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Schlafende Geister

Schlafende Geister

Titel: Schlafende Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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einfach überlegt, ob du nicht vielleicht irgendwas hast, was mich für eine Weile auf Trab hält.«
    »Schon, ja …«, sagte Cal zögernd. »Aber ich dachte … ich meine, hattest du nicht damit aufgehört?«
    »Ich brauch nur für heute was, das ist alles.«
    »Gut, okay … wenn du dir sicher bist …«
    Ich sagte nichts, sondern sah ihn nur an.
    Er erwiderte meinen Blick – und ich sah die Sorge in seinen Augen –, doch dann nickte er bloß, stand auf und ging ins Schlafzimmer. Als er zurückkam, nun vollständig angezogen, hatte er ein braunes Tablettenfläschchen in der Hand.
    »Das hier sind Black Bomber«, sagte er und reichte mir das Fläschchen. »Die gibt’s heute so gut wie gar nicht mehr, aber ich hab da diesen Portugiesen … egal … das sind jedenfalls langsam wirkende Amphetamine. Davon brauchst du immer nur eine.«
    Ich sah auf das Fläschchen. Es enthielt etwa ein halbes Dutzend glatte schwarze Kapseln.
    »Danke, Cal«, sagte ich, nahm eine heraus und spülte sie mit einem Schluck Kaffee runter.
    »Ja, gut …«, sagte er vorsichtig. »Pass nur auf, dass du von denen nicht durchknallst, ja? Ich meine, Scheiße, wenn Stacy hier wär …«
    »Ich weiß«, sagte ich. »Sie würde mich umbringen.«
    Wir sahen uns eine Weile schweigend an und ich wusste, dass wir beide dieselbe Leere spürten, die nicht zu füllen war – die verzweifelte Gewissheit, dass Stacy nicht da war und nie mehr da sein würde …«
    »Okay«, sagte ich zu Cal und zündete mir eine Zigarette an. »Dann lass uns loslegen.«
     
    Nachdem ich ihm alles erzählt hatte, was ich über den Fall wusste, und dazu das, was mir in den letzten paar Tagen passiert war, saß Cal eine Weile nur da und sagte nichts, sondern dachte bloß schweigend über alles nach. Was mich betraf, so hatten die Amphetamine inzwischen angefangen zu wirken. Untypischerweise machten sie mich kein bisschen überdreht. Stattdessen schwirrte mein Kopf allmählich wieder von lauter frischen Ideen und neuen Möglichkeiten: Anna Gerrish, Mick Bishop, dem Typen im Nissan …
    »Also«, sagte Cal schließlich, »du glaubst , dass Bishop deine Sachen durchgesehen hat, als du eingesperrt warst, aber sicher bist du dir nicht?«
    »Na ja, nein … sicher nicht. Aber –«
    »Gib mal dein Telefon.«
    »Was?«
    »Dein Handy, zeig’s mir mal eben.«
    Ich zog das Handy aus der Tasche und reichte es ihm. Er warf einen Blick auf die Anschlussbuchsen, dann erhob er sich aus dem Sofa – wir saßen diesmal in dem kleinen Wohnbereich –, ging hinüber an einen der Arbeitstische und durchstöberte ein Gewirr von Kabeln.
    »Wann bist du im Polizeirevier angekommen?«, fragte er mich.
    »Weiß nicht genau … so gegen elf, schätz ich.«
    Er hatte das Kabel gefunden, nach dem er suchte, und ich schaute zu, wie er ein Ende in mein Handy und das andere in ein tragbares Gerät steckte, das ein bisschen so aussah wie ein Kreditkarten-Lesegerät. Er schloss das Gerät an einen Laptop an, tippte auf dem Handy herum, wartete eine Weile, dann drückte er ein paar Tasten auf dem Gerät und verfolgte, wie der Datenstrom auf dem Laptop-Bildschirm erschien. Er zündete eine Zigarette an und betrachtete eine Weile den Bildschirm, scrollte rauf und runter, sah die Informationen durch. Dann nickte er vor sich hin und wandte sich wieder zu mir um.
    »Auf dein Handy wurde heute um 2.17 Uhr zugegriffen«, sagte er. »Ich nehme an, du selber kannst das nicht gewesen sein.«
    »Nein, zu der Zeit war ich eindeutig eingebuchtet.«
    »Okay, also, wer immer es war, er hat sich ordentlich in deinem Telefonbuch, deinen SMS, deinem Anrufverzeichnis … ehrlich gesagt in so ziemlich allem umgeschaut.« Er kam wieder zum Sofa und gab mir mein Handy zurück. »Ist übrigens sauber. Keine Wanze, kein Peilsender.«
    »Danke.«
    Er setzte sich hin. »Also, im Grunde genommen hat Bishop – wenn er es war, der deine Sachen durchgesehen hat – jetzt alle Informationen, die auf deinem Handy gespeichert sind, wen du angerufen hast, wer dich angerufen hat, wer in deinem Telefonbuch steht …«
    »Du stehst in meinem Telefonbuch«, sagte ich, als es mir plötzlich bewusst wurde. »Mit allen deinen Nummern … und ich hab dich vor Kurzem angerufen.«
    »Kein Problem«, sagte Cal. »Er landet sowieso nirgends, wenn er versucht, meine Nummern zurückzuverfolgen. Aber wenn es sonst noch was gibt … du weißt schon, jemand in deinem Telefonbuch oder jemand, den du angerufen hast … irgendwas, das

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