass ich mich richtig unwohl fühlte. Denn was ich gerade erlebt hatte, war kein Film … es war keine Vorführung, die von Schauspielern in Szene gesetzt wurde. Es war echt. Ein echtes Mädchen stieg in ein echtes Auto mit einem echten Mann … einem Mann, der wahrscheinlich kurz davor war, sie umzubringen.
    Daran war überhaupt nichts Packendes .
    »Da«, sagte Cal. »Schärfer als so krieg ich’s nicht.«
    Ich schaute auf den Bildschirm. Er hatte die Aufzeichnung der Überwachungskamera zurückgespult und das Bild angehalten, genau bevor der Wagen aus dem Blickfeld verschwand. Das Standbild war immer noch ziemlich unscharf und körnig, aber es zeigte deutlich einen Mann auf dem Fahrersitz und ein Mädchen auf dem Beifahrersitz, und als ich die Augen halb schloss und die Gesichter anblinzelte, konnte man gerade so eben sehen – oder sich zumindest einbilden –, dass der Mann Tashas Beschreibung entsprach und das Mädchen Anna war. Aber natürlich war meine Vorstellung von der Tatsache beeinflusst, dass ich ja wusste, es war Anna.
    »Was meinst du?«, fragte Cal.
    »Ist das das Beste, was du rausholen kannst?«
    »Ich könnte es noch vergrößern, aber dann würde es nur noch verschwommener.«
    »Schärfer kriegst du es also nicht?«
    »Nein … ich kenne jemanden in den Staaten, der es vielleicht ein bisschen aufputzen könnte. Aber der ist richtig teuer und er hat eine echt lange Warteliste. Wahrscheinlich könnte er es in den nächsten Wochen nicht machen, vielleicht nicht mal in einem Monat.«
    Ich beugte mich wieder vor und blinzelte die Gesichter an. »Es könnte Bishop sein …«
    »Es könnte jeder sein.«
    »Was ist mit dem Wagen?«
    »Eindeutig ein Nissan Almera.«
    »Echt?«
    »Ja, aber das Nummerschild kann ich nicht lesen.«
    Ich lehnte mich zurück, zündete eine Zigarette an und schaute auf meine Uhr. Es war kurz nach vier. Tief in meinem Innern spürte ich wieder die leichten Regungen des schwarzen Orts und ich wusste, es würde nicht mehr allzu lange dauern, bis er mich hinabziehen würde in seine Leere. Aber er war noch nicht ganz bereit für mich. Und die schwarzen Pillen in meiner Tasche würden mir helfen, ihn noch eine Weile auf Distanz zu halten.
    »Um wie viel Uhr wird es dunkel?«, fragte ich Cal.
    Er zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Sechs, halb sieben …? Wieso?«
    »Die Great Hey Road …«, sagte ich und schaute auf das erstarrte Bild auf dem Laptop-Bildschirm. »Die führt doch weiter bis runter zur Küste, oder?«
    »Ja«, sagte Cal und sah mich stirnrunzelnd an, nicht sicher, wieso ich das fragte. »Sie führt raus, an den Ranges vorbei, durch diese ganzen kleinen Dörfer … und endet auf Hale Island.«
    Ich nickte, weil ich mich jetzt erinnerte. Ich war seit Jahren nicht mehr auf Hale Island gewesen, doch als ich ein Kind war, fuhren wir sonntagnachmittags oft zu Familienspaziergängen an die Küste – meine Mutter und mein Vater gingen zusammen den Strand entlang und redeten leise miteinander, während ich allein hin und her lief, den Flutsaum auf und ab, Müll herumkickte und nach Schätzen Ausschau hielt – Wellhornschnecken, Venusmuscheln, Haifischzähnen …
    Damals war ich glücklich.
    »John?«
    Ich sah Cal an.
    Er sagte: »Alles in Ordnung mit dir? Du siehst ein bisschen –«
    »Kannst du mal schauen, ob du noch mehr Überwachungsbilder von dem Nissan findest?«, fragte ich ihn und stand auf. »Damit wir sehen, wohin der Kerl mit Anna gefahren ist?«
    Cal nickte. »Kann ich versuchen … Es gibt noch ein paar Network-Railway-Kameras, die ihn aufgenommen haben könnten, doch die stehen alle vor dem Abzweig zurück in die Stadt. Danach … das muss ich rausfinden, aber ich fürchte, da kommen nicht mehr viele an der Great Hey Road.« Er sah mich an und runzelte wieder die Stirn. »Wo willst du hin?«
    »Ich fahr da mal raus, bevor es zu dunkel wird.«
    »Wo raus?«
    Ich schaute wieder auf das Bild auf seinem Laptop. »Ich starte an der Parkbucht und dann … keine Ahnung. Fahr ich

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