Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schlafende Geister

Schlafende Geister

Titel: Schlafende Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
Vom Netzwerk:
Leuten erfahren.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Sie haben kein Recht –«
    »Hör zu, Wichser «, zischte er, beugte sich zu mir rüber und starrte mir in die Augen. »Das hier geht nur dich und mich an, sonst niemanden. Verstanden? Nur dich und mich. Und was du noch wissen sollst: Ich kann verdammt noch mal machen, was ich will.« Er hob die Hand und zeigte mit dem Finger auf mich. »Und du «, sagte er, den steifen Finger in meine Brust stoßend. »Du kannst einen Scheiß dagegen tun.« Er lächelte mich kalt an. »Du glaubst, letzte Nacht war beschissen? Ich sag dir, wenn du mich noch ein Mal verarschst, sorg ich dafür, dass du den Rest deines verdammten Lebens mit den übelsten Arschlöchern in eine Zelle kommst, die du dir vorstellen kannst. Die reißen dir das Gesicht auf und pissen ins Loch. Die ficken dich, bis du ohnmächtig wirst, einer nach dem andern. Und danach machen sie es noch mal und noch mal und noch mal. Und am Ende wirst du flehen, dass dir einer von ihnen deine beschissene Kehle durchschneidet.« Er lächelte wieder. »Siehst du das vor dir?«
    »Ja«, sagte ich. »Ich seh es vor mir.«
    »Gut.« Er tätschelte mir die Schulter. »Und jetzt verpiss dich aus meinem Wagen.«
     

14
    Das Mädchen, das mich diesmal bei Cal ins Haus ließ, war groß und schlank, mit hüftlangen roten Haaren und Augen wie ein Roswell-Alien. Sie trug schwarzen Lippenstift und eine lange schwarze Wolljacke, und während sie mich hinunter zu Cals Kellerwohnung führte, sprach sie kein einziges Wort. Lächelte nicht mal, sondern wartete nur, dass Cal die Tür aufmachte, sah ihn kurz an und entschwebte dann wieder die Treppe hinauf.
    »Ist die auch vom Zirkus?«, fragte ich Cal, während er mich hereinführte.
    »Nein, aus Birmingham.«
    Er war barfuß und trug nur ein T-Shirt und Boxershorts, weshalb ich annahm, dass er gerade erst aufgestanden war.
    »Soll ich später wiederkommen?«, fragte ich.
    »Wieso?«, sagte er und zündete sich eine Zigarette an.
    Dann hörte ich die Klospülung rauschen, und als ich zum Bad hinüberschaute, sah ich die zierliche Gestalt von Barbarella Barboni, der gefeuerten Akrobatin, herauskommen. Sie war nackt, aber meine Gegenwart schien sie nicht zu stören.
    »Hi«, sagte sie, hob die Hand und lächelte mich an. Sie schaute zu Cal. »Gibt’s irgendwo Kaffee?«
    Cal nickte. »Das ist übrigens John, mein Onkel … du hast ihn schon mal getroffen.«
    Sie lächelte wieder zu mir herüber. »Ja.«
    »Hör zu, Barb, wir müssen was erledigen …«
    »Kein Problem«, sagte sie leichthin. »Ich zieh mich nur schnell an, dann lass ich euch allein.«
    Cal sah ihr nach, wie sie in sein Schlafzimmer ging, dann wandte er sich wieder mir zu. »Willst du Kaffee?«
    »Ja, bitte.«
    Er sah mich einen Moment an. »Du siehst echt scheiße aus, John.«
    »Danke.«
    »Willst du was essen?«
    Eigentlich esse ich nicht gern. Für mich ist Essen nichts als ein Tankvorgang, etwas, was man tun muss, um am Leben zu bleiben. Und vor allem mag ich nicht essen, wenn das Ganze in irgendeinem sozialen Zusammenhang steht. Deshalb ist meine spontane Antwort, wenn ich gefragt werde, ob ich was essen möchte, immer Nein. Und fast hätte ich auch zu Cal Nein gesagt. Doch bei der Erwähnung von Essen merkte ich plötzlich, dass ich schon lange nichts mehr zu mir genommen hatte und tatsächlich vor Hunger starb.
    Also sagte ich: »Danke, was zu essen wäre nicht schlecht.«
    »Was möchtest du?«
    »Hast du Eier?«
    »Was für Eier?«
    »Hühner?«
    »Wie wär’s mit Eiern Benedict? Ich mache ausgezeichnete Eier Benedict.«
    Ich wusste nicht mal, was Eier Benedict waren. Und zwanzig Minuten später, nachdem uns Barbarella allein gelassen und ich mit Cal zusammen einen großen Teller davon verdrückt hatte, wusste ich es immer noch nicht. Doch sie erfüllten ihren Zweck. Sie stopften ein Loch. Und zusammen mit drei Tassen Kaffee gaben sie mir den dringend nötigen Energieschub.
    Trotzdem reichten sie nicht.
    »Hör zu, Cal«, sagte ich. »Ich brauch unbedingt deine Hilfe bei etwas.«
    »Okay.«
    »Nein, hör einfach zu. Ich erklär dir gleich alles und ich sage dir auch, was du tun sollst, aber zuallererst … na ja, die Sache ist die, ich bin im Moment total im Arsch. Ich hab nonstop an dem Fall gearbeitet und seit wer weiß wie lange nicht mehr geschlafen. Und wie’s aussieht, wird es heute auch wieder so eine endlose Schinderei.« Ich sah ihn an. »Deshalb hab ich mir gedacht … versteht du … also, ich hab

Weitere Kostenlose Bücher